Wirbel
um Pläne der Stadt, am Gelände der Confraternität Sozialwohnungen
zu errichten. Die Josefstädter Bezirkschefin Veronika Mickel fordert
stattdessen neue Schulen.
22.04.2015
| 18:22 | Gerhard Bitzan (Die Presse)
Wien.
Seit die „Presse“ vor einigen Wochen über die Pläne für ein
Privatspital auf dem Gelände des Allgemeinen Krankenhauses berichtet
hat, gehen in der Gesundheitsbranche die Wogen hoch. Die Gremien der
Medizinischen Universität haben sich „mit aller Deutlichkeit“
gegen dieses Projekt ausgesprochen. Rektor Wolfgang Schütz beklagt,
dass damit die letzten Entwicklungsmöglichkeiten für das AKH, etwa
Forschungslabors, genommen würden. Auch die Wiener Ärztekammer
sprach sich dagegen aus. Jetzt sorgt ein im „Falter“ zitiertes
Gutachten für Aufregung, demzufolge bei dem Deal die Stadt Wien
schlecht abschneiden würde.
Konkret
geht es um einen Grundstückstausch: Die Stadt Wien überlässt den
potenziellen Investoren, der Uniqa und der Wiener Städtischen, ein
rund 5000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem AKH-Gelände
(Aufgang Lazarettgasse, neben dem Personalwohnheim, siehe Grafik);
dafür bekommt sie jenes Grundstück in der Josefstadt, auf dem
derzeit das der Uniqa gehörende Privatspital Confraternität steht.
Dort könnten dann Gemeindewohnungen neu entstehen. Dem Gutachten
zufolge sei aber der Wert der AKH-Liegenschaft mit rund 40 Mio. Euro
fast zehnmal so groß wie der Schätzwert der Confraternität. Also
ein Geschenk für die Uniqa und ein schlechter Deal für die Stadt?
Sowohl
bei der Uniqa als auch bei der Stadt wird die Kritik zurückgewiesen.
Man kenne das Gutachten zwar nicht, aber es sei ohnehin nie die Rede
von einem Eins-zu-eins-Tausch gewesen, sagt Hanno Csisinko, Sprecher
von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Sollte das Projekt einmal
spruchreif sein, würden jedenfalls die Grundstücke bewertet und
dann würde es einen finanziellen Ausgleich geben müssen. Im
Klartext: Die Uniqa müsste den höheren Wert abgelten.
Die
Confraternität gehört Uniqa-Tochter PremiQuaMed und ist in die
Jahre gekommen. Daher wird zwischen teurer Modernisierung und neuem
Standort überlegt. Ein Sprecher der Uniqa betont, dass in Wahrheit
kein neues Privatspital auf dem AKH-Gelände entstehen würde. Die
Confraternität würde nur an einen anderen Platz verlegt werden und
dort auch nicht mehr Betten haben als jetzt.
Sicher
ist jedenfalls, dass auf dem derzeitigen Gelände der Confraternität
im achten Bezirk „soziale und geförderte Wohungen“ geplant sind,
wie es im Ludwig-Büro heißt. Das könnten Gemeindebauten, aber auch
geförderte Sozial- oder auch geförderte Eigentumswohnungen sein.
Aber: Es gebe zwar Gespräche, „aber nichts ist spruchreif, nichts
fixiert und auch nichts in konkreter Ausarbeitung“, sagt Csisinko.
Die
Pläne für Sozialbauten sorgen jedenfalls in der Bezirksvorstehung
für Kritik. Bezirkschefin Veronika Mickel (VP) fordert im Gespräch
mit der „Presse“, dass an Stelle von Gemeindewohnungen Schulbau
betrieben werden müsse. Die Josefstadt werde immer jünger und
wachse laut den Prognosen in den nächsten zehn Jahren deutlich an,
nämlich um elf Prozent. Das wäre ein Zuwachs von 300 Kindern im
Alter von sechs bis zehn. „Dafür brauchen wir mehr Schulraum.“
Das wäre dringlicher als der Bau von Gemeindewohnungen; im Übrigen
sei es besser, die bestehenden zu sanieren, so die schwarze
Bezirkschefin der Josefstadt.
("Die
Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2015)
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