Samstag, 16. Mai 2015

Zeltstädte - Flüchtlinge

Die Zeltstädte werden auch bleiben, dass kann man ruhig voraussehen, ohne Nostradamus zu sein. Zu viele kommen, haben schon die Österreicher keine Wohnung, werden die Flüchtlinge in den Zelten bleiben müssen.
Schuld an der ganzen Misere sind WIR. Wir haben Krieg geführt gegen Libyen, die EU, die NATO, Europa. Wir sollten nicht vergessen, dass solange Gaddafi an der macht war, es keine Flüchtlinge gegeben hatte. Da sind auch Libyer gekommen, mit dem Flugzeug nach Malta, um zu saufen, sind dann wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. Jetzt kommen sie auf Booten um zu bleiben! Aber von dem will niemand etwas wissen, schließlich haben wir Libyen von einem Diktator befreit.
 Die Bilder wiederholen sich. Wenige Monate, nachdem die Schließung des Asylwerber-Ausweichquartiers in Wien-Erdberg bekannt gegeben wurde, halten vor dem mehrstöckigen Gebäude in der Erdbergstraße wieder Lastwagen, Busse und Autos vollgestopft mit Kleidern und Lebensmitteln.
Aufgrund des starken Flüchtlingsstromes in den vergangenen Tagen (siehe Artikel links) wird das Großquartier, das zur Entlastung des Erstaufnahmezentrums Traiskirchen eröffnet wurde, wieder aufgesperrt. Seit gestern, Freitag, ziehen die Menschen wieder ein, heißt es aus dem Innenministerium: „Es ist nicht so, dass wir bis nächste Woche warten können.“ Rund 300 Asylwerber – vorwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan – werden in Erdberg in den nächsten Tagen ihren Platz finden. Wie lang? Das ist noch offen, ebenso, ob das Quartier noch aufgestockt wird. Theoretisch, heißt es aus dem Ministerium, wäre Platz für 600 Menschen. Mit Wien sei vorerst aber eine Belegung von 300 Asylwerbern ausgemacht worden.


Entscheidung der Ministerin

Wien hilft Menschen, die bedroht sind. Und das wird immer so sein“, erklärt ein Sprecher von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), warum sich die Bundeshauptstadt bereit erklärt hat, Erdberg wieder aufzusperren. Wobei die Zusage von Häupl eine Formsache sein dürfte. „Die Bundesministerin kann das autonom entscheiden. Aber für gewöhnlich werden die Länder vorinformiert“, erklärt der Sprecher.
Schon jetzt beheimatet die Bundeshauptstadt mehr Asylwerber als andere Bundesländer, was auch ein Grund war, warum Häupl gegen Ende des Jahres 2014 auf seine Vereinbarung mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) pochte, Erdberg nach Ende Jänner 2015 wieder zu schließen. Der Forderung ist man, mit ein paar Tagen Verspätung, auch nachgekommen.
Bei seiner Eröffnung im September 2014 waren in der ehemaligen Zollwachschule vor allem syrische und irakische Flüchtlinge untergebracht. Anfang Dezember 2014 wurde die Strategie geändert. Bis zu seiner Schließung im Jänner 2015 wohnten in Erdberg vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge – viele von ihnen Afghanen. Man könne die Minderjährigen – die laut Gesetz eine intensivere Betreuung benötigen – in Erdberg besser versorgen, hieß es damals aus dem Innenministerium.

Schlechte Stimmung im Quartier

Die vielen Jugendlichen ließen die Stimmung in dem Quartier aber kippen. Jugendliche, die in Erdberg untergebracht waren, erzählten von wiederholten Besuchen der Feuerwehr, weil andere Bewohner den Feueralarm regelmäßig auslösten. Bei einer Schlägerei zwischen einer Gruppe wurde auch ein Security-Mitarbeiter der Betreuer-Firma ORS verletzt.
Auch gab es laut den Bewohnern keine Deutschkurse, und es fehlte an Kleiderspenden. Eine Gruppe syrischer Flüchtlinge berichtete der „Presse“, dass sie noch Wochen nach ihrer Ankunft die Kleider anhatten, die sie bei ihrer Flucht getragen haben. Wollten sie die Kleider waschen, mussten die jungen Männer in ihren Zimmern sitzen, bis Pullover und Hose wieder trocken waren. Alles Vorwürfe, die seitens des Innenministeriums stets dementiert wurden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2015)


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