Mittwoch, 17. Juni 2015

Seestadt Aspern - wie es die Mieter sehen



Wien – In der einen Richtung eine fast leere Landschaft, in der anderen ein dichter Häuserwald: Wer von der Dachterrasse eines der neuen Wohnanlagen einen 360-Grad-Blick auf die Seestadt Aspern wirft, könnte glauben, hier hat ein Hollywood-Regisseur aus Pappe eine riesige Stadtkulisse errichten lassen; oder eine Fortsetzung der Truman Show wurde aus dem amerikanischen Seahaven in das rote Wien verlegt.
Neugierige Besucher
Aber der jüngste Stadtteil der Bundeshauptstadt ist keine Chimäre. Hier leben schon rund 4000 Menschen, darunter viele junge Familien mit Kindern, die auf die Eröffnung der Volksschule im Herbst warten, und Bürgerinnen, die sich darüber aufregen, dass ständig neugierige Besucher in ihren Stiegenhäusern herumlaufen. Noch sind auf den halbfertigen Straßen mehr Bauarbeiter als Bewohner zu sehen, aber überall keimt Leben: Die ersten Läden haben bereits geöffnet, Teenager tummeln sich in den Schwimmbädern auf dem Dach und zwischen den Wohnblöcken oder springen bereits in den namensgebenden künstlichen See, der zum Schwimmen noch gar nicht freigegeben wurde. 6000 Menschen sollen hier im Herbst wohnen, die endgültige Ausbaustufe sieht 20.000 Bewohner und ebenso viele Arbeitsplätze vor.
Die Seestadt war vergangene Woche auch Schauplatz des 52. STANDARD-Wohnsymposiums, das sich unter dem Titel "Schlafen oder Leben" der Frage widmete, was neue Stadtteile an Infrastruktur und Freizeitangeboten benötigen, um ein echtes soziales Leben zu entwickeln. Die Wünsche und Forderungen, die von Referenten und Teilnehmern aufgestellt wurden, entsprachen dabei ziemlich genau dem Konzept, das in Aspern in den vergangenen Jahren entwickelt und nun umgesetzt wird:
  • eine hohe Gebäudedichte, umringt von viel grüner Freifläche;
  • eine gute verkehrstechnische Anbindung und ausreichende Garagenplätze, aber weitgehende Autofreiheit auf den Straßen;
  • Schulen für alle Bildungsstufen;
  • eine zentrale Steuerung der Erdgeschoßzonen, die alle an die Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 – der Name bezieht sich auf Asperns geografische Koordinaten – übergeben und von ihr strategisch an die passenden Händler und Gastronomen vermietet werden;
  • eine offensive Betriebsansiedelungspolitik, um Dienstleister, Gewerbe und Industrie anzuziehen, die ebenso viele Arbeitsplätze bieten sollen, wie es Bewohner gibt;
  • und schließlich eine Fülle von Freizeitangeboten, die aus dem Stadtteil ein echtes Grätzel formen sollen.
Homogen und eigenwillig
Die Architektur spielt dabei nicht die einzige, aber eine entscheidende Rolle. Der Masterplan von Aspern sieht ein homogenes Straßenbild vor, in dem aber die einzelnen Häuser ihren eigenen Charakter entwickeln können. Das scheint gelungen. Manche Gassen und Plätze wirken mit ihren geschickt gesetzten Stiegen und Winkeln fast wie alte italienische Städte mit all ihren attraktiven Begegnungsorten. Das zukünftige Leben in der Seestadt ist bereits in Ansätzen zu spüren.
Der Verkehr ist auf einige Durchzugsstraßen konzentriert, die Sammelgaragen sollten die meisten Gassen überhaupt von motorisiertem Verkehr befreien. Stattdessen gibt es ein eigenes kostenloses Citybike-System – zum Teil mit E-Bikes – für die Seestadt und Busse, die zu den beiden U-Bahn-Stationen führen, die doch noch ein Stück von den meisten Wohnhäusern entfernt sind.
Vorzeigeprojekt
Die Retortenstadt weit weg vom Zentrum, an deren Erfolg viele Experten lange gezweifelt haben, hat die Chance, zum Vorzeigeprojekt der Wiener Stadtentwicklungspolitik zu werden. Sie ist konzipiert, um alle Fehler etwa der Pariser Banlieue zu vermeiden. Und es ist ein Ort, wo die gemeinnützigen Bauträger, die einen Großteil der Wohnanlagen errichten, viele ihrer Stärken ausspielen können.
Die Verbindung von ländlicher Erholungsqualität mit urbanen Unterhaltungs- und Bildungsangeboten, klare Planung mit Raum für Experimente: So beschrieb Gerhard Schuster, seit vergangenem Jahr Chef von Wien 3420, die Philosophie der Seestadt beim Wohnsymposium, das vom Fachmagazin Wohnen Plus mitorganisiert wurde. Erst die hohe Dichte mache all diese Angebote finanzierbar, betonte er ebenso wie andere Vortragende. Und: "Alles ist möglich, wenn die verschiedenen Beteiligten zusammenspielen: Bauträger, Gemeinde und Investoren." Denn ohne die großen Vorabinvestitionen der öffentlichen Hand, vor allem der U2-Linie, wäre das Projekt nicht möglich gewesen.
Für den Raumplaner und Architekten Robert Korab ist die Seestadt mit ihrer bewussten Mischung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit ein "Modell des New Urbanism, im Gewand der Architektursprache der Moderne". (Eric Frey, 17.6.2015)



Meinungen dazu:

Im September 2014 waren wir dort...

... da waren sehr viele Baustellen und Baulärm dort. Wenn die Bauarbeiten wirklich erst in 3-5 Jahren zu Ende sind, stell ich mir das aber sehr mühsam vor. Der ganze Staub, der Lärm - auch wochenends. Das kann mir das italienische Gasserlflair nicht ausgleichen.

Stelzengehen, Sackhüpfen, Seestadtlauf, Wohnpartner necken, Glöckerlpartie, Aspern-Beirat Bewunderungsmarsch, Wettbewerb beste Nachbarin bester Nachbar, Kranensee-Balett, Organische Entwicklung suchen gehen…

Living Lab Finden Wettbewerb, Seestadt-Pioniere-Huldigungstag besuchen, Ganzheitlichkeit-Aufzählwettbewerb, U.Bahn Ankunfts-Zeiten vergleichen, Seestadt Radumrundungswettbewerb einmal im Uhrzeigersinn einmal gegen den Uhrzeigersinn, Seestimmen stimmen gehen, Nachbaschaftstag einhalten, das jährliche Willkommenspaket abholen, Schauen ob die Rollbahn noch Barrierefrei ist, Mit den Wiener Linien – Open Air Zügen in die Seestadt reisen (nur Sommers möglich), das Bildungscafe im Salon Aspern umrunden, Wegwerf-Workshop: Wie hätte man die Sestadt besser bauen können, mit dem Geh-Cafe und der Gehbeauftragen der Stadt Wien ein RollbahnPicknick abhalten und einmal am Tag schlafen und vom Wohlfühlprogramm der Metropole in die Welt der Träume gleiten

Die Wünsche und Forderungen, die von Referenten und Teilnehmern aufgestellt wurden, entsprachen dabei ziemlich genau dem Konzept... 
Ist das ernst gemeint ? 
Garagenplätze die in einer NEUEN stadt 86.60€ kosten. 
Fahrrad system ? Ebikes? 
Von einem ende bis zum anderen ende der seestadt braucht man zu fuß trotz der durch baustellen verursachten umwegen 10 minuten. 
Welche freizeitangebote hat die seestadt ?!

ich glaub hier gibt es ein Missverständnis, die Seestadt ist ein Wohnprojekt und keine neue Club Med Anlage 
(die Parkplatzpreise sind aber tatsächlich etwas gesalzen für eine reine Wohngegend)

"...Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 – der Name bezieht sich auf Asperns geografische Koordinaten.." 
hä? in welchem koordinatensystem leben die? wenn schon, dann 4816. wird aber dadurch auch nicht origineller, so wie die ganze seestadt. 
ps: bei den "schulen für alle bildungsstufen" bitte an genügend sonderpädagogische einrichtungen denken!

Ich versteh nicht was die Aufregung soll.... Selbst New York ist am Reisbrett in einem wenig kreativen geraden Straßenmuster entstanden. Es stehen dort lauter hässliche Blocks und fein ist nirgendwo. So richtig feine Gegenden gibt es in Wien auch nicht mehr! Man könnte sich noch in Döbling oder Hietzing in einer Villa einsperren... 
Jetzt mal im Ernst. Ich denke der 22. hat ganzheitlich großes Potenzial. Viele andere Bezirke sind verbaut bzw. ausgebaut. Bez. 1-9 kann man nur noch in die Höhe bauen. Döbling und Hitzing z.B sind überteuert und überaltert. Im Süden donnern die Flieger drüber… (3. Landepiste). Wichtig für 1220 wird der Freudenautunnel sein! Wenn der kommt wird’s super!

Am Reisbrett? Sind Sie sicher, dass nicht auch Nudeln im Spiel waren?

Für alle UnternehmerInnen und solche, die es noch werden möchten: 
Es gibt in der Seestadt noch ein Büro (108m2) und ein Geschäftslokal (118m2) in den Gebäuden der Sozialbau AG! 
Nähere Infos unter http://www.sozialbau.at/home/suche/…ftslokale/
Außerdem gibt es bei der Genossenschaft Schönere Zukunft http://www.schoenerezukunft.at/ noch ein kleines Erdgeschoßlokal am See, das sich für ein kleines Cafe oder ein Pub, eine Bar eignen würde. Einfach bei den Genossenschaften melden!

unbezahlte werbung?

wü kana hin dort ?

na weil wochenlang getrommelt wird
wie superdolle es dortn is

wo liest du heraus dass da keiner hinwill?

an den ständigen lobpreisungen im standard.

schlüssige Logik 
Chapeau!

Na super, da gibt es ein Citybike-System in Wien, welches zur Zeit das Plansoll...

...von 120 Stationen erfüllt hat. Ob es auf die künftigen Stadterweiterungsgebiete ausgedehnt werden soll, ist weitestgehend unbekannt. Jedoch wird extra für die Seestadt eine Insellösung kreiert. Und außerdem: für den 22. sind E-Bikes nicht wirklich eine Notwendigkeit.


Innerhalb der Seestadt

dürfte wohl auch alles fussläufig erreichbar sein


grün für fussläufig

hm, wenigstens auf der zeichnung hätts schön aussehen können

Das Bild ist genial, allein schon der Radfahrer.. 

Dem fehlt noch die Gedankenblase:

"De zwa Assln fahr i jetzt übern Haufen!"


da weiß der Betrachter und potenzielle Bewohner dann sofort, was er dort geboten bekommt


Hochinteressantes Projekt. Ich bin letztens das zweite Mal dort gewesen um mal durch die Baustellen zu spazieren. 
Leider gibts noch kein Cafehaus oder so zum Verweilen. 
Ich bin wirklich gespannt wie sich das die nächsten 20 Jahre entwickeln wird. 
Was mich auch beschäftigt: Da wird alles gleichzeitig gebaut und scheint alles dieselbe Bauweise zu sein. Dh. das muss eigentlich auch alles wieder gleichzeitig renoviert werden.

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