Samstag, 4. April 2015

Wiener Wohnen lässt Siedlung verfallen

Seit Jahren kämpfen die „Wienerfeld West“-Bewohner für die Renovierung ihrer Siedlung in Favoriten. Sie vermuten, dass Wiener Wohnen jedoch nicht sanieren, sondern die Mieter loswerden möchte, um die Siedlung abreißen zu können.
Im Vorjahr tauchte erstmals vehement das Gerücht auf, Wiener Wohnen wolle die Siedlung „Wienerfeld West“ abreißen und würde deshalb nichts gegen die massiven Schäden an Gebäuden und Kanal unternehmen. „Wir sind ja leider Gottes nicht die einzige Siedlung, die so behandelt wird. Von Hausverwaltung ist keine Rede, denn mit Verwaltung hat das nichts zu tun. Man hat den Eindruck, dass man einfach wartet, bis die Häuser abbruchsfähig sind“, berichtete ein Mieter bereits vor rund einem Jahr im ORF. Geschehen ist seit diesem Zeitpunkt weiterhin nichts. Außer ein paar schwachsinnige „Verschlimmbesserungen“: So wurden Ausgangstüren umgebaut. Sie gehen jetzt statt nach innen, nach außen auf. Aus Fluchtweggründen. Allerdings sind die Stiegen vor den Türen für diese Änderung viel zu klein, mehrere Mieter sind dadurch bereit zu Sturz gekommen.
Jahrelang hat sich in desolaten „Wienerfeld West“ nichts Entscheidendes verändert. Als Beweis zeigte Mietervertreterin Renate Klement dem ORF-Magazin „heute konkret“ Dach- und Mauersteine, die im Gras und auf dem Gehsteig herumliegen. Der Verfall der 73 Jahre alten Siedlung ist nicht zu übersehen. Klement, die seit vier Jahren für eine Renovierung kämpft, ist verzweifelt.
„Was ist in den letzten Jahren passiert? Warum ist es jetzt so desolat? Wenn Sie sehen, dass noch immer diese Stücke von Dächern runterfallen und heute gerade wieder eine Mieterin verletzt wurde, mache ich mir schon Gedanken, wie das weitergehen soll“, so Klement.
Wäschetrocknen unmöglich
Aus Feuerschutzgründen werden künftig die Dachböden gesperrt. Wäschetrocknen ist dort somit nicht mehr möglich. Da die Wohnungen jedoch nur 50 Quadratmeter groß sind und keine Waschküchen zur Verfügung stehen, ist die Erlaubnis zum Wäschetrocknen am Dachboden in den meisten Mietverträgen fixiert. Was Wiener Wohnen natürlich völlig schnuppe ist. Wenn den Mietern etwas nicht passt, können sie ja ausziehen.
Würde ein Privater seine Mieter so behandeln, wäre das Heulen und Zähneknirschen in der roten Reichshälfte wohl sehr groß und man würde den "Zinsgeier" verdächtigen, das Haus von den Mietern "zu säubern", um durch die Errichtung eines Neubaus "unermesslichen Reichtum" anzuhäufen.
Rathaus-SPÖ setzt auf Zeit
Die Mieter und Mieterinnen, die hier mit viel Geld die Wohnungen aufgewertet, Badezimmer und Heizungen eingebaut haben, fordern endlich klare Worte aus dem Rathaus, eine klare Entscheidung vom „Hausverwalter“ Wiener Wohnen. Doch dort hüllt man sich in nobles Schweigen, versteckt sich hinter fadenscheinigen Ausreden: Man würde die Kosten für verschiedene Sanierungsvarianten berechnen, das brauche Zeit.
Ganz miese Schutzbehauptung von Wiener Wohnen
Die Ausreden werden aber - fast unglaublich, aber wahr - noch grotesker: Die Sanierung der Häuser werde aus Rücksicht auf die Bewohner nicht durchgeführt, denn sonst würden die Mieten viel zu stark steigen. Eine dümmere Aussage ist den verantwortlichen Herren bei Wiener Wohnen wohl nicht eingefallen. Bei der Renovierung anderer Gemeindebauten schnalzen sie die monatlichen Kosten jahrelang in astronomische Höhen – hier, in der Siedlung Wienerfeld-West haben sie auf einmal „soziale Bedenken“? Unglaubwürdiger geht es wohl nicht.
Leere Wohnungen
Ein weiteres Indiz, dass die Rathausroten und ihr „Erfüllungsgehilfe“ Wiener Wohnen die Siedlung zum Sterben verurteilt hat, ist die Tatsache, dass die Wohnungen nicht mehr weitergegeben werden dürfen. Viele Einheiten stehen daher schon leer, von den Altmietern getätigte Investitionen in die Wohnungen sind daher ebenfalls „in den Rauchfang“ zu schreiben.
Die Mieter fühlten sich von Wiener Wohnen – und somit von der Gemeinde Wien – alleine gelassen und schikaniert. Viele Stimmen bei der bevorstehenden Gemeinderatswahl braucht sich die SPÖ jedenfalls hier nicht erwarten …

„Man wartet, bis die Häuser abbruchsfähig sind“

Im Vorjahr tauchten Gerüchte auf, Wiener Wohnen wolle die Siedlung in Wahrheit abreißen und würde deshalb nichts gegen die massiven Schäden an Gebäuden und Kanal unternehmen. „Wir sind ja leider Gottes nicht die einzige Siedlung, die so behandelt wird. Von Hausverwaltung ist keine Rede, denn mit Verwaltung hat das nichts zu tun. Man hat den Eindruck, dass man einfach wartet, bis die Häuser abbruchsfähig sind“, sagte ein Mieter im Juni 2014 gegenüber „heute konkret“.
Die Leute, die hier mit viel Geld und Mühe die Wohnungen aufgewertet, Badezimmer und Heizungen eingebaut und blühende Gärten angelegt hatten, forderten klare Worte ihres Vermieters. Doch die kamen nicht. Man würde die Kosten für verschiedene Sanierungsvarianten berechnen, das brauche Zeit, hieß es von Wiener Wohnen. Die Mieter fühlten sich schikaniert.

Schikane bei Türen und Dachböden

Kürzlich wurde dann tatsächlich umgebaut, das führte aber nur zu neuem Ärger. Denn aus Fluchtweggründen gehen die Haustüren nun nach außen statt nach innen auf. Die Stiegen vor den Haustüren sind für diese Änderung jedoch zu viel zu klein, sagen die Mieter. Es sollen daher schon Bewohner zu Sturz gekommen sein.
Aus Feuerschutzgründen werden künftig die Dachböden gesperrt. Wäschetrocknen ist dort also nicht mehr möglich. Da die Wohnungen jedoch nur 50 Quadratmeter groß sind und keine Waschküchen zur Verfügung stehen, ist die Erlaubnis zum Wäschetrocknen am Dachboden in vielen Mietverträgen fixiert. Laut Rechtsanwältin Maria In der Maur-Koenne hätten die Mieter dadurch das Recht auf eine Mietreduktion. Außerdem ist die Juristin sicher, dass Wiener Wohnen auch in den anderen Beschwerdepunkten tätig werden müsste.

Keine Sanierung „aus Rücksicht“

„Die Gefahr, dass mir ein Dachziegel auf den Kopf fällt, ist tatsächlich eine Gesundheitsgefährdung und führt ganz sicher dazu, dass hier Erhaltungsarbeiten durchgeführt werden müssen. Ebenso das angesprochene Problem mit der Kanalisation, also das Aufrechterhalten einer funktionierenden Kanalisation, ist etwas, das vom Vermieter umgehend zu reparieren ist“, so die Rechtsanwältin.
Laut Wiener Wohnen werde die Sanierung aus Rücksicht auf die Bewohner nicht durchgeführt, denn sonst würden die Mieten viel zu stark steigen. Auch das sieht die Anwältin kritisch: Vermieter hätten zwar das Recht, die Kosten zu überwälzen, aber keinesfalls die Verpflichtung dazu. Wiener Wohnen könnte also auch sozial handeln und die Mieten nur in verträglichem Maß anheben. Die Rechtsanwältin rät daher den Mietern, einen Antrag bei der Schlichtungsstelle einzubringen. Diese soll dann entscheiden, „ob hier dringend notwendige Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen sind oder nicht“, so In der Maur-Koenne.

Gerücht wegen leerstehender Wohnungen


Den Schritt mit der Schlichtungsstelle wird sich jedoch ein neuer Mietervertreter überlegen müssen, denn Renate Klement gibt auf. Sie unterschrieb bereits einen neuen Mietvertrag in einem anderen Bezirk. Die 45.000 Euro, die sie laut eigenen Angaben in ihre bisherige Wohnung investierte, sind damit verloren, denn Wohnungen in „Wienerfeld West“ dürfen nicht mehr weitergegeben werden. Viele stehen deshalb schon leer. Ein weiteres Indiz für die Bewohner, dass ihre Siedlung wohl „zum Sterben verurteilt“ ist.

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