Ein
Kampf der Giganten verspricht die Landtagswahl in Wien zu werden. In
der roten Ringecke der Titelverteidiger Michael Häupl - ein
Herkules, der laut eigenen Angaben in eineinhalb Tagen die
Lehrerarbeit einer ganzen Woche verrichtet. In der blauen Ringecke
der Herausforderer Heinz-Christian Strache - der Mann, der von sich
selbst als dem "letzten Ritter des Abendlandes" spricht.
Zwei
starke Ansagen, von denen man jener Michael Häupls allerdings eine
Idee mehr Glauben schenkt. Denn die Spuren seiner pädagogischen
Herkulesarbeit finden sich in der Bundeshauptstadt auf Schritt und
Tritt. Seine volksbildnerische Handschrift ist auf allen Wiener
Mistkübeln zu finden, die mit einer dem klassischen Bildungskanon
entnommenen Aufschrift feinsinnig an ihre Zweckwidmung gemahnen:
"Host an Tschick?"
Überhaupt
geriet das Wiener Rathaus unter Michael Häupl zur versonnenen
Dichterklause. Lorbeerbekränzte Magistratsbeamte drechseln - ehe sie
ins Elysium der Frühpension entschweben - die entzückendsten Reime
und feilen an himmlisch plätschernden Wortgirlanden. Kein Dante,
kein Rilke, nein, der Wiener Magistrat hat der Welt den Satz "Im
Summa samma in da City" geschenkt. Die Brillanz dieses Stabreims
beeindruckte die Rathausgewaltigen derart, dass sie das zarte
poetische Gespinst jahrelang großformatig an allen Wiener
Stadteinfahrten aufstellten.
Das
ist die Handschrift eines großen, nimmermüden Lehrers. Was will
dagegen ein Mann ausrichten, der von sich selbst sagt, der Letzte
seines Geschlechts zu sein?
Wobei
in Straches Selbstbeschreibung vielleicht versteckte Botschaften
stecken. Als letzter Ritter gilt ja Kaiser Maximilian I., in dessen
Nachfolge sich der FPÖ-Obmann nun stellt. Auch Maximilian war ein
selbstbewusster Mann mit starkem Hang zur Selbstdarstellung, der gern
überall Bilder und Darstellungen von sich sah. So weit, so Strache.
Doch
Maximilian hatte auch eine andere Seite. Um sich selbst an seine
Vergänglichkeit zu erinnern, führte er auf Reisen stets einen Sarg
mit sich (seine Sekretäre verstauten darin die Akten). Und in seinem
Tiroler Schloss Tratzberg hinterließ der Habsburger-Kaiser folgende
nachdenkliche Inschrift:
"Ich
leb', weiß nicht wie lang,
und
sterb', weiß nicht wann,
muss
fahren, weiß nicht wohin,
mich
wundert, dass ich so fröhlich bin."
Wer
weiß, vielleicht wundert sich Strache auch manchmal über sich
selbst? Der Poet und der Grüblerische - wie gesagt: Es wird ein
spannender Wiener Wahlkampf.
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