Von Andreas Unterberger: Es ist erstaunlich, wie die
Spin-Doctoren der Wiener Stadtverwaltung selbst absolute
Serviceverschlechterungen als Fortschritt zu verkaufen trachten. Das trifft
jetzt etwa bei der Umstellung des 13er-Autobusses zu.
Dieser ist alles andere als eine unbedeutende
Linie. Ist er doch nicht nur die legendärste, sondern mit zwölf Millionen
Fahrgästen auch die weitaus meistbenutzte Buslinie der Stadt.Jetzt ist der Bus
auf Gelenkbusse umgestellt worden. Das klingt aufs erste positiv, und wird auch
so vermarktet. Fast jeder, der jemals mit dem 13er gefahren ist, hat mit hoher
Wahrscheinlichkeit an Atemnot ob der Überfüllung gelitten. Und Sitzplätze
kannten die meisten Passagiere überhaupt nur vom Hörensagen. Da verspricht ein größerer
Bus deutlich mehr Platz (wie es ihn früher freilich auch schon in den auf
dieser Linie verkehrenden Stockbussen gegeben hat oder noch früher in der dort
fahrenden Straßenbahn).
Alles andere an der 13er-Umstellung ist jedoch in
Wahrheit eindeutig negativ. Zum ersten für Autofahrer (auch wenn diese den
Benutzern von Öffis egal sein können): Denn für die längeren Busse wurde rund
ein Dutzend Haltestellen zum Teil aufwendig verlängert. Und damit sind etliche
Parkplätze weggefallen. Aber das ist ja für die Wiener Stadtverwaltung ohnedies
nichts Schlechtes, nur für die generell als Untermenschen geltenden Autofahrer.
Problematik mit Gelenkbussen beim 13A
Nicht nur für diese, sondern sehr wohl auch für die
Fahrgäste wird etwas anderes ein Problem: Mit absoluter Sicherheit werden
Gelenkbusse jetzt viel öfter unterwegs steckenbleiben, weil irgendein Fahrzeug
regelwidrig abgestellt ist. Sind doch bisher schon normale Busse in den engen
und zum Teil kurvigen Gassen im dichtverbauten Gebiet zwischen Hauptbahnhof und
Alser Straße des Öfteren blockiert worden. Das wird bei den längeren Bussen mit
Sicherheit noch viel öfter der Fall sein.
Was sich aber wohl noch viel schlimmer auswirken
muss: Die Wiener Linien haben gleichzeitig mit dem Größerwerden der Fahrzeuge
die Zahl der Busse, die auf dieser Strecke im Einsatz sind, um zehn Prozent
reduziert. Das heißt zwangsläufig: längere Wartezeiten. Wenn man es gar an Hand
der – von den Wiener Linien selbst kommunizierten – „Spitzenintervallzeiten“
berechnet (vier statt drei Minuten), beträgt die Serviceverschlechterung sogar
25 Prozent, welche die Bürger im Schnitt selbst zu den Verkehrsspitzen erdulden
müssen.
Eine Minute länger warten klingt nur aufs erste
harmlos. Aber für Menschen, die mit diesem Bus täglich zur Arbeit fahren
müssen, sind das in der Jahressumme viele Stunden, die sie jetzt bei jedem
Wetter zusätzlich bei Bushaltestellen stehen müssen. Statt sich angenehmeren
Tätigkeiten widmen zu können.
Mit diesen um 10 bis 25 Prozent verschlechterten
Intervallen wird natürlich auch der einzige Vorteil der Umstellung – eben das
größere Platzangebot – sofort wieder zunichte gemacht. Denn in längeren
Wartezeiten sammeln sich natürlich entsprechend mehr Fahrgäste an. Und daher
bleiben absolut nur die Nachteile der Umstellung.
Dennoch versucht die Propaganda-Maschine des
Rathauses, solche eindeutigen Verschlechterungen als Verbesserung zu verkaufen.
Statt dass sie wenigstens ehrlich sagen würde, dass der Gemeinde Wien trotz
einer Verdreifachung der Schulden das Geld ausgeht. Dass sie daher Busfahrer
einspart. Noch viel weniger wird natürlich gesagt, dass ein Vielfaches des für
ordentliche Öffi-Intervalle nötigen Geldes von der Rathaus-Herrschaft lieber
für das Mariahilferstraßen-Projekt, für Zeitungsbestechungen, für die üppigsten
Beamten- (und damit auch Parteigenossen-)Gehälter Österreichs, für ständig
krankfeiernde Landeslehrer, für den Riesenaufwand rund um ein
Schlager-Wettsingen verschwendet wird. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Es ist – ähnlich wie in anderen ähnlichen Fällen –
schon erstaunlich, bei wie vielen Medien dieser 13er-Schmäh funktioniert hat.
Journalistische Kritikfähigkeit stirbt offenbar in Wien aus. Oder ist das
vielleicht deshalb der Fall, weil die einen durch Inseratenlawinen und die
anderen via ORF-Gesetz von der Politik abhängig gemacht worden sind?
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