Es
ist 17 Uhr, die ersten Obdachlosen warten vor der Notschlafstelle
VinziBett im 17. Bezirk. Manche haben bereits einen fixen
Schlafplatz. Andere müssen noch abwarten, ob es sich für diese
Nacht ausgeht. Eine Stunde später wird die Tür aufgesperrt und ein
Mann kommt herein. Er gibt Hedi Klima, der Leiterin und Obfrau des
Hauses, einen Zettel in die Hand. Darauf steht, dass er sich im
Rücklaufverfahren in den Kosovo befindet. "Morgen werde ich ein
paar Anrufe machen und schauen, wie lange das Verfahren noch läuft.
Bis dahin gebe ich ihm ein Bett", sagt Klima. Sie fragt ihn nach
seinem Pass und bittet ihn ein Formular auszufüllen. Währenddessen
füllt sich der Raum vor dem Anmeldebüro.
Hedi
Klima hat noch zwei freie Betten zu vergeben. Ein Mann steht nun ganz
vorne in der Reihe. Klima fragt ihn, woher er kommt und was er hier
macht. "Ich komme aus Nigeria und bin schon seit zehn Jahren in
Österreich. Ich lebe gerade in Scheidung und habe dadurch meine
Wohnung verloren", sagt er. Klima gibt ihm einen Schlafplatz für
eine Woche. "Danach reden wir wieder", sagt sie. Weitere
zwei Männer stehen an und fragen nach zwei Schlafplätzen. Sie
erklären Klima, dass einer von ihnen am Knie verletzt ist. Sie sagt,
dass sie für diese Nacht nur noch ein Bett frei hat und in diesem
Fall dem verwundeten Mann den Schlafplatz geben würde, weil er es
nötiger habe. "Seid ihr damit einverstanden?", fragt sie
die Männer.
Seit
das Winterpaket des Fonds Soziales Wien am 30. April mit 550
Schlafplätzen geschlossen hat, ist das eine alltägliche Situation
vor der Notschlafstelle "VinziBett". "In den ersten
beiden Wochen mussten wir täglich zwischen zehn und 15 Leute
wegschicken", sagt Klima. Die VinziWerke stellen mit VinziBett,
VinziPort und VinziRast insgesamt 200 Schlafplätze in Wien zur
Verfügung und fordern, dass die vorhandenen Notschlafstellen des
Winterpakets in Wien auch im Sommer geöffnet sein sollen.
"Die
Ärmsten der Armen sind die nicht-anspruchsberechtigten Personen,
denn die haben in den Notschlafstellen des Fonds Soziales Wien kein
Recht auf einen Schlafplatz", erklärt Hedi Klima.
Anspruchsberechtigt sind laut dem Fonds Soziales Wien all jene, die
in Wien gemeldet sind, eine österreichische Staatsbürgerschaft oder
eine Gleichstellung (EU-Bürger, Asylberechtigte oder eine dauerhafte
Aufenthaltsgenehmigung) haben und Obdachlosigkeit ausgesetzt sind.
Nicht anspruchsberechtigt sind zum Beispiel Personen, die nicht in
Wien gemeldet sind, oder Menschen, die aus einem Land außerhalb der
EU kommen und keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung haben. Das
Winterpaket vom Fonds Soziales Wien bietet auch diesen
nicht-anspruchsberechtigten Personen von November bis Ende April
einen Schlafplatz.
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