Die
EU-Kommission hat heute einen Flüchtlingsplan beschlossen, den
Österreich unterstützt, Großbritannien aber vehement ablehnt. Der
Kanzler ist verärgert.
Das
kann man ihm nicht verübeln, dass er verärgert ist. Solidarität –
die gibt es nur beim Bombardieren. Wenn dann die Saat aufgeht, die
man gelegt hat, ist die Solidarität gestorben, untergegangen,
ersoffen, erschlagen, ermordet, irgendwo.
13.05.2015
| 13:30 | (DiePresse.com)
SPÖ-Bundeskanzler
Werner Faymann hat am Mittwoch mit ungewöhnlich scharfen Worten
Großbritannien kritisiert. Auf die Frage, ob es nicht beschämend
sei, wenn Länder wie Großbritannien von vornherein Nein zu
einer Verteilung
der Mittelmeer-Flüchtlinge nach einer Quote sagen,
antwortete der Kanzler: Das sei "typisch für die Regierung in
Großbritannien", auch bei anderen Themen wie Kernkraft sei dort
"Solidarität eher ein Fremdwort".
Zuvor hatte die britische Innenministerin Theresa May die Einführung verbindlicher Quoten abgelehnt. Dies werde nur noch "mehr Menschen dazu ermutigen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen". Die EU solle sich stattdessen darum bemühen, "sichere Landeplätze in Nordafrika zu schaffen, unterstützt durch ein aktives Rückführungsprogramm", schrieb May in einem Gastbeitrag für die Zeitung "The Times".
Die
EU-Kommission hat ungeachtet dessen am Mittwoch einen Flüchtilngsplan
beschlossen. 20.000 Flüchtlinge sollen demnach im Rahmen eines
EU-weiten Resettlement-Programmes unter den EU-Staaten verteilt
werden. "Wir wollen die Worte der Solidarität in Taten
umwandeln", sagte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans am
Mittwoch bei der Vorstellung der sogenannten EU-Migrationsagenda in
Brüssel.
Ende
Mai plant die EU-Kommission demnach, erstmals einen
Notfallmechanismus nach Artikel 78(3) des EU-Vertrags zu aktivieren.
Dazu will die EU-Kommission eben den "temporären
Verteilungsschlüssel" für Schutzbedürftige vorschlagen. Einen
Entwurf für ein permanentes EU-System zur Aufteilung von
Schutzbedürftigen im Notfall will die EU-Kommission bis Jahresende
vorlegen.
Faymann
erklärte schon im Vorfeld, er werbe sehr darum, das
Dublin-Prinzip um die Quote "zu ergänzen". Die sogenannte
Dublin-II-Verordnung legt fest, dass jenes Land für den Flüchtling
zuständig ist, in das er in die EU eingereist ist.
"Müssen solidarischer sein"
"Wir
müssen untereinander solidarischer sein", begründete auch
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker nun den Flüchtlingsplan.
Juncker erklärte, derzeit würden Länder wie Schweden und
Deutschland die meisten Asylbewerber aufnehmen. Die EU müsse
diesbezüglich solidarischer werden, auch gegenüber Malta und
Griechenland, wo die meisten Mittelmeer-Flüchtlinge ankommen.
Auch
Österreich müsste wohl weniger Flüchtlinge aufnehmen als es das
bisher getan hat. Doch nicht nur Großbritannien auch Irland,
Dänemark und mehrere Staaten aus dem östlichen Mitteleuropa sind
gegen eine verbindliche Quote. Die Vorschläge können nur Gesetz
werden, wenn die EU-Staaten mehrheitlich zustimmen.
Allerdings
haben Großbritannien und Irland die Möglichkeit, ihre Beteiligung
auch dann noch zu verweigern. Beide hätten das Rechtb bei Themen,
die Justiz und Innere Angelegenheiten betreffen, binnen drei Monaten
zu entscheiden, ob sie teilnehmen wollen oder nicht, teilte eine
Kommissionssprecherin in Brüssel gestern mit. Dänemark sei
überhaupt von dem Bereich ausgenommen.
(APA)
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