Das Musikfestival
Rock in Vienna soll ab Donnerstag täglich rund 50.000 Fans auf die
Wiener Donauinsel locken. Vermietet wird das Areal von der Stadt über
einen SPÖ-nahen Verein. Der Vorstand macht über dessen private
Agentur Sponsoring für das Festival.
Wien
- Worauf sich viele Freunde der gepflegten Rockmusik schon länger
gefreut haben, wird am verlängerten Wochenende Wirklichkeit: Ein
dreitägiges Musikfestival mit prominenten internationalen Bands
findet ab Donnerstag auf der Wiener Donauinsel statt.
Das Alleinstellungsmerkmal von Rock in Vienna im Vergleich mit
anderen österreichischen Großfestivals ist, dass Fans zu den
Konzerten von Metallica (Donnerstag), Muse, Incubus (Freitag) oder
Kiss (Samstag) mit der U-Bahn an- und abreisen können.
Veranstalter
ist Blue Moon Entertainment, hinter dem die Deutsche Entertainment AG
steckt. Vermietet wird das Areal nicht direkt von der Stadt Wien,
sondern über einen privaten Verein, dessen Mitglieder
der SPÖ gewaltig
nahe stehen. So war die Adresse, an der der "Verein Freunde der
Donauinsel" zur Zeit seiner Gründung 2013 gemeldet war, ident
mit der Adresse der MA 45 (Wiener Gewässer). Diese fällt in die
Zuständigkeit von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Mitglieder
sind etwa der Landtagspräsident Harald Kopietz (SPÖ), der einst
das Donauinselfest gegründet
hat, oder Gerald Loew, Chef der MA 45.
Dirigent durch den Behördendschungel
Als
Vorsitzender des Vereins fungiert Sascha Kostelecky. Dieser zeichnete
von 2005 bis 2012 für die Organisation des Donauinselfestes
verantwortlich und ist innerhalb der SPÖ bestens vernetzt. Warum die
Stadt die Donauinsel über einen privaten SPÖ-nahen Verein vermietet
und das nicht selbst erledigt, erklärt er so: "Große
Veranstalter sind froh, wenn sie sich nicht mit zu viel Bürokratie
herumschlagen müssen. Ich dirigiere durch den Behördendschungel",
sagte er dem STANDARD. Zudem würden Teile des Veranstaltungsareals
auf der Insel auch dem Bund gehören. "Diesen müssten
Veranstalter sonst ebenfalls kontaktieren."
Das
Ziel des Vereins sei, von Veranstaltungen zusätzliche Gelder zu
lukrieren, die laut Vereinszweck in die Pflege und den Erhalt der
Donauinsel gesteckt werden müssen. Zehn Veranstaltungstage, die
einen gewissen Lärmpegel für Anrainer überschreiten, sind pro Jahr
möglich. Drei sind fix für das Donauinselfest, das heuer von 26.
bis 28. Juni stattfindet, reserviert. Nach Rock in Vienna wären noch
vier Großveranstaltungstage frei, die heuer aber wohl nicht ganz
ausgeschöpft werden.
Noch keine Gewinne für Verein
Gewinne
warf der Verein laut Gerald Loew noch keine ab. 2013 gab es "wegen
Investitionen in die Vereinsinfrastruktur" einen geringen
Verlust. 2014 bilanzierte man ausgeglichen. Für 2015 erwarte der
Verein erste Gewinne. Der Bund erhält als Entschädigung für seine
Inselflächen vom Verein eine Pauschale von 800 Euro pro
Veranstaltungstag.
Der
Kontrolle des Gemeinderates oder des Stadtrechnungshofes unterliegt
der Verein nicht, was die Opposition empört. Die ÖVP verlangt
in einer Anfrage genaue Auskünfte über das Geschäftsgebaren. "Der
Gemeinderat bekommt alle Informationen, die er will", sagt Loew.
Die Kritik, dass der Verein das nur auf freiwilliger Basis machen
braucht, reißt freilich nicht ab. Zumal der Verein bei der Gründung
ein zinsenloses Darlehen der Stadt in Höhe von 200.000 Euro erhielt.
Dieses werde man laut Loew fristgerecht bis 2017 zurückzahlen.
Subventionen bekomme man keine.
Sponsoring mit privater Firma
Laut
Kostelecky beschäftige der Verein nur eine Mitarbeiterin. Er selbst
rechne seine Tätigkeiten für den Verein "nach Stunden"
ab. Dass Rock in Vienna stattfindet, zahlt sich für Kostelecky
gleich doppelt aus: Seine private Marketing- und Eventagentur macht
das Sponsoring für das Festival. "Die sind nach Abschluss des
Vertrages mit dem Verein auf mich zugekommen", sagt Kostelecky
zur schiefen Optik. Die Adresse des Vereins ist aktuell übrigens
ident mit der Adresse von Kosteleckys privater Firma. (David
Krutzler, 2.6.2015)
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