Montag, 1. Juni 2015

Zu wenige Betten

Es ist 17 Uhr, die ersten Obdachlosen warten vor der Notschlafstelle VinziBett im 17. Bezirk. Manche haben bereits einen fixen Schlafplatz. Andere müssen noch abwarten, ob es sich für diese Nacht ausgeht. Eine Stunde später wird die Tür aufgesperrt und ein Mann kommt herein. Er gibt Hedi Klima, der Leiterin und Obfrau des Hauses, einen Zettel in die Hand. Darauf steht, dass er sich im Rücklaufverfahren in den Kosovo befindet. "Morgen werde ich ein paar Anrufe machen und schauen, wie lange das Verfahren noch läuft. Bis dahin gebe ich ihm ein Bett", sagt Klima. Sie fragt ihn nach seinem Pass und bittet ihn ein Formular auszufüllen. Währenddessen füllt sich der Raum vor dem Anmeldebüro.
Hedi Klima hat noch zwei freie Betten zu vergeben. Ein Mann steht nun ganz vorne in der Reihe. Klima fragt ihn, woher er kommt und was er hier macht. "Ich komme aus Nigeria und bin schon seit zehn Jahren in Österreich. Ich lebe gerade in Scheidung und habe dadurch meine Wohnung verloren", sagt er. Klima gibt ihm einen Schlafplatz für eine Woche. "Danach reden wir wieder", sagt sie. Weitere zwei Männer stehen an und fragen nach zwei Schlafplätzen. Sie erklären Klima, dass einer von ihnen am Knie verletzt ist. Sie sagt, dass sie für diese Nacht nur noch ein Bett frei hat und in diesem Fall dem verwundeten Mann den Schlafplatz geben würde, weil er es nötiger habe. "Seid ihr damit einverstanden?", fragt sie die Männer.
Seit das Winterpaket des Fonds Soziales Wien am 30. April mit 550 Schlafplätzen geschlossen hat, ist das eine alltägliche Situation vor der Notschlafstelle "VinziBett". "In den ersten beiden Wochen mussten wir täglich zwischen zehn und 15 Leute wegschicken", sagt Klima. Die VinziWerke stellen mit VinziBett, VinziPort und VinziRast insgesamt 200 Schlafplätze in Wien zur Verfügung und fordern, dass die vorhandenen Notschlafstellen des Winterpakets in Wien auch im Sommer geöffnet sein sollen.

"Die Ärmsten der Armen sind die nicht-anspruchsberechtigten Personen, denn die haben in den Notschlafstellen des Fonds Soziales Wien kein Recht auf einen Schlafplatz", erklärt Hedi Klima. Anspruchsberechtigt sind laut dem Fonds Soziales Wien all jene, die in Wien gemeldet sind, eine österreichische Staatsbürgerschaft oder eine Gleichstellung (EU-Bürger, Asylberechtigte oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung) haben und Obdachlosigkeit ausgesetzt sind. Nicht anspruchsberechtigt sind zum Beispiel Personen, die nicht in Wien gemeldet sind, oder Menschen, die aus einem Land außerhalb der EU kommen und keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung haben. Das Winterpaket vom Fonds Soziales Wien bietet auch diesen nicht-anspruchsberechtigten Personen von November bis Ende April einen Schlafplatz.

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