Die Zeltstädte
werden auch bleiben, dass kann man ruhig voraussehen, ohne
Nostradamus zu sein. Zu viele kommen, haben schon die Österreicher
keine Wohnung, werden die Flüchtlinge in den Zelten bleiben müssen.
Schuld an der ganzen
Misere sind WIR. Wir haben Krieg geführt gegen Libyen, die EU, die
NATO, Europa. Wir sollten nicht vergessen, dass solange Gaddafi an
der macht war, es keine Flüchtlinge gegeben hatte. Da sind auch
Libyer gekommen, mit dem Flugzeug nach Malta, um zu saufen, sind dann
wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Jetzt kommen sie auf Booten um
zu bleiben! Aber von dem will niemand etwas wissen, schließlich
haben wir Libyen von einem Diktator befreit.
Die
Bilder wiederholen sich. Wenige Monate, nachdem die Schließung des
Asylwerber-Ausweichquartiers in Wien-Erdberg bekannt gegeben wurde,
halten vor dem mehrstöckigen Gebäude in der Erdbergstraße wieder
Lastwagen, Busse und Autos vollgestopft mit Kleidern und
Lebensmitteln.
Aufgrund
des starken Flüchtlingsstromes in den vergangenen Tagen (siehe
Artikel links) wird das Großquartier, das zur Entlastung des
Erstaufnahmezentrums Traiskirchen eröffnet wurde, wieder
aufgesperrt. Seit gestern, Freitag, ziehen die Menschen wieder ein,
heißt es aus dem Innenministerium: „Es ist nicht so, dass wir bis
nächste Woche warten können.“ Rund 300 Asylwerber – vorwiegend
aus Syrien, dem Irak und Afghanistan – werden in Erdberg in den
nächsten Tagen ihren Platz finden. Wie lang? Das ist noch offen,
ebenso, ob das Quartier noch aufgestockt wird. Theoretisch, heißt es
aus dem Ministerium, wäre Platz für 600 Menschen. Mit Wien sei
vorerst aber eine Belegung von 300 Asylwerbern ausgemacht worden.
Entscheidung der Ministerin
„Wien
hilft Menschen, die bedroht sind. Und das wird immer so sein“,
erklärt ein Sprecher von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ),
warum sich die Bundeshauptstadt bereit erklärt hat, Erdberg wieder
aufzusperren. Wobei die Zusage von Häupl eine Formsache sein dürfte.
„Die Bundesministerin kann das autonom entscheiden. Aber für
gewöhnlich werden die Länder vorinformiert“, erklärt der
Sprecher.
Schon
jetzt beheimatet die Bundeshauptstadt mehr Asylwerber als andere
Bundesländer, was auch ein Grund war, warum Häupl gegen Ende des
Jahres 2014 auf seine Vereinbarung mit Innenministerin Johanna
Mikl-Leitner (ÖVP) pochte, Erdberg nach Ende Jänner 2015 wieder zu
schließen. Der Forderung ist man, mit ein paar Tagen Verspätung,
auch nachgekommen.
Bei
seiner Eröffnung im September 2014 waren in der ehemaligen
Zollwachschule vor allem syrische und irakische Flüchtlinge
untergebracht. Anfang Dezember 2014 wurde die Strategie geändert.
Bis zu seiner Schließung im Jänner 2015 wohnten in Erdberg vor
allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – viele von ihnen
Afghanen. Man könne die Minderjährigen – die laut Gesetz eine
intensivere Betreuung benötigen – in Erdberg besser versorgen,
hieß es damals aus dem Innenministerium.
Schlechte Stimmung im Quartier
Die
vielen Jugendlichen ließen die Stimmung in dem Quartier aber kippen.
Jugendliche, die in Erdberg untergebracht waren, erzählten von
wiederholten Besuchen der Feuerwehr, weil andere Bewohner den
Feueralarm regelmäßig auslösten. Bei einer Schlägerei zwischen
einer Gruppe wurde auch ein Security-Mitarbeiter der Betreuer-Firma
ORS verletzt.
Auch
gab es laut den Bewohnern keine Deutschkurse, und es fehlte an
Kleiderspenden. Eine Gruppe syrischer Flüchtlinge berichtete der
„Presse“, dass sie noch Wochen nach ihrer Ankunft die Kleider
anhatten, die sie bei ihrer Flucht getragen haben. Wollten sie die
Kleider waschen, mussten die jungen Männer in ihren Zimmern sitzen,
bis Pullover und Hose wieder trocken waren. Alles Vorwürfe, die
seitens des Innenministeriums stets dementiert wurden.
("Die
Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2015)
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