Totgesagte
leben länger. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ist ein
hervorragendes Beispiel dafür: Dass er den Parteitag im vergangenen
Herbst überstehen würde, haben viele bezweifelt. Dass er seine
Ämter verlieren würde, wenn die Steuerreform (wie dann auch
geschehen) ohne eine Reichensteuer kommt, schien klar zu sein. Beide
Male überraschte er – und konnte sich halten. Beliebig oft lassen
sich solche Dinge allerdings nicht wiederholen. Irgendwann ist auch
Faymanns Glücksbudget erschöpft. Und dieser Zeitpunkt rückt
unweigerlich näher.
Am
Sonntag finden zwei Landtagswahlen statt. Bei
den Landtagswahlen am Sonntag geht es auch um die Bundespolitik:
Verdrängt die ÖVP in der Steiermark die SPÖ von der Spitze, erhöht
das den Druck auf Bundeskanzler Faymann und Wiens Bürgermeister
Häupl.
Wobei
es vor allem darum geht, wie sich die Sozialdemokraten schlagen
werden: LH Franz Voves in der Steiermark und LH Hans Niessl im
Burgenland. Niessl dürfte sich keine Blöße geben. Doch wird Voves
ein drittes Mal die Nase vorne haben? Wenn ihm das gelingt, dann wird
er, der das Land saniert hat, unangreifbar. Was er auch Faymann
spüren lassen wird. Gebrochen hat er mit diesem ja schon. Und sich
ganz nebenbei hinter den Mann gestellt, der auf dem Wiener Parkett
bereits fix als der nächste SPÖ-Vorsitzende und Kanzlerkandidat
gehandelt wird: ÖBB-Chef Christian Kern.
Als
Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) vor einigen Monaten im
Auftrag von Faymann verkündete, Kern habe nicht das Zeug zum
Politiker, passierte Bemerkenswertes: Voves lud Kern demonstrativ zum
Grazer Opernball ein und hofierte ihn dort wie einen Staatsgast.
Damit waren die Fronten geklärt.
Was
Voves und Kern verbindet, ist ihre Laufbahn: Beide sind nicht
Berufspolitiker, sondern haben auch in der Wirtschaft gearbeitet.
Voves als Versicherungsmanager, Kern als Bahnchef. In solchen
Funktionen lernt man, Ideologien hintanzustellen, Entscheidungen zu
treffen und auch einmal durchzugreifen. Eigenschaften also, die
Faymann fremd sind.
Im
Burgenland kämpft die SPÖ zwar um das 18. Landtagsmandat, das so
wie bisher keine Mehrheit gegen sie zulassen würde. An
Landeshauptmann Hans
Niessl wird
aber auch nach dieser Wahl kein Weg vorbeiführen. Und in der
Steiermark wird das Duo Franz
Voves(SPÖ)
und Hermann
Schützenhöfer (ÖVP)
für den Mut zu weit reichenden Reformen in der abgelaufenen
Legislaturperiode bezahlen und Stimmen verlieren. So wie’s
ausschaut, werden sich die Verluste aber in Grenzen halten.
Verliert
Voves die Wahl, wird’s für Faymann ebenfalls ernst: Dann wird die
Abwicklung der einst stolzen Sozialdemokratie munter fortgesetzt. Und
das wird irgendwann auch den Bundesparteichef den Job kosten. In
Westösterreich existiert die SPÖ de facto nicht mehr. In der
Steiermark wird sich die Zukunft am Sonntag entscheiden. Und dann
kommen im Herbst noch zwei Schicksalswahlen: In Wien droht der Partei
unter Michael Häupl ein Debakel. Dasselbe gilt für Oberösterreich,
wo von den einstigen Arbeiterhochburgen nichts mehr übrig ist.
Spätestens dann jedenfalls braucht die Sozialdemokratie einen
Vorsitzenden, der sie wieder aufrichten kann.
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