Gastbeitrag
von Anneliese Rohrer:
Es
mag schon sein, dass SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder tatsächlich
glaubt, was da hie und da in Wiener politischen Kreisen als urban
legend auftaucht, wenn er als möglicher Nachfolger von SPÖ-Chef
Werner Faymann gehandelt wird.
Da
kann man ja nur zustimmen, den Herrn Schieder. Eine sechste Woche
Urlaub wäre nicht abzulehnen, auch wenn Rohrer das macht. Das hätte
eine positive Auswirkung auf unsere Arbeitslosen. Für uns hätte es
auch Auswirkungen, denn wir könnten uns mehr um unsere Familien
kümmern. Natürlich ist es etwas seltsam, wenn Schieder von einer
gerechteren Arbeitsplatzverteilung spricht, denn, gefragt werden
muss, welche Arbeit? Wir brauchen Arbeit, Aufträge um die Situation
in der wir uns befinden, verbessern zu können, derzeit ist da aber
keine Entspannung in Sicht.
Alles
darf man nicht ganz ernst nehmen. Wir befinden uns in der
Vorwahlzeit, in der Nachwahlzeit ist dann wieder alles vergessen.
Kennen wir schon und trotzdem gehen wir hin und wählen dies
Schmarotzer und Lügner. Schieder möchte sich nur in eine günstige
Position bringen, einige handeln ihn ja als Faymann-Nachfolger.
Es
mag schon sein, dass er sich deshalb in einem Interview im Magazin
„Trend“ mit seinem Vorschlag von sechs Wochen Urlaub für alle
der Gewerkschaft und dem linken Flügel in der SPÖ andienen und dort
ein Empfehlungschreiben abgeben möchte.
Beides,
der Glaube an den Karrieresprung und das Anbiedern, wäre allerdings
nicht ohne Witz. Zum einen ist Schieder das exakte Gegenteil eines
Vote-Getters und man mag kann sich mit noch so viel Fantasie nicht
vorzustellen, von wem er eine zusätzliche Stimme für die SPÖ holen
könnte. Sein Charisma ist ungefähr so groß wie jenes eines
Sektionsleiters in der SPÖ, sein rhetorisches Talent, das er nun
häufiger als Klubobmann im Parlament zeigt, ebenso. Zum anderen ist
der Vorschlag für noch mehr Urlaub zur Überwindung der
Wirtschaftskrise und der explodierenden Arbeitslosigkeit in
Österreich so zeitgemäß wie die Wiedereinführung der
Heiratsprämie der siebziger und achtziger Jahre.
Nun,
man sollte fair sein. Schieder steht nicht allein auf weiter
Retro-Flur. Vor genau einem Jahr im April 2014 wurde die sechste
Urlaubswoche für alle auch von Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) als
ÖAAB-Chefin gefordert, nachdem der ÖGB und Sozialminister Rudolf
Hundstorfer bei der Diskussion um die mögliche Ausweitung der
täglichen Arbeitszeit als Bedingung ins Spiel gebracht hatten. So
schnell wie das Urlaubs-Phantom damals aufgetaucht ist, so schnell
ist es wieder verschwunden. Das hätte Schieder zu denken geben
sollen.
Mikl-Leitner
sagt als ÖAAB-Chefin bald irgendetwas – „Her mit der Marie, her
mit dem Zaster“, zum Beispiel. Und im ÖGB und seinem Dunstkreis
wird auch bald einmal irgendetwas gefordert. Da könnte man es
Schieder doch auch durchgehen lassen? Kann man aus zwei Gründen
nicht. Erstens müsste er als ehemaliger Staatssekretär im
Finanzministerium etwas mehr Wirtschaftsverstand haben als in einer
Zeit, in der Österreich nur durch mehr Arbeit und mehr Leistung aus
der anhaltenden Wirtschaftskrise kommen kann und nicht durch mehr
Urlaub, davon zu faseln, dass die Menschen gerne „freie Tage
zwischendurch“ hätten. Und vor allem in einer Zeit, in der
mit der Hypo Alpe Adria viele Steuermilliarden versenkt worden sind,
die nun zur Belebung der Konjunktur, für Investitionen zur
Steigerung des Wirtschaftswachstums und vor allem im Zukunftsbereich
Bildung fehlen. Dieses Wissen kann man Schieder abverlangen, nachdem
er am Versagen aller Institutionen bei der Hypo (Griss-Kommission und
Rechnungshof) als Staatssekretär nicht unbeteiligt gewesen sein
kann. Entweder er hat die Lage nicht richtig eingeschätzt oder er
hat geschwiegen. Was das Hypo-Desaster aber jetzt für Österreich
bedeutet, wird er wohl wissen. Mit weniger arbeiten werden die Folgen
nicht zu bewältigen sein.
Wirklich
abstrus aber ist Schieders Begründung für mehr Urlaub: Die Arbeit
solle so „fairer verteilt“ werden. Welche Arbeit? Neue
Belastungen für die Wirtschaft werden kaum neue Arbeitsplätze
schaffen – und die vorhandenen will Schieder so lange fair
verteilen bis es nichts mehr zu verteilen gibt? Wenn die Wirtschaft
weiter so stagniert, dann werden immer mehr Menschen mehr „freie
Tage zwischendurch“ bekommen als ihnen lieb ist.
Ist
es in Österreich wirklich erlaubt, den Menschen mit jedem Unsinn ein
X für ein U vorzumachen? Wenn Sie nur in Kategorien von gestern
denken können, Herr Klubobmann, dann belästigen Sie wenigstens die
Öffentlichkeit nicht damit.
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