Im
aufkeimenden Wiener Wahlkampf häufen sich die potenziell schädlichen
Sager des amtierenden Bürgermeisters Michael Häupl. Rund um die
Bekanntgabe des Wahltermins, bei der verhinderten Änderung des
Wahlrechts oder mit abfälligen Bemerkungen in Richtung
Finanzminister ging er nicht gerade auf Stimmenfang bei
Unentschlossenen.
Seine
jüngste Abrechnung mit der Lehrerschaft ist differenzierter zu
bewerten. Der Bürgermeister hatte gemeint, dass er bei einer
Arbeitszeit in Höhe der Lehrverpflichtung von 22 Stunden pro Woche
schon Dienstagmittag Schluss machen könnte. Die Verbalinjurie saß,
und Häupl hatte zumindest von den schädlichen Debatten um Rot-Grün
und die Machtfrage in Wien abgelenkt. Der Bürgermeister hat sich
wohl bewusst eine in der Öffentlichkeit nicht gerade hoch angesehene
Gruppe als Feindbild gesucht. Das ist übliche politische Praxis,
auch wenn sie populistisch und inhaltlich unfair sein mag. Allzu
häufig aber funktioniert sie.
Häupl
geht es auch um die Rückgewinnung der Stammtischhoheit. Daher stößt
er eine überschaubar große – und so nebenbei von der ÖVP
dominierte – Zielgruppe vor den Kopf, um Ressentiments in breiteren
Bevölkerungsschichten zu bedienen. Das Problem ist, dass Häupl
diese Vorgangsweise oft zu Recht der FPÖ und HC Strache vorgeworfen
hat. Selbst bei der am Wochenende erfolgten „Entschuldigung“ für
den Sager imitierte Häupl die Blauen: Ein echtes „Verzeihung“
kam ihm nicht über die Lippen.
Für
HC Häupl ist der Auftakt zum Wahlkampf so zur Gratwanderung
geworden. Einerseits hat er seine gute Beziehung zur Gewerkschaft
insgesamt auf die Probe gestellt und Methoden der FPÖ kopiert.
Andererseits kann das Lehrer-Bashing zur gewünschten
Emotionalisierung beitragen.Dass der Wahlkampfmotor der SPÖ trotzdem
nicht rund läuft, zeigt ein Grundsatzfehler im Statement Häupls:
Die Lehrerarbeitszeit mit seiner eigenen zu vergleichen, ist wenig
prickelnd. Wenn er schon tief in die Kiste greift, hätte der die
Lehrverpflichtung mit der Arbeitszeit eines Hacklers vergleichen
sollen. Der wäre wohl erst Mittwoch fertig gewesen, aber das
Beispiel hätte besser auf die erwünschten Zielgruppen gepasst.
Häupl hat vergessen, dass Politiker in der Bevölkerung noch
schlechter angeschrieben sind als die Lehrerschaft.
Von
Thomas
Hofer
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