Ruppige
Wahlkampftöne zwischen SPÖ und ÖVP überschatten die Debatte um
Reformen des Beamtenapparats. Die SPÖ drängt auf Effizienz in der
Verwaltung. Im Gegenzug verlangt die ÖVP eine Erhöhung des
Pensionsalters. Und Wiens Bürgermeister Michael Häupl erwartet sich
von den Lehrergewerkschaftern sozialpartnerschaftliche Verhandlungen.
Die
jüngsten Aussagen von Wiens Bürgermeister Häupl zur
Lehrerarbeitszeit haben zu einer neuen Klimaverschlechterung zwischen
Beamtengewerkschaft und Regierung geführt. Unstimmigkeiten gibt es
vor allem innerhalb der SPÖ. Denn nicht nur Parteigranden raten dem
Wiener Bürgermeister zu mehr Sensibilität, die
SPÖ-Beamtengewerkschaft empfiehlt ihren Parteifreunden sogar, Häupl
beim Wiener SPÖ-Parteitag am Wochenende nicht mehr das Vertrauen
auszusprechen. Dazu eine Analyse von Politikwissenschaftler Ferdinand
Karlhofer.
Der
hat ja auch in roten Reihen für Aufruhr gesorgt.
Beamtengewerkschaftsvize
Peter Korecky hat Häupls Äußerung
("Wenn
ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig")
sogar als "intellektuellen Probelauf für eine rot-blaue
Koalition", gewertet. Wenn der Bürgermeister "diesen
populistischen Stil" beibehalte, "dann sollte sich die SPÖ
überlegen, mit welchem Spitzenkandidaten sie in die Wien-Wahl"
gehe.
Die
verteidigt auch Oberösterreichs SP-Chef Reinhold Entholzer – und
stellt klar, dass Häupls Sager "sicher nicht die Position der
SPÖ-Oberösterreich" sei. Auch Voves betont in der Kleinen
Zeitung,
der Großteil der Lehrer leiste "hervorragende Arbeit", die
es wertzuschätzen gelte. Der Landeschef meint aber auch: "In
der Emotion" könne ein solcher Sager "passieren".
"Immer
nur Nein zu sagen geht einfach nicht", meinte
Häupl am Donnerstag an die Adresse der Lehrergewerkschafter. Wenn
sich einige "über meinen Spaßsager so aufregen, liegt das wohl
daran, dass die Botschaft beim Empfänger entsteht", sagte
Häupl. Es wäre wohl klar, dass er damit nicht die jungen und
engagierten Lehrer gemeint habe.
Wem
hat er dann gemeint? Die altgedienten Lehrer vielleicht?
"So
nicht!" - Die Lehrer-Vertreter in der Gewerkschaft Öffentlicher
Dienst (GÖD) protestieren erneut per Plakat. Zielscheibe der Kritik
ist diesmal nicht primär die von der Regierung überlegte Erhöhung
der Lehrverpflichtung, sondern der in diesem Zusammenhang getätigte
Spruch des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ): "Wenn
ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig."
In
dem von den Vorsitzenden der fünf Lehrersektionen in der GÖD
gezeichneten Schreiben wird nach dem Häupl-Sager angemerkt: "Gut,
dass in unseren Schulen Lehrerinnen und Lehrer unterrichten - und
nicht der Wiener Bürgermeister!"
Der
Vorsitzende der Lehrer-Gewerkschaft an den berufsbildenden mittleren
und höheren Schulen (BMHS), Jürgen Rainer (FCG) verwehrt sich in
einem der APA übermittelten Schreiben grundsätzlich gegen die
Verwendung von OECD-Zahlen bei einem Vergleich von Lehrer-Arbeits-
bzw. -Unterrichtszeit. "Daten, die das Bildungsministerium der
OECD übermittelt, um danach sich auf die Quelle OECD zu stützen,
sind problematische Daten", so Rainer.
Er,
Häupl, wundere sich übrigens, dass der Ausspruch von
Lehrergewerkschafter Eckehard Quin, der der Regierung vor einer Woche
wörtlich mit Krieg gedroht hatte, "keine ähnliche Aufregung"
ausgelöst habe. Es könne allerdings nicht sein, dass die
Lehrergewerkschaft "einseitig die Sozialpartnerschaft
aufkündigt".
Die
Antwort von ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel ließ nicht lange
auf sich warten. Die SPÖ würde sich nun mit "Forderungen, die
bereits im letzten Jahrhundert von gestern waren", zu Wort
melden, heißt es. Wirklicher Kostentreiber in Österreich seien
unzweifelhaft die Pensionen. Hier brauche es eine "drastische"
Erhöhung des faktischen Antrittsalters und eine frühere Anhebung
des gesetzlichen Pensionsalters für Frauen, erklärt Blümel.
Kanzleramtsminister
Josef Ostermayer findet die gesamte Debatte verfehlt. Es ginge nicht
um Nulllohnrunden für Beamte, sondern um Einsparungen durch
Effizienzsteigerungen im Beamtenapparat. Und Niessl ist der Meinung,
dass man die gesamte aktuelle Einsparungsdebatte überhaupt nicht zu
führen bräuchte, "wenn die ÖVP bei der in der Sache richtigen
Steuerreform die Reichensteuer nicht verhindert hätte".
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