"Geld für die Wissenschaft und nicht für Tunnel oder Löcher in Banken"
Am
Anfang stand die Angst. "Ich habe mich zu Tode gefürchtet vor
Mäusen", erinnert sich Josef Penninger an den Beginn seiner
Forscherlaufbahn. Als Genetiker konnte er auf Mäuse als
Studienobjekte nicht verzichten. Nach einem Jahr war die Furcht
vorbei.
Heute
ist er als Top-Mediziner international anerkannt und begehrt.
Vergangene Woche wurde bekannt, dass Penninger, derzeit Leiter des
Instituts für molekulare Biotechnologie im Vienna Biocenter, ein
lukratives Angebot des Berliner Max-Delbrück-Centrums hatte. Dort
wäre er der Chef von 1600 Forschern und Herr über ein riesiges
Budget geworden.
Am
Dienstag sagte er den Deutschen ab. Gestern begründete der
Innviertler seine Entscheidung.
Er
sei in den vergangenen Jahren von etlichen Headhuntern angesprochen
worden, nicht nur aus Deutschland, erklärte Penninger: "Das ist
sehr ehrenhaft."
Er
bleibe aus fachlichen und familiären Gründen in Österreich. In
Berlin hätte ihn ein Job mit viel Administration erwartet, er sehe
sich jedoch als Forscher. "Wir können in Wien sehr gute
Wissenschaft machen, müssen aber noch viele Schritte tun, um
langfristig in der Champions League zu spielen."
Frohbotschaft am VP-Parteitag
Ein
großer Schritt seien die zugesagten 22,5 Millionen Euro, die sein
Institut über fünf Jahre zusätzlich bekommen soll. Ein Drittel
kommt von der Stadt Wien, zwei Drittel steuert das
Wissenschaftsministerium bei.
Penninger
betont, dass das Geld keiner anderen Forschungseinrichtung
weggenommen wird: "Mir ist absolut wichtig, dass das neues Geld
ist, das sonst in Tunnel, Autobahnen oder Löcher in Banken
investiert würde."
Jetzt
komme es der Stammzellen- und Krebsforschung zugute.
So
sehr die Aufstockung des Budgets Penninger freut – die Art, wie die
Frohbotschaft verkündet wurde, missfällt dem Professor. Beim
VP-Parteitag am Mittwoch zitierte Wissenschaftsminister Reinhold
Mitterlehner aus einer SMS Penningers: "Ich bleibe da. Ich
vertraue auf diesen Standort." Die Nachricht hatte Penninger in
der Nacht an Mitterlehner geschickt – "dass sie vertraulich
ist, habe ich natürlich nicht dazugeschrieben."
"Stachel im Fleisch der Politik"
Dem
Vernehmen nach war Wiens SP-Bürgermeister Michael Häupl nicht
erfreut, dass die SMS als VP-Muntermacher diente.
Penninger
will nun dafür kämpfen, die Forschungs-Organisation und
-Finanzierung neu aufzustellen: "Ich werde ein Stachel im
Fleisch der Politik bleiben." Er möchte drei Top-Institute in
einer "Academy of Life Science" vereinen: "Das ist
meine Vision, von der ich hoffe, dass sie nicht im Parteiengeplänkel
untergeht."
Vom Innviertler Schüler zum Innovator der Biologie
Gurten
ist eine Innviertler Gemeinde mit 1140 Einwohnern. Dort wurde am 4.
September 1964 Josef Penninger als Sohn von „Kleinhäuslern“
geboren: „Wir hatten ein paar Kühe, der Vater musste zusätzlich
arbeiten.“ Er war der erste aus der Familie, der ins Gymnasium
ging. Nach der Matura in Ried studierte er Medizin in Innsbruck.
Seine
ersten Kontakte mit der Genetik hatte er als Zivildiener. Er war der
Innsbrucker Blutbank zugeteilt und musste mit einer Krankenschwester
in die Bergdörfer fahren, um Blut abzunehmen. Dabei lernte er
zufällig einen Kanadier kennen, der ihn für einen
Forschungsaufenthalt in Toronto begeisterte.
1990 wurde er zum Doktor promoviert. Mit 29 wurde er Professor am Ontario-Krebsforschungsinstitut. Seither will er herausfinden, welche Gene bestimmte Krankheiten verursachen können, etwa Brustkrebs. Das hat er seiner Schwägerin am Totenbett versprochen. 1993 wollte er nach Österreich zurück, fand dort aber keine Stelle.
1990 wurde er zum Doktor promoviert. Mit 29 wurde er Professor am Ontario-Krebsforschungsinstitut. Seither will er herausfinden, welche Gene bestimmte Krankheiten verursachen können, etwa Brustkrebs. Das hat er seiner Schwägerin am Totenbett versprochen. 1993 wollte er nach Österreich zurück, fand dort aber keine Stelle.
Seit
2003 ist der Hobbyfußballer (eigentlich wollte er Profikicker
werden) Direktor am Institut für Molekulare Biotechnologie der
Akademie der Wissenschaften in Wien. Er gilt als „Stern am
Wissenschaftsfirmament“ (FAZ). Penninger hat 195 Mitarbeiter; sein
Institut publizierte bisher 760 Arbeiten.
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