Niessl bringt mit der rot-blauen Rochade im Burgenland Faymann und Häupl in schwerste Verlegenheit und betätigt sich im Vorfeld der Wien-Wahl als Wahlhelfer für Strache
Es
gibt einen gültigen Beschluss des SPÖ-Bundesparteitags,
wonach sich die Partei "klar gegen eine Koalition mit der FPÖauf
allen politischen Ebenen" ausspricht. An diesen Beschluss fühlt
sich der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl offenbar nicht
gebunden. Er will die Freiheitlichen im Burgenland in die
Landesregierung holen und mit ihr eine Koalition eingehen. Den
entsprechenden, Beschluss, die Koalitionsverhandlungen aufzunehmen,
gaben Niessl und der burgenländische FPÖ-Chef Johann Tschürtz am
Mittwochabend in Eisenstadt gemeinsam bekannt.
Das
war überraschend schnell. War
es das? Nachdem die Verhandlung in einem Rekordtempo absolviert
wurden, stellen sich zwei Fragen.
1,
war das schon geplant und im Vorfeld ausgemacht?
2,
was für einen Unterschied gibt es noch zwischen der SPÖ-FPÖ?
Niessl
bringt mit seiner Rochade den Kanzler und die gesamte Partei in einen
bitteren Erklärungsnotstand. Für Häupl, der als Wiener
Bürgermeister im Oktober Landtagswahlen zu bestreiten hat, ist das
schlichtweg eine Katastrophe.
Für
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der – wieder einmal – die
Mutter aller Wahlschlachten zu einem Duell Strache gegen Häupl
hochstilisiert, bedeutet die Koalition im Burgenland eine politische
Aufwertung. Das Ausgrenzen, das die Freiheitlichen immer so beklagen,
aus dem sie aber auch politisches Kapital geschlagen haben, ist zu
Ende. Die FPÖ, so das Signal aus Eisenstadt, ist – auch für die
SPÖ – in jeder Hinsicht ernst zu nehmen.
Niessl
betätigt sich hier als Wahlhelfer von Strache und beschert der SPÖ
eine Diskusion, die sie jetzt gar nicht brauchen kann. Wer weiß, das
beschleunigt nach der Wahl in Wien, bei der der SPÖ ein sattes Minus
droht, möglicherweise den Abgang von Häupl und den von Faymann
gleich dazu.
Die
SPÖ war immer schon der Königsmacher der FPÖ. Kreisky hatte die
FPÖ in die Regierung geholt. Peter (der gute alte SS-Mann, einer von
denen, die Kreiskys Familie ermordet hatten) wurde
Unterrichtsminister. Es ist wirklich schwer die SPÖ von der FPÖ zu
unterschieden, deshalb auch die Abgrenzung von Häupl, der
verzweifelt versucht, sich ein anderes Image zu verpassen, weil er
weiß, dass es für den Wiener schwer ist, eine Unterscheidung zu
treffen. Eine rote Krawatte kann ein jeder tragen.
(Michael
Völker, 3.6.2015)
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