Deutsche-Wohnen-Chef
Michael Zahn erwartet, dass sein Unternehmen im Zuge des Übernahme-Offerts für
die conwert 50 bis
52 Prozent an der österreichischen Immo-Firma bekommt, also nur knapp über der
selbst gesetzten Hürde.
Wien/Frankfurt. Eine Nachbesserung des Angebots von 11,50 Euro
je conwert-Aktie, das noch bis Mittwoch 15. 4. läuft, werde es definitiv nicht
geben, sagte Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn vor Journalisten in Wien.
"Es wird
knapp", meinte Zahn zum Ziel, zumindest 50 Prozent plus eine Aktie an der
Wiener conwert zu bekommen. Käme die
Übernahme aber nicht zustande, weil die Schwelle nicht erreicht werde, sei das
für die Deutsche Wohnen kein Beinbruch - "Es gibt keinen Plan B. Die Welt
geht so oder so für uns weiter, selbst wenn die Transaktion nicht kommt".
Den conwert-Aktionären müsse jedoch bewusst sein, dass der Aktienkurs verfallen
würde, falls der Deal platzt: "Der Kurs wird rasch in eine andere Richtung
gehen." Freilich ist dieser schon in den letzten Tagen abgebröckelt, schon
am Mittwoch rutschte er unter die 11,50-Marke. Am Donnerstag pendelte der Kurs
meist zwischen 11,40 und 11,55 Euro.
"Wir sind
hoffnungsvoll, dass viele conwert-Aktionäre sachlich entscheiden und unser
Angebot annehmen", hofft Zahn: "Unser Offert ist valide, seriös,
durchdacht und refinanzierbar. Für uns ist das ein fairer Wert für die conwert.
Niemand ist bereit, ein höheres Angebot als wir zu legen. Wer clever war, hat
seine Aktien schon für 12 Euro verkauft." Tatsächlich kletterten die Titel
nach dem Angebot bis auf 12,40 Euro - offenbar in Erwartung, dass die Deutsche
Wohnen "nachlegt". "Manche, die für 11,70 gekauft haben, hatten
vielleicht auf 12,50 oder 13 Euro spekuliert." Ein Aufbessern hielte der
CEO aber auch gegenüber seinen eigenen Aktionären für unvertretbar, komme es
doch durch den Deal erst einmal zu Verwässerungen des
Deutsche-Wohnen-Portfolios, sobald die Wiener Firma konsolidiert ist. Deshalb
habe er in den letzten Wochen auch gegenüber seinen eigenen Investoren
Erklärungsbedarf gehabt - "Warum Gewerbeflächen? Warum Österreich?"
hätten die etwa gefragt. Bedenken hätten viele Aktionäre mit bereits schlechten
Erfahrungen mit Austro-Immo-Titeln gehabt. "Aber die verstehen das
jetzt", so Zahn.
Knappes Rennen
Weiter conwert-Aktien
zugekauft hat die Deutsche Wohnen seit Angebotslegung nicht mehr, man hält also
derzeit weiterhin erst bei rund einem Viertel der Anteile. Das sei an sich kein
Problem, denn bei solchen Übernahme würden üblicherweise die meisten Aktien
erst in den letzten drei Tagen vor Fristablauf angedient, diesfalls also
Montag, Dienstag und Mittwoch kommender Woche. Dann läuft um 17 Uhr die
Annahmefrist ab, mit einem Ergebnis ist aber eher erst für Donnerstagfrüh zu
rechnen.
Vor Monaten hätte die
Deutsche Wohnen die conwert günstiger haben können, räumte der CEO ein.
Schließlich habe die Aktie binnen weniger Monate um zwei Euro bzw. ein Viertel
zugelegt. Noch Mitte Jänner kosteten die Titel an der Wiener Börse weniger als
10 Euro. Gerne hätte man für die conwert auch ein Share-Offer gemacht, sagte
Zahn, doch habe sich das von der Marktentwicklung her zeitlich nicht mehr
machen lassen. Kommunikationsseitig habe er die geplante Transaktion
unterschätzt.
Ein Abschied der
conwert vom Kapitalmarkt ist für Zahn keine wichtige Frage: "Ich kaufe die
Assets. Die conwert von der Börse zu nehmen, führt nicht zu einem Mehrwert. Das
haben wir auch bei der GSW nicht gemacht" - 2013 übernahm die Deutsche
Wohnen das Berliner Unternehmen. Freilich sei bei conwert viel zu tun:
"Seit Jahren will man den Leerstand senken, ich sehe da aber keine
Fortschritte." Conwert habe schon immer versucht, rechnerisch Dinge zu
korrigieren, um Abschreibungen verdauen zu können, das habe für die Tochter Eco
Business gegolten und auch für das gewerbliche Portfolio.
„Der Sektor wird
konsolidiert“
Für die conwert als
Zielobjekt habe man sich wegen bestimmter Teile im Portfolio interessiert.
"Eine Riesenauswahl für ein Wachstum gibt es nicht. Es ist immer
schwieriger zu wachsen", meinte Zahn. Er rechnet generell mit mehr
Zusammenschlüssen: "Der Sektor wird konsolidieren. Die Zahl der
Gesellschaften wird in den nächsten zehn Jahren sinken." Die Deutsche
Wohnen selbst wolle sich weiter primär mit Städten wie Dresden, Leipzig oder
Berlin befassen und weiter als fokussierter Player auftreten.
Kommt der Deal mit der
conwert zustande, entstünde auf Basis früherer Zahlen ein Konzern mit rund
175.000 Wohnungen in Deutschland. Deutsche Wohnen hat rund 147.000
Wohneinheiten im Portfolio, davon 72 Prozent in Berlin. Conwert hat über 90
Prozent seines Immo-Bestands in Deutschland, davon rund 28.000 reine
Wohneinheiten. Der Portfoliowert der Deutschen liegt mit gut 9 Mrd. Euro bei
mehr als dem Dreifachen der conwert, die Marktkapitalisierung der AG macht mehr
als das Siebenfache aus.
Aktionäre „zur Kasse“ gebeten
Für die Übernahme
müssten die Deutschen tief in die Tasche greifen - der Deal ist rund 1,2 Mrd. Euro
schwer. Letztlich sollen auch ihre Aktionäre mitzahlen, denn bis Ende 2015 ist
eine Kapitalerhöhung bei der Deutsche Wohnen geplant, in welcher Höhe, hänge
auch vom Verlauf des conwert-Deals ab, hieß es schon früher. Die
Kapitalerhöhung soll die von den Begleitbanken Goldman Sachs und UBS zugesagte
Brückenfinanzierung von bis zu 900 Mio. Euro zur Gänze ablösen, und 300 Mio.
Euro kämen aus eigener Liquidität, hatte Deutsche-Wohnen-Finanzvorstand Andreas
Segal Mitte März erklärt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen