Die FPÖ rückt immer näher an die SPÖ heran. Aktuell steht es 35 zu 29 Prozent.
Am 11. Oktober wählen die Wiener ihren Landtag neu. Der bevorstehende Wahlkampf spitzt sich immer mehr auf ein Duell Häupl gegen Strache zu. Die anderen Parteien gehen dabei völlig unter.
Der
Zweikampf des SPÖ-Bürgermeisters gegen den FPÖ-Spitzenkandidaten
wird jetzt vier Monate vor dem Wahltermin richtig tief: Nachdem die
SPÖ am Montag ihr „Blaubuch FPÖ“ vorgestellt hatte, eine
Argumentationshilfe für Funktionäre am Stammtisch, schlugen
Straches Mannen gestern zurück: Man sei davon ausgegangen, dass es
sich dabei um das „Spritzer-Tagebuch“ Häupls handelt.
Die
verbalen Attacken werden intensiver und aggressiver, die Botschaften
werden populistischer, die Giftpfeile fliegen tiefer. Früher als
erwartet ist in Wien wieder die "Zeit fokussierter
Unintelligenz" angebrochen, wie Bürgermeister Michael Häupl
schon vor zehn Jahren den Zeitraum eines Wahlkampfes bezeichnete.
Und jetzt steckt Häupl plötzlich selbst in dieser Zeit der
Unintelligenz. Werden wir sehen, was er daraus macht.
"Wer
am 11. Oktober nicht zur Wahl geht, überlässt das Feld Strache –
und hat den Vogel am 12. im Rathaus sitzen." Die Replik
des FPÖ-Chefs,
der auch Obmann der Wiener Landespartei ist, folgte am Dienstag. "Der
frühe Vogel fängt den Wurm. Und momentan sitzt der Wurm noch im
Rathaus."
Die
FPÖ rückt immer weiter zur SPÖ auf. Erreichte Häupl bei der Wahl
2010 noch 44 Prozent, sind es in der aktuellen Gallup-Umfrage für
ÖSTERREICH nur noch 35. Die FPÖ steigert sich hingegen von 26 auf
29 Prozent. „Vielleicht können wir sogar erste Kraft werden“, so
Strache am Dienstag kämpferisch.
Das
von den Wiener Roten an die Funktionäre verteilte "Blaubuch
FPÖ", das Skandale und Sünden der Freiheitlichen auflistet,
bezeichnete Strache als "billig, primitiv, hetzerisch, unter der
Gürtellinie". Im Buch werden unter anderem rechtsextreme
Umtriebe von Freiheitlichen thematisiert.
Auch
der Hypo-Milliardenskandal in Kärntner Regierungsverantwortung sowie
die Rekordarbeitslosigkeit unter Schwarz-Blau im Bund werden
angeführt.
Strache
könne sich als Konter auf das "Blaubuch" eine Art
Sündenregister der SPÖ vorstellen, das sich auch den Rekordschulden
und der Rekordarbeitslosigkeit in Wien widmet.
Laut
der Berechnung des Finanzressorts von Renate Brauner beträgt der
derzeitige Schuldenstand der Stadt rund fünf Milliarden Euro.
Berücksichtige man die ausgegliederten Unternehmen, so betrage die
Verschuldung laut Rechnung der FPÖ aber 15 Milliarden Euro – das
wäre eine Pro-Kopf-Verschuldung von 8606 Euro. Die SPÖ weist diese
Kritik ihrerseits zurück: Die Schuldendarstellung sei keine
wienerische Erfindung, sondern folge EU-Regeln. Die Rechnung der
Opposition sei absurd, weil ständig einzelne Posten herausgenommen
würden. Seit
20 Jahren betreut der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds
(waff) Menschen, die sich beruflich umorientieren oder gänzlich neu
in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Das waren in den vergangenen
zwei Jahrzehnten insgesamt 320.000 Personen. Die Stadt investierte
dafür gut 700 Mio. Euro, wie Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ)
kürzlich beim Mediengespräch des Bürgermeisters schilderte.
In
der Asyldiskussion hätte Häupl längst schon "die weiße
Fahne" gehisst und würde Quoten übererfüllen, sagte Strache.
Häupl empfahl er, stärker zu den Genossen nach Linz zu schauen: Wie
berichtet hatte dort die SPÖ mit Taferln gegen ein Asylzentrum
protestiert, die Entschuldigung von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ)
folgte erst nach der Aufregung.
Duell.
Normalerweise
ist es der Job des Zweitplatzierten, ein Duell auszurufen, aber das
zeigt nur, wie sehr die SPÖ in Zugzwang ist.
Viele
Rote geben die Wahl schon verloren. Mit einem Wohlfühl-Wahlkampf ist
nichts mehr zu holen, so die Strategen. Das Credo der SPÖ lautet
also: absolute Polarisierung Rot gegen Blau.
Montagabend
hatte ihm Bürgermeister Michael Häupl bei einer Parteiversammlung
in der Rinderhalle in St. Marx in Wien Landstraße vor der dort
aufgebauten Kulisse des Shakespeare-Stücks „Richard III“ den
Fehdehandschuh hingeworfen. Vor 700 geladenen Gästen rief er früher
als erwartet – die Veranstaltung war ursprünglich im August
geplant – das „Duell um Wien“ aus, forderte Strache heraus.
Die
Schärfung des Profils gegenüber der FPÖ ist für Häupl nach
Verkündung der rot-blauen Koalition im Burgenland und dem
Wahldesaster in der Steiermark notwendig geworden. Dreieinhalb Monate
vor der Wahl sind die Wiener Sozialdemokraten im Umfragetief, die
Freiheitlichen befinden sich auch dank der Asylpolitik der
Bundesregierung im Aufwind. Strache hält ein Kopf-an-Kopf-Rennen
nicht für ausgeschlossen.
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