Von
Peter Stiegnitz
„Jerusalem
für Alle“
Die
Österreichisch-Israelische Gesellschaft lud gemeinsam mit dem
„Center for Israel Studies“ zum Film und Referat von Mag.Wolfgang
Sotill zum Thema „Jerusalem für Alle“ ein. Slotil, der in Graz
und Jerusalem katholische Theologie studierte, ist Publizist,
Landwirt und häufiger Reisebegleiter in Israel. Der Referent ist ein
profunder Kenner der historischen, religiösen und politischen
Situation Israels. Im Anschluss wurde der Film „Birthday Present“
vom Cineasten Guy Lichtenstein, der Kunstgeschichte und
Filmwissenschaften in Wien und in Tel Aviv studierte, gezeigt. Im
Rahmen einer kleinen Liebesgeschichte wurde dabei die faszinierende
Atmosphäre Jerusalems gekonnt dargstellt.
Österreich-Ausstellung
in Auschwitz
Im
Herbst 2017 wird in Auschwitz im Block 17 die neue
Österreich-Ausstellung eröffnet. Die Pläne der Kuratoren werden
jetzt im Wien-Museum gezeigt. Das Generalthema der neuen Ausstellung
in Auschwitz räumt mit der historischen Lüge („Österreich als
erstes Opfer Nazi-Deutschlands“) endgültig auf. Im Mittelpunkt der
Ausstellung stehen die authentischen Geschichten von Opfern und
Tätern. So auch eine ausgehöhlte Kleiderbürste; hier versteckte
der ehemalige KZ-Häftling Hermann Langbein eine Liste von Opfern.
Auch die grauenvollen Pläne zweier österreichischer NS-Architekten
(Walter Dejako und Fritz Ertl) für die Gaskammern werden in der
neuen Ausstellung gezeigt.
Israelische
Fahne unerwünscht
Empört
zeigte sich die Wiener Kultusgemeinde: Zur Zeit des in Wien
abgehaltenen Song Contests zeigte der Student Sebestyén F. (23)
hinter seinem Fenster, wenn auch von außen sichtbar, die Fahne
Israels und auf der Türpfosten eine Mezuza. Ein Nachbar beschwerte
sich. Es wurde von ihm verlangt, die Fahne mit dem Davidstern und die
Mezuza zu entfernen. Daraufhin suchte der Student das Gespräch mit
der Hausverwaltung und dem Hauptmieter. Statt einer Antwort wurde
sein Mietvertrag gekündigt. Man fragt sich zu Recht, ob der junge
Mann auch die palästinensische Fahne hätte entfernen müssen?
„Der
Judentempel“
Unter
dem vielsagenden Motto „Wer kann den Judentempel brauchen?“ stand
die heurige Sommer-Akademie des Instituts für jüdische Geschichte
in St.Pölten. Die Akademie-Organisatoren informierten in ihrer
Einladung: „Vor dem NS-Terror hat es in Österreich viele Synagogen
gegeben, viele wurden zerstört. Die Menschen, die diese Gebäude mit
ihrem Glauben belebt haben, wurden verfolgt, vertrieben und
vernichtet.“ Die Referenten stellten die durchaus berechtigte
Frage: Wie soll man heute mit den leerstehenden Synagogen umgehen?
Auch das Institut in St.Pölten steht in der dortigen Synagoge, die
in Ermangelung von Juden in St.Pölten kein Gotteshaus mehr ist,
sondern ein Ort für „hochqualifizierte“ Diskussion, wie das der
Wissenschaftsreferent der Stadt Wien, Univ.-Prof. Dr. Hubert
Christian Ehalt, formulierte. Zum Motto der Tagung sprachen Robert
Streibel und Christoph Lind und behandelten die Frage, ob die
ehemaligen Synagogen in St.Pölten und Krems abgerissen oder
renoviert werden sollen. Über die Akademie und das Institut selber
sprach die Direktorin Dr. Martha Keil.
„Alle
Meschugge?“
Der
Anfang war in Wien, dann folgte Berlin und jetzt die Schweiz. Die
Rede ist von der Ausstellung „Alle meschugge?“, die ihren Anfang
im Wiener jüdischen Museum nahm. Als vor zwei Jahren die Ausstellung
in Wien gezeigt wurde, entstand ein umfangreiches gleichnamiges Buch
als Katalog von Markus G. Patka und Alfred Stalzer (Amalthea) als
Herausgeber. Hier wurde das gesamte Spektrum jüdischen Humors von
den 1920-er und 1930-er Jahren bis hin zum Lachen im Exil säuberlich
dokumentiert und kommentiert. Dabei kommen die „führenden Köpfe“
des jüdischen Humors von Ephraim Kishon über Billy Wilder und Woody
Allen vor. Einen besonderen Stellenwert nimmt in der Ausstellung und
im Buch der jüdische Humor in Israel und den USA ein.
„Jüdisches
Wien“
In
Kooperation zwischen dem Wiener Jüdischen Museum, unter der Leitung
von Direktorin Danielle Spera und dem Jewish Welcome Service
(Leiterin Susanne Trauneck) wurde die Broschüre „Jüdisches Wien –
Erbe und Auftrag“ neu gestaltet. Dabei geht es um die wechselvolle
Geschichte der Wiener Juden, aber auch um die Gegenwart. Die
Broschüre enthält alle wichtigen Adressen von Hotels, koscheren
Restaurants und auch Gedenkstätten und Museen mit jüdischem
Bezug.
Wer die Gegenwart verstehen will, der muss die Geschichte kennen. So auch in Bezug auf die Wiener Juden. Genau diesen Weg wählte auch Egon Schwarz mit seinen Essays „Wien und die Juden“ (C.H.Beck). Der aus Wien stammende US-Germanist folgt in seinem Buch dem Weg von Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Franz Werfel, um nur einige Namen zu nennen. Dabei geht es um etwas Einzigartiges, das nie mehr wiederkehren wird, um „die Wiener Kultur der Jahrhundertwende, in der sich die österreichischen, deutschen und jüdischen Elemente bis zur Unauflöslichkeit vermischten …“, wie das der Autor selber beschrieb.
Wer die Gegenwart verstehen will, der muss die Geschichte kennen. So auch in Bezug auf die Wiener Juden. Genau diesen Weg wählte auch Egon Schwarz mit seinen Essays „Wien und die Juden“ (C.H.Beck). Der aus Wien stammende US-Germanist folgt in seinem Buch dem Weg von Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Franz Werfel, um nur einige Namen zu nennen. Dabei geht es um etwas Einzigartiges, das nie mehr wiederkehren wird, um „die Wiener Kultur der Jahrhundertwende, in der sich die österreichischen, deutschen und jüdischen Elemente bis zur Unauflöslichkeit vermischten …“, wie das der Autor selber beschrieb.
Leon
und Robert
Nicht
allzu oft, doch glücklicherweise kommt es immer wieder vor, dass der
Schreiber eines Berichtes die Personen, über die er schreibt, gut
kennt, bzw. gekannt hat. So war das bei der Verleihung des
„Leon-Zelman-Preises“ an den Wiener Historiker Robert Streibel.
Leon, man verzeihe mir die bloße Anwendung des Vornamens, der große
Brückenbauer zwischen den „38-er“ emigrierten österreichischen
Juden und ihrer alt-neuen Heimat. Der einstige Begründer und
Initiator des vorhin erwähnten Jewish Welcome Service war
unermüdlich bemüht, selbst zu den unglücklichen „Waldheim“-Zeiten,
den einstigen Emigranten klar zu machen, dass Österreich heute
nichts mit dem mörderischen NS-Geist zu tun hat. Robert, auch hier
nur sein Vorname, der studierte Germanist und Historiker ist nicht
nur Direktor der Volkschochschule Wien-Hietzing, sondern auch
Forscher und Autor zahlreicher jüdische Themen in Österreich. Auch
den Leon-Zelman-Preis erhielt Streibel für seine umfangreichen
Gedenk- und Erinnerungsarbeiten. Streibel, der in der
niederösterreichischen Stadt Krems geboren wurde, führte eine
eigene Studie durch, die auch in Buchform erschien, über die einst
bedeutende jüdische Gemeinde von Krems.
Störaktion
in Wien
Der
mörderische Geist des Antisemitismus ist auch im heutigen Österreich
nicht tot. Das musste leider auch der polnisch-britische Soziologe,
Zygmunt Bauman, im Wien Museum erleben. Hier sprach der 89-jährige
Bauman auf Einladung des Wiener Institutes für die Wissenschaften
vom Menschen (IWM) zum Thema „Diasporic Terrorism“. Eine Gruppe
Unverbesserlicher stürmte den Vortragssaal während Baumans Referat
und schrie in polnischer Sprache: „Wir gedenken Helden, Kommunisten
lassen wir nicht leben. Weg mit dem Kommunismus!“. Bevor noch die
Polizei anrücken konnte, drängten Männer des Polizeidienstes die
Rabauken aus dem Saal.
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