Die Bürgermeister der EU-Hauptstädte wollen stärker in Europa mitreden. Am Dienstag wurde in Wien gemeinsam eine Deklaration unterzeichnet. Die Ziele von Michael Häupl und Co: Mehr Geld ausgeben zu dürfen.
Schon
länger fordert Häupl, Investitionen in Kindergärten, Schulen und
Unis – da kann man wirklich nur mehr von einem Witz reden, so wie
der Lehrer – Sager. Was will man schon von Häupl noch verlangen?
Er ist reich geworden. Und je reicher er geworden ist, desto mehr hat
er vergessen. Er ist der Bürgermeister! Die SPÖ regiert dieses
Land! Er hätte seine Forderungen durchsetzten können. Hat er aber
nicht und wird er aber nicht. Reden ist leicht, Fordern ist auch
leicht, machen ist schwierig und das ist nichts für Häupl.
Wien
– Im Wiener Rathaus ging es am Dienstag nicht um österreichische
Innenpolitik, sondern um gemeinsame europäische
Städte-Angelegenheiten. Diese Abwechslung gefiel Michael Häupl
(SPÖ)
sichtlich. Und Wiens Stadtchef erinnerte vor Journalisten nicht nur
einmal auch an seine Vergangenheit als Präsident des Rates der
Gemeinden und Regionen in Europa (CEMR), eines Amtes, das er von 2004
bis 2010 innegehabt hatte.
Am
Dienstag trafen sich auf Einladung von Häupl einige Bürgermeister
sowie weitere entsendete Vertreter der EU-Hauptstädte in Wien, um
über ein möglichst gemeinsames Vorgehen innerhalb der EU zu
beraten. Schließlich hätten die Städte, so Häupl, auch mit
ähnlichen Herausforderungen und Problemen zu kämpfen.
Die
von den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern unterzeichnete
"Wiener Deklaration" habe zum einen zum Ziel, Hauptstädte
nach innen besser zu vernetzen. Zum anderen sollen die Metropolen
besser in Entscheidungsprozesse der EU eingebunden werden. Die
Deklaration wurde von Häupl und seinem Amsterdamer Amtskollegen
Eberhard van der Laan, ebenfalls ein Sozialdemokrat, vorgestellt.
Amsterdam: 20 Prozent Jugendarbeitslosigkeit
Van
der Laan verwies etwa darauf, dass die Jugendarbeitslosigkeit in
Amsterdam auf 20 Prozent angestiegen sei. "Das ist ein enormes
Problem." Zum Vergleich: 2009 waren 14 Prozent der Jugendlichen
zwischen 15 und 26 Jahren in Amsterdam arbeitslos. Für die
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sollen laut dem
Strategiepapier aber die von der EU-Kommission zur Verfügung
gestellten Gelder von vielen Mitgliedsstaaten nicht ausgeschöpft
worden sein.
Die
Bürgermeister fordern daher die EU-Kommission auf, Teile der nicht
beanspruchten finanziellen Mittel direkt den europäischen
Großstädten zur Verfügung zu stellen.Ein anderer Punkt: das
vertraglich zugesicherte Recht auf Subsidiarität. Die EU-Kommission
müsse bei der Vorgabe von Zielen die unterschiedlichen Gegebenheiten
der Städte im Blick haben. Die Städte wollen selbst entscheiden,
"wie diese Ziele zu erreichen sind" – etwa in den
Bereichen Klimaschutz oder Mobilität.
Geld ausgeben trotz strengerer EU-Regeln
Überhaupt
fordert das informelle Gremium eine offene Diskussion darüber, den
Finanzspielraum der Städte auszuweiten. So sollen laut dem Papier
"Bedingungen für die Berechnung des maximalen öffentlichen
Defizits überprüft werden, um zukunftsorientierte Investitionen
leichter zu ermöglichen". Soll heißen: Die Hauptstädte wollen
trotz strengerer EU-Regeln Geld ausgeben und Schulden machen dürfen.
Schon
länger fordert Häupl, Investitionen in Kindergärten, Schulen und
Unis sowie in Forschung und Entwicklung aus dem österreichischen
Stabilitätspakt herauszunehmen. Dieser richtet sich an europäische
Kriterien. Für 2016 ist ein Nulldefizit vorgesehen.
Solidarisch
zeigten sich Häupl und van der Laan am Dienstag mit ihrem Athener
Kollegen Giorgos Kaminis: Laut diesem habe der Staat Griechenland in
Finanznot Anfang der Woche alle verfügbaren Gelder der Hauptstadt –
bis auf die für die Auszahlung von Gehältern – eingezogen. Häupl
war fast geschockt: "Ich hab’ das nicht für möglich
gehalten." (David Krutzler, DER STANDARD, 22.4.2015)
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