Sonja
Wehsely, die kennen wir auch. Unfähig bis zum Abwinken. Aber, gerade deshalb
ist sie Gesundheitsstatdträtin.
Offener Brief: MedUni
Wien- und AKH Wien-Spitzen protestieren gegen
"profil"-Berichterstattung
(Wien, 16-02.2014) Aufgrund des in der Ausgabe vom 17. Februar 2014
erscheinenden Artikels "Totaufnahme" wehren sich die Spitzen der
MedUni Wien und des AKH Wien in einem gemeinsamen offenen Brief an
"profil"-Herausgeber und Chefredakteur Christian Rainer sowie alle
Mitglieder der "profil"-Chefredaktion gegen die ihrer Ansicht nach
darin enthaltene, bewusst irreführende Darstellung und die damit verbundene
Verunsicherung von Patientinnen und Patienten.
Sehr geehrte Mitglieder der "profil"-Chefredaktion,
als Ärzte der MedUni Wien und des AKH Wien verwehren wir uns entschieden gegen
den in der heutigen Ausgabe erschienenen Artikel "Totaufnahme" und
die unserer Ansicht nach darin enthaltene einseitige und unsachliche
Darstellung, die jeglicher journalistischen Sorgfaltspflicht fundamental
widerspricht.
Ein kritischer Diskurs mit den Medien ist uns eine Selbstverständlichkeit, aber
in diesem Artikel werden vielfach Fakten aus dem Zusammenhang gerissen oder
bewusst einseitig interpretiert, zutiefst subjektive Wahrnehmungen als
objektive Fakten dargestellt und Statistiken zu Fallzahlen in den Ambulanzen
wider besseren Wissens irreführend aufbereitet. Der Artikel erzeugt so ganz
bewusst den Eindruck, Patientinnen und Patienten des AKH Wien oder der Wiener
Gemeindespitäler kämen aufgrund von organisatorischen Missständen oder
systematischen Einsparungen zu Schaden. Unserem Verantwortungsbewusstsein als
Ärzten widerspricht es, dass das Schicksal von Menschen, denen trotz bester
spitzenmedizinischer Versorgung aufgrund eines schicksalshaften
Krankheitsverlaufes nicht geholfen werden konnte für eine
Boulevardberichterstattung instrumentalisiert wird.
Insgesamt wird durch den Artikel gezielt eine scheinbare Kausalität zwischen
medizinischen Einzelfällen und organisatorischen Änderungen konstruiert. Unter
anderem ist aber der im Artikel explizit hergestellte Zusammenhang zwischen
angeblichen organisatorischen Mängeln und einer neuen Betriebsvereinbarung der
MedUni zum Arbeitszeitgesetz falsch. Obwohl zwischen den Unterzeichnern dieses
Briefes teilweise unterschiedliche Sichtweisen zu Teilen der
Betriebsvereinbarung bestehen, ist es gemeinsame Meinung, dass der im Artikel
geschilderte Zustand des AKH nicht den Tatsachen entspricht.
Das AKH Wien mit seinen jährlich rund 100.000 stationären Patientinnen und
Patienten und 1,2 Mio. ambulanten Besuchen ist eine wesentliche Säule der
medizinischen Versorgung in diesem Land und gemeinsam mit der Medizinischen
Universität Wien eine Visitkarte für den Wissenschaftsstandort Österreich.
Gemeinsam mit unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es
Anspruch und Selbstverständnis von MedUni Wien und AKH Wien, täglich sowohl die
Versorgung von Patientinnen und Patienten als auch Forschung und Lehre auf
Spitzenniveau zu gewährleisten.
Wir treten daher der in dieser Form einzigartigen reißerischen
Berichterstattung und der damit verbundenen Rufschädigung des AKH Wien
entschieden entgegen - im Interesse unserer Kolleginnen und Kollegen, aber auch
zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten, die durch die einseitige und
tendenzielle Berichterstattung massiv verunsichert werden.
Unterzeichner:
Reinhard Krepler, Ärztlicher Direktor des AKH Wien und Mitglied des
Lenkungsausschusses des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Wolfgang Schütz, Rektor der Medizinischen Universität Wien und Mitglied des
Lenkungsausschusses des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Eduard Auff, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie und Teilprojektleiter
Medizinischer Masterplan des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Michael Gnant, stv. Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und Mitglied
des Lenkungsausschusses des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Jörg Michael Hiesmayr, Leiter der Klinischen Abteilung für
Herz-Thorax-Gefäßchirurgische Anästhesie und Intensivmedizin und
Curriculumdirektor für Universitätslehrgänge
Ihor Huk, Stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Gefäßchirurgie
der
Universitätsklinik für Chirurgie
Raimund Jakesz, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Chirurgie der
Universitätsklinik für Chirurgie
Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Walter Klepetko, Leiter der klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie an der
Universitätsklinik für Chirurgie
Engelbert Knosp, Leiter der Universitätsklinik für Neurochirurgie
Anton Laggner, Leiter der Universitätsklinik für Notfallmedizin
Günther Laufer, Leiter der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie an der
Universitätsklinik für Chirurgie
Klaus Markstaller, Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine
Intensivmedizin und Schmerztherapie
Gerald Maurer, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie der
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Ferdinand Mühlbacher, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie
Markus Müller, Leiter der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie und
Vizerektor für Forschung der MedUni Wien
Hubert Pehamberger, Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie und
Teilprojektleiter des Projekts Universitätsmedizin Wien 2020
Arnold Pollak, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Shahrokh Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie
Josef Smolen, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Oswald Wagner, Leiter des Klinischen Instituts für Labormedizin und
Vorsitzender des Senats der MedUni Wien
Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie an der
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Reinhard Windhager, Leiter der Universitätsklinik für Orthopädie
Christoph Zielinski, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin I und
stellvertretender Ärztlicher Direktor des AKH Wien
Ich bin gerade aus dem AKH entlassen worden. Aufgenommen wurde ich am 4.4,
entlassen am 29.4, nach einer Herzoperation am 22.4. Also nach einer Wartezeit
von 16 Tagen.
Nicht nur mir ging es so, auch anderen Patienten erging es nicht anders. Da
wurden Patienten abgeholt zur Operation, nach 1 Stunde wurden sie wieder
zurückgebracht. So ging es fast täglich. Die erste Woche war ich noch im
Spital, die zweite Woche ging ich dann immer auf Ausgang, so sah ich kaum einen
Arzt. Ich wurde ja auch nicht behandelt.
Meine Nichte hat sich dann beschwert:
Sehr geehrter Herr Minister Stöger,
sehr geehrte Damen und Herren!
Betrifft: Zustand Herzchirurgie AKH Wien!!!!!!!!!!!!!!
Da sich mein Onkel seit Wochen!!! wegen einer lebensnotwendigen Herzoperation
im AKH Wien auf einer WARTELISTE?????!!! befindet, täglich vertröstet wird,
stellt sich mir die Frage ob es für Sie , sehr geehrter Herr Minister,
vertretbar ist, dass man notwendige Personalmittelkürzungen vernantworten
kann??
Lt. telefonischer Auskunft von heute 17.4.2014 von Hr. Dr. Laufer
(Herzchirurgie) befindet man sich offensichtlich im AKH Wien in einer
aussichtslosen Lage, respektive Kampf gegen Sparmaßnahmen der Politik.
Es kann doch nicht sein, dass man auf eine Operation am Herzen, die unbedingt erforderlich
ist dermaßen lange Wartezeiten in kauf nehmen muss.
Wie würde es Ihnen gefallen wenn sie eine solche lebensnotwendige Operation
benötigen und seit Wochen nicht drankommen können, da Personalmiesstände
auftreten, Bettensperre herrscht und keine Schwestern zur Verfügung stehen.
Eine Stellungnahme Ihrerseits wäre wünschenswert: SKANDAL IM AKH WIEN - Patient
musste zu lange auf Herz-OP warten - TOT !!!
Von den Ärzten wurde den Patienten gesagt, dass das ganze Problem nicht im AKH
liegen würde, sondern von der Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely ausgehen
würde, denn diese hat die Intensivbetten kontengiert und operiert kann nur
werden, wenn auch ein Intensivbett zur Verfügung stehen würde. Weiters wurde
kolportiert, dass die Herzchirurgie sehr viel mehr Patienten operieren könnte,
aber es gibt eben keine Intensivbetten.
Ich weiß nicht was stimmt, aber wer Sonja Wehsely kennt, der kann es sich schon
vorstellen, dass sie mit unseren Leben spielt. Mit ihrer Intelligenz ist es
auch nicht gerade weit her, denn ein Tag im AKH kosten mehr als 1000.- Euro. So
habe ich 16.000.- Euro gekostet ohne das etwas geschehen wäre. Wie viele Tage
hätte ich da in der Intensivstation bleiben können? Wehsely weiß es nicht. Der
Spardruck ist nachvollziehbar und die Ärzte sind nur Vasallen auf deren Rücken
sich die Politik, die SPÖ, Häupl, Wehsely abreagieren.
Todesfalle Krankenhaus: Gefährdet steigender Spardruck die Notfallmedizin?
profil dokumentiert dramatische Todesfälle in den Spitälern. Ist die
Notfallversorgung wegen Geldmangels gefährdet? Oder war die Situation früher
nicht anders? Für Patienten in einer medizinischen Akutlage sind beide
Szenarien nicht sonderlich beruhigend.
Am 3. Jänner wollte der 62-jährige Wiener Harald L. seinen alten Fernseher in
den Keller tragen. Er hatte zu Weihnachten ein neues Flachbildgerät bekommen
und der klobige Vorgänger sollte endlich entsorgt werden. Plötzlich fühlte er
einen stechenden Schmerz in der Brust, und das Atmen fiel ihm schwer. Als die
Symptome nicht abklangen, bestand seine Frau darauf, den Notarzt zu rufen.
Dieser hatte sofort den Verdacht auf ein sogenanntes rupturiertes
Aortenaneurysma – eine lebensbedrohliche Diagnose. Harald L. wurde um 22.15 Uhr
an diesem Freitag in die Notfallambulanz des Allgemeinen Krankenhaues Wien
gebracht. Klinikleiter Anton Laggner kann sich genau an den Fall erinnern: „Die
Gattin des Patienten ist Krankenschwester, die hier arbeitet, und sie wollte,
dass ihr Mann zu uns gebracht wird. Alle Mitarbeiter haben ihr Möglichstes
gegeben.“
Doch kaum war der Krankenwagen mit Herrn L. eingetroffen, erhielt die Abteilung
eine schlimme Nachricht: Der einzige Gefäßchirurg, der die Notoperation hätte
durchführen können, war zum Zweck einer Organentnahme in Amstetten. profil
liegt ein Gedächtnisprotokoll der diensthabenden Oberärztin vor, das belegt,
wie verzweifelt sie nach einem verfügbaren Gefäßchirurgen suchte.
Erstes Telefonat um 22.18 Uhr, der Professor war „nicht erreichbar, keine
Nachricht möglich“.
Zweiter Anruf um 22.20 Uhr, Arzt „erreicht, ist aber derzeit in München“.
Dritter Versuch 22.24 Uhr: „Nicht erreicht, Nachricht hinterlassen und SMS.“
Nummer vier, 22.27 Uhr: „Nachricht per SMS geschickt.“
Dann, um 22.29 Uhr: „Erreicht, kann nicht kommen (Kind).“
Schließlich, 22.31 Uhr: „Nicht erreicht, Nachricht hinterlassen.“
Im AKH, Österreichs größtem Spital, einer Klinik von Weltrang, war es nicht
möglich, einen einzigen Mediziner aufzutreiben, der die Notoperation hätte
durchführen können.
Schließlich rief die diensthabende Oberärztin den Chef der Chirurgie an,
Ferdinand Mühlbacher, der zwar kein Gefäßexperte ist, jedoch für diesen Notfall
ins AKH gekommen wäre. Allerdings: Er hätte erst anreisen müssen, weshalb
beschlossen wurde, den Patienten ins Wiener Wilhelminenspital zu verlegen. Weitere
lebenswichtige Minuten verstrichen, bis Harald L. um 23.20 Uhr abgeholt wurde.
Laggner sagt: „Er war leider alles andere als stabil, aber wir sahen keine
andere Möglichkeit.“
Dass ein Patient in akuter Lebensgefahr im größten Krankenhaus Österreichs
nicht versorgt werden kann, war tagelang Hauptgesprächsthema im AKH.
Ein Anästhesist erklärt: „Die Überlebenschance bei so einem Fall ist ohnehin
gering. Es zählt jede Minute. Einen solchen Patienten noch weiter zu
transferieren, kommt eigentlich einem Todesurteil gleich.“ Wie durch ein Wunder
überlebte Harald L. den Transport, verstarb jedoch einige Tage später.
Noch schockierender ist nur noch die Tatsache, dass es sich nicht um ein
tragisches Einzelschicksal handelte. Laut Chefchirurg Mühlbacher kommt es
aufgrund der hohen Auslastung „mindestens zwei Mal pro Woche zu solch
unglücklichen Konstellationen“. Auch die Akutfälle, die untertags eintreffen,
könnten oft erst in der Nacht operiert werden, so Mühlbacher. „Neulich mussten
wir sieben Operationen in die Nacht verschieben.“
Von chronischer Überlastung berichtet auch der Chirurg Andreas Salat: „Kürzlich
operierte ein Kollege im Tagdienst zehn Stunden durch und war danach völlig am
Ende. Zum Glück hatte er keinen Nachtdienst.“ Während früher die Chirurgie in
der Nacht zu 80 Prozent ausgelastet war und Ruhepausen eingelegt werden
konnten, würden die Kapazitäten nun völlig ausgereizt. Engpässe seien da
vorprogrammiert.
profil liegen weitere Fälle und Arztberichte vor, die ein dramatisches Bild der
österreichischen Notfallversorgung zeichnen – wobei das Wiener AKH am stärksten
betroffen scheint. Eine mögliche Ursache benennt eine Studie des
Österreichischen Bundesinstituts für Gesundheit. Demnach wird der Bedarf an
Medizinern bis zum Jahr 2030 um 16 Prozent steigen. Die optimistischste
Prognose geht davon aus, dass bis dahin bundesweit 3300 Arztstellen unbesetzt
bleiben. Die pessimistischere Schätzung geht von 7700 fehlenden Ärzten bereits
nach einer großen Pensionierungswelle im Jahr 2020 aus. Für junge Ärzte sei ein
Arbeitsplatz in Österreich nicht mehr attraktiv genug, viele würden bereits
ihren Turnus im Ausland machen. Vor allem auf den Westen Österreichs treffe
dies zu, wie Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger erklärt: „Viele wandern
in die Schweiz oder nach Deutschland ab, da sie dort mehr verdienen.“ Doch
bereits jetzt zeichnet sich in manchen medizinischen Bereichen ein eklatanter
Ressourcenmangel ab. Die Wiener Berufsrettung sucht seit Längerem 20 Notärzte,
das Landeskrankenhaus Feldkirch nach Unfallchirurgen. Die Kinder- und
Jugendpsychiatrie wurde ohnehin bereits zum Mangelfach erklärt.
Was das Wiener AKH betrifft, führte eine Verkettung von strukturellen
Änderungen zu der prekären aktuellen Situation ...
Todesfalle Krankenhaus II. Teil - Systemdiagnose: ausgeblutet
Spitäler, Teil 2. Die profil-Titelgeschichte über Todesfälle und Engpässe in
der Akutmedizin zeitigte massive Proteste der AKH-Führung – und eine Welle des
Zuspruchs vonseiten der Ärzte, die weitere Missstände aufzeigen: drastische
Einsparungen, chronische Überforderung, unterversorgte Patienten.
Systemdiagnose: ausgeblutet.
Dietmar Erlacher wirkt alles andere als schwer krank. Als von Medien ernannter
Rauchsheriff kämpft der 64-jährige Tischlermeister, mit hunderten Sympathisanten,
für ein absolutes Rauchverbot in Lokalen. Über 20.000 Anzeigen gegen Wirte, die
sich nicht an die Gesetze halten, hat seine Initiative in den letzten fünf
Jahren getätigt. Doch Erlacher muss seit einigen Monaten auch gegen einen Feind
im eigenen Körper kämpfen: Ein vor über zehn Jahren erfolgreich therapierter
Blasenkrebs setzt ihm neuerlich zu.
Als er nach all diesen Jahren wieder ins Allgemeine Krankenhaus Wien (AKH) zur
Behandlung kam, fand er eine wesentlich schlechtere Betreuung vor, wie er sagt.
Nicht nur, dass die seit Jahren geforderte psychotherapeutische Unterstützung
für Krebspatienten auf etlichen Stationen noch immer nicht existierte: „Die
Ärzte sind mittlerweile so überlastest, dass sie sich kaum mehr ausreichend mit
ihren Patienten beschäftigen können. Auch wurde die Abteilung
Komplementärmedizin gegen den Willen der absoluten Mehrheit der Krebspatienten
quasi eingestellt. Somit treibt man Schwerstkranke in die Fänge von
Scharlatanen.“ Erlacher ist auch als Obmann des Vereins und der Selbsthilfegruppen
„Krebspatienten für Krebspatienten“ tätig. Da viele Betroffene ähnliche
Beobachtungen machten, verfassten sie im vergangenen Oktober einen Brief, den
sie an Entscheidungsträger, darunter Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely,
schickten. Entsprechend reagiert sei darauf bis heute nicht worden. Die
Krebspatienten orten den Grund für die Missstände vor allem in der Personalnot.
In ihrem Schreiben halten sie unter anderem fest:„Professoren und Oberärzte
sind schon lange zu Hilfsarbeitern degradiert, denn sie müssen selbst
Patientenakten suchen sollen x-Sprachen können müssen selbst unsaubere
Hilfsmittel vom Boden aufsammeln und stehen dadurch unter enormem Stress, was
die Krebspatienten meist sehen und teils spüren, obwohl man trotzdem versucht,
freundlich und aufklärend zu sein.“
Vielen Ärzten des AKH Wien spricht dieser Brief aus der Seele. Auf völliges
Unverständnis stieß daher ein Schreiben, das Wolfgang Schütz, Rektor der
Medizinischen Universität Wien, zusammen mit dem ärztlichen Direktor und
zahlreichen Klinikchefs vergangenes Wochenende veröffentlichte. In dem offenen
Brief an profil-Herausgeber Christian Rainer wird gegen die
letztwöchigeprofil-Titelgeschichte „Totaufnahme“ (profil Nr. 8/2014)
protestiert. Die darin aufgezeigten Engpässe in der Notfallversorgung mit
speziellem Augenmerk auf das AKH sei eine „bewusst irreführende Darstellung“
und eine „Verunsicherung von Patienten“.
Überraschenderweise wurde der Brief auch von Klinikchefs unterzeichnet, die in
der Titelgeschichte selbst die Zustände im AKH kritisierten, allerdings nicht
in der ursprünglichen Fassung, sondern erst im Laufe der Woche. Rückschlüsse
auf politischen und internen Druck sind zulässig. So hatte Chirurgie-Chef
Mühlbacher bestätigt, dass durch die Engpässe ständig Akutoperationen
verschoben werden müssen und es zwei Mal pro Woche zu „unglücklichen
Konstellationen“ käme. Auch Anton Laggner, Chef der Notfallklinik, beklagte
Überlastungen und meinte: „Wenn die Patienten noch mehr werden, schaffen wir es
wirklich langsam nicht mehr.“
„Da waren wohl die Machtnetzwerke der MedUni aktiv"
Das Schreiben wurde weiters auch von dem Onkologiechef und stellvertretenden
ärztlichen Direktor Christoph Zielinski unterzeichnet. Noch wenige Wochen davor
hatte er jedoch selbst bei einer Pressekonferenz der Österreichischen
Krebshilfe erklärt, dass die Journalnachtdienstreduktionen, die Schütz
durchgesetzt hatte, schmerzhaft spürbar seien. Auch er habe immer wieder
versucht, dagegen anzukämpfen, und unterstütze die Proteste. Warum all diese
Klinikchefs nun dieses „Beschwichtigungsschreiben“ unterzeichneten, verblüfft
viele Kollegen. „Da waren wohl wieder die Machtnetzwerke der Medizinischen
Universität aktiv. Ich blicke da selbst nicht durch, obwohl ich schon seit
Jahren hier bin“, erklärt ein Arzt gegenüber profil.
Ärgerlicher fand die Belegschaft das profil-Interview von Wolfgang Schütz, das
ebenfalls im Rahmen dieser Berichterstattung erschienen war. Darin meinte der
Rektor unter anderem, dass die Proteste der Ärzte gegen weitere Einsparungen
„unehrlich“ seien, denn „in Wahrheit geht es ihnen um ihr Gehalt“.
Thomas Perkmann, Labormediziner und Betriebsrat des wissenschaftlichen
Personals, kann seinen Zorn ob dieser Aussage kaum unterdrücken: „Der Einzige,
der in diesem Artikel schlecht über uns Ärzte spricht, ist unser eigener
Rektor, der uns Geldgier vorwirft.“ Tatsächlich liefen in der profil-Redaktion
die Telefone heiß, und auch zahlreiche Mails von Ärzten trafen ein, die
Perkmann beipflichten. Das Spektrum reichte dabei vom Klinik-leiter bis zum
Turnusarzt. Entgegen den Beschwichtigungen ihrer Führungsriege berichten sie
weitere Missstände und betonen alle vehement: Lange halten wir das alles nicht
mehr durch. Den Brief von Schütz und seinen Kollegen fand auch Gynäkologie-Chef
Peter Husslein unfassbar: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum man die Wahrheit
nicht aussprechen kann. Ohne zusätzliche Ressourcen wird das System
zusammenbrechen.“
Thomas Szekeres, Labormediziner und Humangenetiker, empfindet die Aussagen des
Rektors ebenfalls als Affront: „Er tut so, als seien die gestrichenen
Nachtdienste völlig überflüssig gewesen. Glaubt er, wir hätten nur Däumchen
gedreht?“ Genau das Gegenteil sei der Fall. Durch vermehrte
Rettungswagenanfahrten, steigende Patientenzahlen bei geringerer Liegezeit und
die immer aufwendigere Dokumentationspflicht sei die Belastung ohnehin fast
unerträglich geworden. „Da auch immer mehr Hilfskräfte eingespart wurden, muss
das Pflegepersonal deren Aufgaben zusehends übernehmen, während wir Ärzte
wiederum die Tätigkeiten der Schwestern und Pfleger ausüben müssen“, sagt
Szekeres. Zusätzlich wären sogar noch ärztliche Stellen in administrative
Posten umgewidmet worden. Trotzdem mangelt es an Personal, das bei der
Schreibarbeit hilft.
Ein ärztlicher Abteilungsleiter, der anonym bleiben möchte, pflichtet ihm bei:
„Viele Patienten beschweren sich über die langen Wartezeiten. Ich verstehe das.
Sie sehen jedoch nicht, wie unterbesetzt wir sind und unter welchem Druck wir
stehen.“ Alleine die Beantwortung der Beschwerden hält auf.
Als regelrecht „kränkend“ empfindet der chirurgische Oberarzt Anton Stift die
Statements des Rektors. „Ich führe mehr als 300 Operationen jährlich durch.
Jeder dieser Patienten begleitet mich in meinen Gedanken, bis er hoffentlich
gesund das Haus wieder verlassen kann“, erklärt Stift. Sein Nettostundenlohn
betrage durchschnittlich 20 Euro, Überstunden – von denen er alleine im
vergangenen Jahr 1000 ansammelte – werden mit 15 Euro abgegolten. „Und ich darf
in dieser Zeit Patienten mit perforierten Gedärmen, Lebern, Speiseröhren und
akuten Blutungen behandeln. Ich frage mich, wo auf diesem Globus man sich sonst
noch eine Niere operieren lassen kann – und für den Chirurgen 30 Euro netto
herausspringen“, schreibt Stift.
profil vorliegende Gehaltsschlüssel belegen, dass das Salär der „Götter in
Weiß“ tatsächlich bescheiden ist. So kommt ein frischgebackener Arzt auf ein
Grundgehalt von 1900 Euro netto exklusive Nachtdienste. Ein Klinikchef verdient
die verhältnismäßig geringe Summe von knapp über 4000 Euro netto im Monat –
manche deutsche Kollegen bekommen das Dreifache. Der Grund für das geringe
Nettogehalt liegt unter anderem in der hohen Kammerumlage, die jeder Arzt
bezahlen muss. Der Pensionsfonds der Wiener Ärztekammer war Anfang der
1990er-Jahre sogar pleite. Der Kredit, der damals aufgenommen werden musste,
wurde gleichsam den Ärzten weiterverrechnet.
„Vor allem in Wien klagen viele Turnusärzte"
Husslein möchte sich jedoch nicht an einer „Neiddebatte“ um das Gehalt
beteiligen, sondern lieber auf ein ganz anderes Problem hinweisen: „Die jungen
Ärzte und Ärztinnen werden als Systemerhalter missbraucht und unter anderem
deshalb zu wenig ausgebildet.“ Untermauert wird seine Aussage durch eine
aktuelle Umfrage unter Fachärzten in Ausbildung, die mit ihrer Situation alles
andere als zufrieden sind: So klagen etwa 80 Prozent der Befragten über zu
wenig Personal angesichts der Patientenzahlen.
„Der Turnus ist in Österreich unbeliebt“, erklärt Ursula Traunfellner, Obfrau
der Wiener Turnusärztekonferenz, und weiters: „Vor allem in Wien klagen viele
Turnusärzte über sogenannte Stehzeiten, die ihren Abschluss oft lange
hinauszögern. Das heißt, dass sie die nötige Fächerrotation nicht abschließen
können und in Abteilungen festsitzen, die sie für ihre Ausbildung nicht mehr
benötigen. Aufgrund dieser schlechten Erfahrung wird der Beruf des
Spitalsarztes noch unattraktiver.“
Zwei Turnusärztinnen, die ihre Facharztausbildung im AKH abbrachen und nach
Dänemark gingen, bemängeln gegenüber profil die schlechte Ausbildungsqualität:
„Wir haben eigentlich nur die Arbeit von Krankenschwestern gemacht, wie
Blutabnehmen.“ Für eine weitere Ärztin, die ihren Turnus gerade abgeschlossen
hat, stellen die Stehzeiten eine „reine Ausbeutung“ dar. Gelehrt werde kaum
etwas, dafür würden die „billigen“ Turnusärzte die Patientenversorgung
aufrechterhalten. profil gegenüber legt die junge Frau eine Art Geständnis ab:
„Wir sind Ärzte geworden, weil wir Menschen helfen wollten. Aber irgendwann
waren wir so ausgelaugt, dass wir kein Verständnis mehr für deren Leid hatten.
Wir sind sogar so sadistisch geworden, dass wir als Rache besonders fordernden
Patienten extra dicke Nadeln in die dünnsten Venen gestochen haben.“ Sie selbst
sei nach kurzer Zeit ausgebrannt gewesen, schlitterte in eine Depression und
musste deshalb ihren Turnus unterbrechen.
Die Ärztekammer beklagt seit Jahren die Situation der Jungärzte und befürchtet
einen baldigen Ärztemangel, den wohl auch die neue Medizinische Universität in
Linz nicht lösen wird (siehe Artikel hier).
Durch die permanente Überforderung stoße jeder an seine Grenzen, ist auch ein
AKH-Notarzt überzeugt: „Die Belastung ist hier vor allem im Nachtdienst enorm.
Mindestens einmal im Monat arbeite ich 25 Stunden ohne Unterbrechung durch.“
Und wenn es zu Schlafpausen kommt, dann nur zu sehr kurzen von etwa einer
halben Stunde. Doch auch ein halbwegs „normaler“ Nachtdienst würde noch zwei
Tage lang körperlich und psychisch nachwirken. „Die jüngeren sind demotiviert
und sehen keine Perspektiven, die Älteren wissen nicht, wie sie die Dienste mit
steigendem Alter durchstehen sollen“, erklärt der Notarzt.
Die Engpässe, die profil bereits in der letzten Ausgabe beschrieb, kann der
Notarzt ebenfalls bestätigen. „Ich hatte auch schon einmal einen Patienten mit
einem lebensbedrohlichen Aortenaneurysma, und kein Gefäßchirurg war im Haus.
Erst in St. Pölten wäre das nächste freie Bett gewesen, wir hätten ihn dorthin
fliegen müssen.“ In letzter Minute konnte in diesem Fall noch ein Gefäßchirurg
gefunden werden.
Die profil-Berichterstattung nahmen auch zwei Chirurgen zum Anlass, anhand des
Dienstrades auszurechnen, wie oft es alleine in diesem Monat zu chirurgischen
Engpässen kommen könnte. Das Ergebnis: An 18 Tagen im Februar sei nachts nur
ein Gefäßchirurg im AKH anwesend. Brenzlige Situationen seien damit
vorprogrammiert, da in ganz Ostösterreich in der Nacht nur noch im AKH und im
Wiener Wilhelminenspital gefäßchirurgische Abteilungen besetzt seien. Nur an
sechs Tagen im Februar würde der ideale Fall eintreten, dass in den
Nachtstunden zwei gefäßchirurgische Oberärzte im Dienst seien.
Auch andere Mediziner meldeten profil Missstände. Ein Psychiater berichtet: „Es
ist eine Schande, wie die Psychiatrie ausgerechnet in Sigmund Freuds
Heimatstadt Wien heruntergewirtschaftet wurde.“ So gibt es seit einem Jahr
keine ADHS-Spezialambulanz, die Schlafdiagnostik ist nur noch extrem
eingeschränkt möglich, das Sucht- und Drogenzentrum darf nur noch drei Mal
wöchentlich Patienten betreuen. Jüngst fiel jedoch auch noch der mobile psychiatrische
Dienst weg, weshalb nun kein Psychiater mehr Patienten auf Stationen und
Ambulanzen aufsuchen kann. Notfälle könnten oft nur noch telefonisch abgeklärt
werden. „Tobende Patienten müssen nun mitunter ans Bett gefesselt werden, bis
sie endlich an unsere Klinik überwiesen werden können. So fallen wir langsam
zurück in mittelalterliche Behandlungsweisen“, warnt der Psychiater. Die Klinik
für Strahlentherapie wiederum musste bereits letzten Juli aus Mangel an
Ressourcen für zwei Wochen geschlossen werden und veranlasste einen
Patientenstopp.
Freilich meldeten sich Patienten oder deren Angehörige nicht nur aus Wien,
sondern aus ganz Österreich bei profil und beklagten Missstände in der
Behandlung von Akutpatienten. So musste der 80-jährige Salzburger Landwirt
Hermann F. nach zwei Schlaganfällen so lange auf einen Termin für eine
Magnetresonanztomografie und ein freies Bett in einer Salzburger neurologischen
Abteilung warten, bis er einen dritten Schlaganfall erlitt – dann wurde er
allerdings sofort behandelt.
Die Begründung der Verantwortlichen, warum der Mann nicht gleich behandelt
wurde: Er wäre bereits nach seinen ersten beiden Schlaganfällen als Akutpatient
aufgenommen worden, hätte jedoch einen Revers unterschrieben. Seine Tochter
Christiane F. verteidigt ihn: „Mein Vater hört sehr schlecht und hat einfach
nicht verstanden, wie kritisch sein Zustand ist. Er wollte nur nach Hause gehen
und seine Sachen packen. Das kann man ihm doch nicht zum Vorwurf machen.“
Einen bedenklichen Fall schildert auch die Wiener Gynäkologin Brigitte Benesch.
Sie schickte eine 54-jährige Patientin mit Verdacht auf eine Lungenembolie in
die Notfallambulanz des AKH. Als die Gynäkologin später anrief und sich nach
der Patientin erkundigte, fragte sie auch, welches Ergebnis das Herzecho
gezeigt hätte. Dieses wird normalerweise bei Lungenembolien routinemäßig
durchgeführt, da bei solchen Patienten auch das Herzinfarktrisiko hoch ist. Ein
solches wurde jedoch nicht gemacht, die Patientin an einen niedergelassenen
Arzt verwiesen. Man könne sich hier in der Notfallambulanz nur um die
Erstdiagnose kümmern. Benesch ist erschüttert über diese Methodik: „Hätte man
bei dieser Patientin als Erstes einen Fußpilz gefunden, wäre dann nur dieser
behandelt und sie mit der lebensbedrohlichen Pulmonalembolie nach Hause
geschickt worden?“
Würde sich die Gynäkologin Aussagen der dort Arbeitenden anhören, hätte sie
vielleicht mehr Verständnis für derartige Vorgehensweisen. Ein Notarzt zu
profil: „Das einzige Positive an einem Job im AKH ist, dass dir der Blick auf
dieses hässliche Gebäude erspart bleibt.“
Infobox
Chronische Leiden
Das profil und das AKH: über eine lange und wechselvolle Beziehung.
Noch vor der Fertigstellung sorgte das AKH für einen der größten Skandale der
Zweiten Republik. Veranschlagt wurde das Anfang der 1970er-Jahre begonnene
Projekt mit einer Milliarde Schilling. Tatsächlich kostete es rekordverdächtige
45 Milliarden Schilling (3,3 Milliarden Euro). Der damalige profil-Redakteur
Alfred Worm bekam ab 1975 Beweise zugespielt, die belegten, dass Beamte von
Unternehmen Schmiergeldzahlungen erhalten hatten. Als Hauptschuldiger entpuppte
sich Adolf Winter, der technische Direktor des Krankenhauses. Er hatte fast 40
Millionen Schilling auf ein Konto nach Liechtenstein verfrachtet. Der damalige
Finanzminister Hannes Androsch war an einer Beratungsfirma beteiligt, die am
AKH-Bau mitverdiente.
Justizminister Christian Broda wiederum wies die Staatsanwaltschaft an, auf
Hausdurchsuchungen und Kontoöffnungen der Verdächtigen zu verzichten – was die
Untersuchungsrichterin und spätere FPÖ-Nationalratsabgeordnete Helene
Partik-Pablé ignorierte. So konnte den Verantwortlichen der Prozess gemacht
werden. Worm wurde als AKH-Aufdecker berühmt und schrieb 18 Titelgeschichten
über die Causa.
Fragwürdige Auftragsverfahren rund um das AKH sorgten auch später für
Medienwirbel. So beklagte 2010 eine Reinigungsfirma, bei Vergaben grob
benachteiligt und unter Druck gesetzt worden zu sein. Auch ein
Personaldienstleister monierte, dass sein Vertrag nach langer und reibungsloser
Zusammenarbeit mit dem AKH gekündigt wurde. Der Druckereibesitzer Alfred
Novotny erhob ebenfalls in profil Vorwürfe gegen das AKH und beschuldigte den
ärztlichen Direktor Reinhard Krepler. In einem Schreiben hieß es, dass
„aufgrund einer persönlichen und unsachlichen Intervention des ärztlichen
Leiters des AKH“ plötzlich für dieselbe Leistung „60.000 bis 80.000 Euro mehr“
pro Jahr bezahlt werden müssten. Krepler bestritt die Vorwürfe und meinte, dass
die Zuschläge vergaberechtskonform erfolgt seien.
Zwei Jahre später der nächste Skandal: Das Wissenschaftsministerium beauftragte
den Wirtschaftsprüfer Deloitte mit einer Untersuchung, weil es zu drastischen
Verzögerungen und Kostenexplosionen bei der Implementierung des 36 Millionen
Euro teuren IT-Systems AKIM gekommen war. Im Endbericht wurde das Versagen am
AKH-Management festgemacht. Die Ursachen für die Probleme lägen daran, dass „so
ein komplexes Projekt ohne eine adäquate Organisations- und
Controllingstruktur“ abgewickelt worden sei. Der ärztliche Direktor des AKH,
Reinhard Krepler, mied seither weitgehend die Öffentlichkeit. Ein erstes
Lebenszeichen seit Langem erhielt die Belegschaft erst durch seine
Unterzeichnung des offenen Briefs, den er gemeinsam mit Med-Uni-Rektor Wolfgang
Schütz und anderen als Reaktion auf die letztwöchige profil-Titelgeschichte
paraphierte. Ob die in der Coverstory beschriebenen Engpässe der letzte Skandal
sind, der das AKH erschüttern wird, sei dahingestellt. In den nächsten fünf
Jahren muss mit der Generalsanierung des Gebäudes begonnen werden. Sie ist mit
1,5 Milliarden Euro veranschlagt.
"Wann immer die Stadt Wien als Bauherr
agiert, endet das in einem finanziellen und organisatorischen Fiasko",
sagt heute, Mittwoch, der Landesparteiobmann der ÖVP Wien, Stadtrat Manfred
Juraczka angesichts des bekanntgewordenen Missmanagements der Stadt Wien beim
Spital Nord sowie bei Bauprojekten im Wiener AKH (Garagensanierung kostet statt
3,2 Millionen bis jetzt 31,5 Millionen!). Die Gesundheitssprecherin der ÖVP
Wien, Ingrid Korosec, unterstreicht die Aussagen und ergänzt: "Management
heißt auch Verantwortung übernehmen. Vor allem im Sinne der Bürgerinnen und
Bürger Wiens!"
Fassungslos zeigte
sich Juraczka ob der explodierten Kosten bei der Sanierung der AKH-Tiefgarage.
Von 2010 bis 2013 haben sich die prognostizierten Kosten von 3,2 Millionen auf
31,5 (!!) Millionen erhöht. Auch beim Spital Nord sollen die finanziellen
Reserven für Baukostenüberschreitungen zwei Jahre vor Fertigstellung bereits
aufgebraucht sein. "Die Wiener Stadtregierung ist als Bauherr nicht
brauchbar", so Juraczka.
Verantwortungsloser
Umgang mit Steuergeldern!
"Es ist
unglaublich, dass Stadträtin Wehsely in einem heute stattgefundenen Fototermin
noch immer davon spricht, dass eigentlich alles 'in bester Ordnung' sei. Frau
Stadträtin, Sie hantieren mit Ihnen anvertrauten Steuergeldern der Wienerinnen
und Wiener! Für diese Misswirtschaft in Ihrem Haus müssen Sie Verantwortung
übernehmen!" so Korosec weiter. Es sei offensichtlich, dass in Wien kein
öffentliches Spital ohne Skandal erbaut werden könne. "Warum müssen die
Wienerinnen und Wiener wieder und wieder dabei zusehen, wie die Wiener
Stadtregierung als Bauherr grandios scheitert und uns damit einmal mehr in ein
weiteres Schuldenfiasko treibt?"
Wo bleiben die
Lerneffekte aus den Bauskandalen der letzten Jahre, wie Stadthallenbad,
Ronacher, Pratervorplatz, Zentralfeuerwache, Hauptbahnhof, Albert Schultz
Eishalle etc.?" stellt Juraczka die Frage. "Lernen Sie endlich
Baumanagement oder lassen Sie es", so Juraczka in Richtung Wiener
Stadtregierung. "Das einzige, was die Stadt Wien aus ihren Bauskandalen
gelernt hat, ist, wie man die vernichteten Millionen mittels Gebührenerhöhungen
bei den Wienerinnen und Wienern wieder eintreibt", so Juraczka.
"Damit muss endlich Schluss sein!"