BERLIN –
Die
landeseigene Wohnungsgesellschaft degewo will die Miete ihrer
Neubauten um einen Euro pro Quadratmeter senken. Das kündigte das
Vorstandsmitglied Kristina Jahn an.
Der
Wohnungsunternehmens-Verband BBU (700.000 Wohnungen in Berlin) hatte
ermittelt, dass eine
neue Wohnung inzwischen elf Euro kalt pro Quadratmeter kosten müsste.
Für sehr viele Berliner unerschwinglich.
Die
degewo will das Ziel niedrigerer Neubaumieten unter anderem dadurch
erreichen, dass Planungen nicht mehr vergeben werden, sondern
weitgehend in einem eigenen Büro mit 38 Architekten und
Bauingenieuren erledigt werden – dem „bauWerk“.
Weitere
Spar-Möglichkeiten sehen die Planer um die Bauingenieurin Jacqueline
Brüschke im Einsatz von Fertigteilen, standardisierten Bauelementen
wie Fenster oder Balkon-Brüstungen, kleineren „Verkehrsflächen“
wie Treppenhäuser und Flure.
Das
Unternehmen will sich weiterhin an Wiener Vorbildern orientieren.
Während man in Berlin erst am Ende eines Baus weiß, was er gekostet
hat und folglich auch erst dann, wie hoch die Mieten sind, macht es
Wien anders.
Die
Stadt meldet Interesse an einem Wohnungsbau an – private und
städtische Wohnungsunternehmen bewerben sich dann zusammen mit der
ausführenden Firma. Kosten und Architektur werden ausgewertet, der
Wettbewerbsgewinner baut, und Wien weiß schon jetzt, was es kosten
wird. Die degewo (75.000 Wohnungen) hat gelernt, dass die Wiener
deshalb schneller, günstiger und besser am Bedarf orientiert bauen.
Vor
Planung eines Baus soll auch herausgefunden werden, was für ein Haus
gewünscht ist. Dazu werden Informationen aus den Kundenbüros, dem –
falls vorhanden – Quartiersmanagement – und bei den
Mieterbeiräten umliegender degewo-Gebäude gesammelt.
Dabei
kam heraus: Mieter wollen zum Beispiel Wohnungen ohne die gerade
modernen bodentiefen Fenster, weil sie dort keine Möbel hinstellen
können.
11.000
Wohnungen will die degewo in den nächsten zehn Jahren bauen. Nach
den neuen Maßstäben sind bereits 52 errichtet worden, 79 sind im
Bau, 737 sind in Vorbereitung oder Planung.
Fertig
ist ein Gebäude mit 52 Wohnungen in der Waldsassener Straße
(Marienfelde). Dort liegen die Mieten durchschnittlich bei 8,50 Euro,
die günstigsten Wohnungen bei 7 Euro - das Haus ist voll vermietet.
In dem Haus zahlte die degewo trotz guten Willens Lehrgeld: Die
Balkone haben offene Metall-Brüstungen – das erste, was Mieter
machten, war: Zum Baumarkt gehen und Sichtblenden kaufen.
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