Freitag, 29. Mai 2015

Schwangere Frauen nicht behandelt:

Horrorzustände in Wiener Spitälern

Das heimische Gesundheitssystem scheint immer mehr zu kippen und täglich kann man Horroberichte aus den Medien entnehmen. Während Gangbetten in Wiener Spitälern mittlerweile scheinbar schon Usus sind, lassen nun aber auch persönliche Schicksale von schwangeren Frauen die Welle der Empörung überschwappen. Peter Husslein, Chef der Uniklinik für Frauenheilkunde am AKH, beschwerte sich in einem Brief an den Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) über die katastrophalen Zustände.
Gynäkologie schwer gefährdet
Auf Grund von Personalengpässen kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zur Unterversorgung der Bevölkerung. Besonders dramatische Vorgehensweisen schildert Husslein im Fall von zwei Frauen, die mit Komplikationen in der Schwangerschaft aus dem Wilhelminenspital ins AKH kamen. "Wir haben in den letzten paar Tagen zwei schwangere Patientinnen vom Wilhelminenspital übernommen, die auf der Notfallambulanz lediglich einen Schwangerschaftstest bekommen haben, ohne dass ein Gynäkologe/Geburtshelfer sie gesehen hat", heißt es in dem Schreiben.
Die erste Frau klagte über Unterleibsschmerzen, wurde einen Tag zur Beobachtung im Spital aufgenommen und dann entlassen. Am nächsten Tag kam sie mit lebensbedrohlichen Blutungen auf Grund einer Eileiterschwangerschaft in das AKH und ihr konnte letztendlich noch geholfen werden.Trauriger erging es der zweiten Frau Anfang Mai, welche ebenfalls mit Unterleibsschmerzen in die Ambulanz des Wilhelminenspitals kam. Dort wurde ihr nach einem Test zur Schwangerschaft gratuliert und kein weiterer Schritt unternommen. Am nächsten Tag brachte sie mit Hilfe ihrer Mutter ein 1,5 kg schweres Kind zur Welt, welches aber leider verstarb.
Arzt erteilte telefonischen Befund
Im KAV will man sich diese Anschuldigen – zumindest im ersten Fall – aber nicht restlos gefallen lassen und kontert im Systemmedium Kurier: „Es wurde sehr wohl ein Gynäkologe per telefonischem Konzil hinzugezogen“. Während die Frau weder persönlich untersucht wurde und damit auch kein medizinischer Befund erstellt werden konnte, will man beruhigen, indem man auf einen Hotline-Arzt verweist.
Husslein warnt in seinem Brief vor weiteren Verschlechterungen durch die Einsparung von medizinischem Fachpersonal und rechnet mit einer immensen Verschlechterung der Situation auch im AKH. Besagter Brief ging auch an die Wiener Ärztekammer, die ihn auf der Website „Schützen wir unsere Spitäler“ veröffentlichte.

AKH-Klinikchef schreibt in einem Brief an den KAV-Generaldirektor von dramatischen Engpässen im Wilhelminenspital.

Die Personalengpässe in den Wiener Gemeindespitälern nehmen offenbar immer schlimmere Formen an. Und das bekommt wiederum das seinerseits massiv überlastete AKH zu spüren: "Wir haben in den letzten  paar Tagen zwei schwangere Patientinnen vom Wilhelminenspital übernommen, die auf der Notfallambulanz lediglich einen Schwangerschaftstest bekommen haben, ohne dass ein Gynäkologe/Geburtshelfer sie gesehen hat", beschwert sich Peter Husslein, Chef der Uniklinik für Frauenheilkunde am AKH, in einem Brief an den Chef des  Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen. Im ersten Fall handelte es sich  um eine Frau mit akuten Unterleibsbeschwerden infolge einer Eileiterschwangerschaft. Einem Tag nach ihrem Aufenthalt im Wilhelminenspital kam sie mit einer lebensbedrohlichen Blutung ins AKH und musste notoperiert werden.

Totgeburt

Nicht weniger dramatisch der zweite Fall, der sich Anfang Mai zugetragen hat. Auch diese Patientin kam laut Hussleins Schreiben mit Unterleibsschmerzen in die Notfallaufnahme des Wilhelminenspitals. Dort erhielt sie einen Schwangerschaftstest, der positiv war. „Man hätte sie zu der Schwangerschaft beglückwünscht, ohne einen Gynäkologen zuzuziehen“, heißt es in dem Schreiben. Einen Tag später habe die Frau mithilfe ihrer Mutter ein Kind mit 1,5 kg auf die Welt gebracht, das bei der Geburt tot war.
Im KAV will man den Fällen jetzt im Detail nachgehen. Zumindest in jenem der ersten Patientin weist  man   die Darstellung Hussleins zurück: „Es wurde sehr wohl ein Gynäkologe per telefonischem Konzil hinzugezogen“, betont eine Sprecherin. Dies sei ein üblicher Vorgang.
Beide Frauen hätten jedenfalls  nach der Untersuchung das Krankenhaus freiwillig wieder verlassen, heißt es beim KAV.
Laut Husslein würden sich solche Fälle allerdings  in letzter Zeit häufen. Für ihn eine „beunruhigende Entwicklung“, zumal im KAV Personal eingespart werden soll. „Das wird zwangsläufig dazu führen, dass die Situation an den ohnehin überlasteten Einrichtungen des AKH weiter in unzumutbarer Weise verschlechtert wird.“ Der Brief   ging auch an die Wiener Ärztekammer, die ihn auf der Website „Schützen wir unsere Spitäler“ veröffentlichte.

Streik-Abstimmung

Unterdessen steuert im AKH der Streit um die neuen Arbeitszeitregelungen auf einen neuen Höhepunkt zu. Nachdem man sich mit dem Rektorat auf keine Lösung einigen konnte, stimmen ab Freitag die AKH-Ärzte über ihre Bereitschaft zu einem Streik ab. Das Votum erfolgt  elektronisch. Das Ergebnis liegt am 28. Mai vor. 
(KURIER) ERSTELLT AM 19.05.2015, 06:00


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