Horrorzustände in Wiener Spitälern
Das
heimische Gesundheitssystem scheint immer mehr zu kippen und täglich
kann man Horroberichte aus den Medien entnehmen. Während Gangbetten
in Wiener Spitälern mittlerweile scheinbar schon Usus sind, lassen
nun aber auch persönliche Schicksale von schwangeren Frauen die
Welle der Empörung überschwappen. Peter Husslein, Chef der
Uniklinik für Frauenheilkunde am AKH, beschwerte sich in einem Brief
an den Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) über die
katastrophalen Zustände.
Gynäkologie
schwer gefährdet
Auf
Grund von Personalengpässen kam es in den vergangenen Wochen immer
wieder zur Unterversorgung der Bevölkerung. Besonders dramatische
Vorgehensweisen schildert Husslein im Fall von zwei Frauen, die mit
Komplikationen in der Schwangerschaft aus dem Wilhelminenspital ins
AKH kamen. "Wir haben in den letzten paar Tagen zwei schwangere
Patientinnen vom Wilhelminenspital übernommen, die auf der
Notfallambulanz lediglich einen Schwangerschaftstest bekommen haben,
ohne dass ein Gynäkologe/Geburtshelfer sie gesehen hat", heißt
es in dem Schreiben.
Die
erste Frau klagte über Unterleibsschmerzen, wurde einen Tag zur
Beobachtung im Spital aufgenommen und dann entlassen. Am nächsten
Tag kam sie mit lebensbedrohlichen Blutungen auf Grund einer
Eileiterschwangerschaft in das AKH und ihr konnte letztendlich noch
geholfen werden.Trauriger erging es der zweiten Frau Anfang Mai,
welche ebenfalls mit Unterleibsschmerzen in die Ambulanz des
Wilhelminenspitals kam. Dort wurde ihr nach einem Test zur
Schwangerschaft gratuliert und kein weiterer Schritt unternommen. Am
nächsten Tag brachte sie mit Hilfe ihrer Mutter ein 1,5 kg schweres
Kind zur Welt, welches aber leider verstarb.
Arzt
erteilte telefonischen Befund
Im
KAV will man sich diese Anschuldigen – zumindest im ersten Fall –
aber nicht restlos gefallen lassen und kontert im Systemmedium
Kurier:
„Es wurde sehr wohl ein Gynäkologe per telefonischem Konzil
hinzugezogen“. Während die Frau weder persönlich untersucht wurde
und damit auch kein medizinischer Befund erstellt werden konnte, will
man beruhigen, indem man auf einen Hotline-Arzt verweist.
Husslein
warnt in seinem Brief vor weiteren Verschlechterungen durch die
Einsparung von medizinischem Fachpersonal und rechnet mit einer
immensen Verschlechterung der Situation auch im AKH. Besagter Brief
ging auch an die Wiener Ärztekammer,
die
ihn auf der Website
„Schützen
wir unsere Spitäler“ veröffentlichte.
AKH-Klinikchef schreibt in einem Brief an den KAV-Generaldirektor von dramatischen Engpässen im Wilhelminenspital.
Die
Personalengpässe in den Wiener Gemeindespitälern nehmen offenbar
immer schlimmere Formen an. Und das bekommt wiederum das seinerseits
massiv überlastete AKH zu
spüren: "Wir haben in den letzten paar Tagen zwei
schwangere Patientinnen vom Wilhelminenspital übernommen, die auf
der Notfallambulanz lediglich einen Schwangerschaftstest bekommen
haben, ohne dass ein Gynäkologe/Geburtshelfer sie gesehen hat",
beschwert sich Peter Husslein, Chef der Uniklinik für
Frauenheilkunde am AKH, in einem Brief an den Chef des Wiener
Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen. Im ersten Fall handelte
es sich um eine Frau mit akuten Unterleibsbeschwerden infolge
einer Eileiterschwangerschaft. Einem Tag nach ihrem Aufenthalt im
Wilhelminenspital kam sie mit einer lebensbedrohlichen Blutung ins
AKH und musste notoperiert werden.
Totgeburt
Nicht
weniger dramatisch der zweite Fall, der sich Anfang Mai zugetragen
hat. Auch diese Patientin kam laut Hussleins Schreiben mit
Unterleibsschmerzen in die Notfallaufnahme des Wilhelminenspitals.
Dort erhielt sie einen Schwangerschaftstest, der positiv war. „Man
hätte sie zu der Schwangerschaft beglückwünscht, ohne einen
Gynäkologen zuzuziehen“, heißt es in dem Schreiben. Einen Tag
später habe die Frau mithilfe ihrer Mutter ein Kind mit 1,5 kg auf
die Welt gebracht, das bei der Geburt tot war.
Im
KAV will man den Fällen jetzt im Detail nachgehen. Zumindest in
jenem der ersten Patientin weist man die
Darstellung Hussleins zurück: „Es wurde sehr wohl ein Gynäkologe
per telefonischem Konzil hinzugezogen“, betont eine Sprecherin.
Dies sei ein üblicher Vorgang.
Beide Frauen hätten jedenfalls nach der Untersuchung das Krankenhaus freiwillig wieder verlassen, heißt es beim KAV.
Beide Frauen hätten jedenfalls nach der Untersuchung das Krankenhaus freiwillig wieder verlassen, heißt es beim KAV.
Laut
Husslein würden sich solche Fälle allerdings in letzter Zeit
häufen. Für ihn eine „beunruhigende Entwicklung“, zumal im KAV
Personal eingespart werden soll. „Das wird zwangsläufig dazu
führen, dass die Situation an den ohnehin überlasteten
Einrichtungen des AKH weiter in unzumutbarer Weise verschlechtert
wird.“ Der Brief ging auch an die Wiener Ärztekammer,
die ihn auf der Website „Schützen wir unsere Spitäler“
veröffentlichte.
Streik-Abstimmung
Unterdessen
steuert im AKH der Streit um die neuen Arbeitszeitregelungen auf
einen neuen Höhepunkt zu. Nachdem man sich mit dem Rektorat auf
keine Lösung einigen konnte, stimmen ab Freitag die AKH-Ärzte über
ihre Bereitschaft zu einem Streik ab. Das Votum erfolgt
elektronisch. Das Ergebnis liegt am 28. Mai vor.
(KURIER) ERSTELLT
AM 19.05.2015, 06:00
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