Wien
(OTS/RK) - Heute, Freitag, hat der Wiener
Gemeinderat zum 67. Mal in der laufenden Wahlperiode getagt. Die
Sitzung begann um 9 Uhr wie gewohnt mit der Fragestunde. Den Anfragen
der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte stellten sich
Vizebürgermeisterin Finanzstadträtin Renate
Brauner, Gesundheitsstadträtin Sonja
Wehsely sowie Umweltstadträtin Ulli Sima. Die Anfragen
hatten folgende Themen zum Inhalt: Anteile aus der Sonderrücklage
für den Bau von Garagen; finanzielle Aufwendungen durch die
verspätete Öffnung des Krankenhauses Nord; Maßnahmen und
Werbekosten im Zuge des Eurovision Song Contest sowie Stand der
Sanierungsarbeiten an der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten.
Aktuelle Stunde zum Thema "Kluge Verkehrspolitik statt rot-grüner Schikanen"
Die ÖVP hatte das Thema eingebracht und kritisierte die
Stigmatisierung von AutofahrerInnen. Niemand sei als Hobby mit dem
PKW unterwegs, vor allem in Außenbezirken sei das Auto
unentbehrlich. Die ÖVP forderte eine zonenweise Staffelung der
Parkometergebühren, einen Stopp von Tempo-30-Zonen auf
Hauptverkehrsrouten sowie den Ausbau Wiener Umfahrungsstraßen.
Die
Grünen bezeichneten sich "dem öffentlichen Raum verpflichtet".
Begegnungszonen seien ein international bewährtes Mittel, Tempo 30
erhöhe die Verkehrssicherheit. Selbstverständlich sei es wichtig,
den Autoverkehr in der Stadt und damit die Treibhausgase zu
reduzieren. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs in Wien habe
"Weltklasseniveau", aber auch dieser gehöre weiter
verbessert.
Die FPÖ
nannte "Zwang und Willkür" als Motto grüner
Verkehrspolitik. Wien autofrei machen zu wollen sei "utopisch".
"Fahrradfetischismus" gefährde das Sicherheitsgefühl von
FußgängerInnen. Falsch sei es gewesen, die Kurzparkzonen zu
erweitern, ohne vorher das Volk zu befragen.
Die SPÖ
erinnerte an die Tatsache, dass die Verkehrspolitik dem
Bevölkerungswachstum Wiens Rechnung getragen habe - etwa durch den
Ausbau der U-Bahnlinien U1 und U2. Tempo 30 sei sinnvoll, bedeute es
unter anderem weniger Lärm und mehr Verkehrssicherheit. Ebenso
sinnvoll sei die Ausweitung der Parkpickerl-Zonen: Betroffenen
BewohnerInnen werde die Parkplatzsuche erleichtert.
Hauptdebatte: Kapitaltransfer an Wiener Wohnen zur Errichtung von Gemeindewohnungen
Die ÖVP bekannte sich zu Gemeindebauten; deren Errichtung solle aber
nicht von der Stadt Wien selbst übernommen werden.
Gebührenerhöhungen für Wasser und Müll seien "Preistreiber"
von Mieten - verantwortlich dafür sei die Stadtregierung. Nur 20
Prozent der Wienerinnen und Wiener lebten in Eigentumswohnungen,
Eigenheime gehörten gefördert. Auch Maßnahmen zur Nachverdichtung
bestehender Flächen seien zu setzen.
Knappe
Mittel in gefördertes Eigentum zu lenken, hielten die Grünen für
nicht zielführend. Wien solle für alle Einkommensschichten leistbar
sein und bleiben. Daher sei es wichtig, Gemeindewohnungen zu
errichten. Der geförderte Wohnbau stelle eine wichtige Aufgabe der
Kommune dar.
Die FPÖ
erinnerte an ihre "jahrelange" Forderung nach Errichtung
neuer Gemeindebauten. Die 120 geplanten Wohnungen seien aber zu
wenig. 5.000 Einheiten müssten pro Jahr gebaut werden, um den
Wohnbedarf zu decken. Außerdem wollten die Freiheitlichen die
Vergabe von Gemeindewohnungen an ein "Mindestmaß an
Integration" knüpfen.
Während
die SPÖ zehn Jahre lang keine Gemeindewohnungen in Wien mehr
errichtet hat, alte Gemeindebauten nicht saniert, gleichzeitig die
Betriebskosten durch asoziale Gebührenerhöhungen exorbitant in die
Höhe gestiegen sind und der soziale Wohnbau in Wien nicht zuletzt
dadurch immer unleistbarer wurde, verkündet Bürgermeister Häupl
großspurig 120 neue Wohnungen bauen zu lassen. "Das ist nicht
mehr als ein billiger Wahlkampfgag, mit dem die Genossen darüber
hinwegtäuschen möchten, dass sie es verabsäumt hat, jährlich
5.000 neue Gemeindewohnungen zu errichten, die Wien so dringend
gebraucht hätte", so der freiheitliche Klubobmann im Wiener
Rathaus, Mag. Johann
Gudenus, im Zuge der Gemeinderatsdebatte.
Schändlich
ist zudem die Tatsache, dass Wiener Wohnen manche Gemeindebauten, wie
etwa jenen in der Gablenzgasse, immer mehr verlottern lassen. Das
Gros der Wohnungen dort sind Kategorie B und C - sogar D-Wohnungen,
entsprechend auch das Publikum: vorwiegend Mindestrentner,
Behinderte, Berufsunfähige und Minderbeschäftigte. Im Jahr 2008 hat
sich die Gemeinde ganz plötzlich zu einer Generalsanierung
durchgerungen - angeblich, muss man sieben Jahre später sagen.
Von Sanierung jedoch keine Spur, auch wenn diese auf der Website von Wiener Wohnen ausgewiesen ist. Die Mieter allerdings wurden bereits zur Kasse gebeten. Via Gerichtsbeschluss erzwungene Mieterhöhungen wurden bereits im Vorjahr ab September voll auf die Mieter übertragen, was den monatlichen Zins beträchtlich, nämlich um gut 30 Prozent, erhöhte. "Das ist nicht nur unsozial, das ist ein Skandal und pure Menschenverachtung", ist Gudenus verärgert über das Vorgehen der Verantwortlichen. Denn mittlerweile zahlen die Mieter, viele davon am absoluten Existenzminimum, den neunten Monat erhöhten Zins, ohne dass auch nur ein Handgriff "saniert" wurde.
Von Sanierung jedoch keine Spur, auch wenn diese auf der Website von Wiener Wohnen ausgewiesen ist. Die Mieter allerdings wurden bereits zur Kasse gebeten. Via Gerichtsbeschluss erzwungene Mieterhöhungen wurden bereits im Vorjahr ab September voll auf die Mieter übertragen, was den monatlichen Zins beträchtlich, nämlich um gut 30 Prozent, erhöhte. "Das ist nicht nur unsozial, das ist ein Skandal und pure Menschenverachtung", ist Gudenus verärgert über das Vorgehen der Verantwortlichen. Denn mittlerweile zahlen die Mieter, viele davon am absoluten Existenzminimum, den neunten Monat erhöhten Zins, ohne dass auch nur ein Handgriff "saniert" wurde.
"Nach
der kommenden Wahl wird die FPÖ alles daran setzen, den sozialen
Wohnbau auch wieder als diesen zu etablieren. Die Mieter müssen sich
das Wohnen wieder leisten können, Mieten und Gebühren müssen
deutlich gesenkt werden. Dafür werden wir sorgen", sagt Gudenus
abschließend.
Die 120
neuen Gemeindewohnungen, deren Errichtung Bürgermeister Häupl
angekündigt hat, sind nicht nur in ihrer Anzahl viel zu gering, sie
sind auch keine echten Gemeindewohnungen, stellt der Wohnbausprecher
der Wiener FPÖ, LAbg. Dr. Herbert Eisenstein fest.
"Abgesehen
davon, dass die Zahl von 120 Gemeindewohnungen dermaßen lächerlich
ist, dass sich alle Wienerinnen und Wiener, die dringend eine Wohnung
brauchen, gefrotzelt vorkommen müssen, werden es gar nicht Gemeinde
und Wiener Wiener Wohnen sein, welche diese Wohnungen errichten",
erklärt Eisenstein: "Für den Bau der Wohnungen ist nämlich
eine neu geschaffene Gesellschaft zuständig, die Wiener
Gemeindewohnungsentwicklungs GmbH. Und diese Gesellschaft ist nur zu
49 % in der Hand von Wiener Wohnen, die Mehrheit mit 51 % hält dabei
eine Wohnbaugenossenschaft, noch dazu eine, von der der Rechnungshof
festgestellt hat, dass sie wirtschaftliche Überschüsse auf Kosten
der Mieter erwirtschaftet hätten, die dann nicht wieder in
günstigeren Wohnraum geflossen seien."
Dieses
Modell werde daher von der FPÖ-Fraktion im Rathaus abgelehnt. Denn
die Gemeinde hätte sehr wohl die Möglichkeit, Gemeindewohnungen
über Wiener Wohnen selbst zu errichten und auch die benötigten
Grundstück bereitzustellen. Die Zwischenschaltung einer
Gesellschaft, an der noch dazu eine Wohnbaugenossenschaft die
Mehrheit habe, sei vollkommen unnötig und noch dazu verfälschend,
weil man hier ja nicht mehr von Gemeindewohnungen im herkömmlichen
Sinne sprechen könne.
"Demgegenüber
verlangt die FPÖ seit Jahren die Errichtung von 5.000 neuen
Gemeindewohnungen jährlich, um den Rückstau an Vormerkungen
abzubauen und der Bevölkerung leistbaren Wohnraum zur Verfügung zu
stellen", erklärt Eisenstein und betont, dass diese Wohnungen
natürlich ohne Genossenschaftsbeteiligung zu errichten seien.
"Schließlich
ist es ein Faktum, dass Wohnen in Wien zu teuer ist und für weite
Teile der Bevölkerung kein leistbarer Wohnraum mehr zur Verfügung
steht. Daher ist es das Gebot der Stunde, rasch leistbare Wohnungen
zur Verfügung zu stellen und zwar in ausreichender Anzahl. Und dies
können eben nur Gemeindewohnungen im herkömmlichen Sinne sein. Die
Gemeinde Wien muss sich endlich auf ihre Verantwortung gegenüber der
Bevölkerung besinnen und rasch handeln."
Die SPÖ
erklärte den debattierten Kapitaltransfer: Es gehe um eine
Gesellschaftsgründung als Grundlage für den Bau von Wohnungen. Die
Stadt bediene sich eigenen Know-Hows und sichere damit eine schlanke
Verwaltungsstruktur. Großer Vorteil der Gemeindewohnungen sei, dass
keine Eigenmittel aufzubringen seien. Der Wiener Wohnbau sei eine
"Erfolgsgeschichte" und internationales Vorbild.
Der
Kapitaltransfer an Wiener Wohnen zur Errichtung von Gemeindewohnungen
wurde von allen Fraktionen beschlossen.
Dringliche Anfrage an Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zum Thema "Verwendung von Steuergeldern in Ihrem Ressort", eingebracht von der FPÖ
Die FPÖ begründete die Anfrage mit dem Argument, das politische
Ressort würde seinen Einfluss für "Wählerklientel"
missbrauchen. Als Beispiele nannten die Freiheitlichen den Umbau der
Mariahilfer Straße, die Millionenzuwendungen an die
Mobilitätsagentur, die aktuelle Fußgängerkarte sowie die
Ampelpärchen.
Die ÖVP
kritisierte grüne PR-Aktionen der vergangenen Jahre, ebenso die
Millionenzuwendungen an die Mobilitätsagentur. Sinnvolle
verkehrstechnische Maßnahmen und ein Miteinander im Verkehr würde
man hingegen unterstützen.
Die SPÖ
war der Ansicht, dass es der falsche Weg sei, Verkehrssicherheit
gegen Maßnahmen wie zum Beispiel den Umbau der Mariahilfer Straße
auszuspielen. Zudem verfolge die Stadt das Ziel möglichst weniger
Verkehrstoter. Entsprechende Maßnahmen müssten gesetzt werden, etwa
Tempo 30 Zonen.
Vizebürgermeisterin Maria
Vassilakou betonte unter anderem, dass die Fußwegekarte
mit ExpertInnen abgestimmt und Leistungen ausgeschrieben worden
seien. Ihre Zielsetzung sei es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen
und Wien ein modernes Image zu geben. Die Ampelpärchen fänden
internationales Echo und seien Werbung für die Stadt.
Der
Misstrauensantrag gegen Vassilakou wurde mit 34 zu 57 Stimmen
abgelehnt.
Weitere Debatten
Außerdem bestätigte der Gemeinderat Subventionen an diverse Vereine
und Einrichtungen im Bildungs-, Kultur-, Sport- sowie Sozialbereich.
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