Werner Faymann will der Basis zumindest den Wunsch eines neuen Programms erfüllen - Doch die Jungen sind skeptisch
Und das nicht ohne Grund. Es werden immer mehr Stimmen laut, die eine rasche
Steuerreform fordern. Nach der Gewerkschaft rückten am Montag auch die
Pensionisten aus. Karl Blecha (SPÖ) solidarisiert sich mit den Gewerkschaftern:
„Wir unterstützen die Forderung, dass wir ab dem 1. 1. 2015 eine Reform haben
wollen.
Der Zug zur Macht war wieder stärker als die Überzeugung,
dass unser Staat Reformen braucht. Also einigten sich SPÖ und ÖVP auf ein
Regierungsprogramm, das keinem wehtat, die Unzufriedenheit in vielen Gruppen
der Bevölkerung aber wachsen ließ. Bis die Gewerkschaften, rote wie schwarze,
den Unmut ihrer Mitglieder artikulierten, weil die Steuer regelmäßig die
Lohnsteigerungen wegfrisst.
Die Belastung der Österreicher ist unglaublich
hoch. Das muss geändert werden.“ Als Gegenfinanzierung stellt sich der
Pensionistenvertreter vermögensbezogene Steuern vor. „Streiks sind meistens
nicht sehr populär. Aber in so einem Fall muss man eben Aufklärungsarbeit
leisten“, sagt Blecha im Gespräch mit ÖSTERREICH. Jetzt sieht er die Regierung
am Zug. Doch die lässt sich Zeit.
"Wer
sich bewegt, verliert!", lautet das Motto des Stillstands-Games der
Ökopartei. Dabei muss "mit sicherer Hand" eine ruhige Kugel geschoben
werden. Fällt die Kugel von der Stillstandszone, hat man verloren.
Wien - Die Genossen
haben einen Wunsch, und der Chef macht sich umgehend an die Erfüllung: Nein,
die Rede ist nicht von einer sofortigen Steuerreform, sondern vom geplanten
neuen Parteiprogramm der SPÖ. Wie
der Standard erfuhr, schaltet sich Werner Faymann diese Woche erstmals
persönlich in die Reformarbeit ein. Am Donnerstag wird er sich im Renner-Institut
mit der in der Partei für den Prozess zuständigen "Steuerungsgruppe"
treffen.
Der Termin wurde recht kurzfristig anberaumt,
dem Kanzler scheint die Sache wichtig zu sein. Ein Zusammenhang mit der
Stimmungslage in der SPÖ ist wohl nicht von der Hand zu weisen: Am Parteitag im
Herbst will Faymann mit respektablem Ergebnis als Obmann wieder gewählt werden,
doch an der Basis wächst der Unmut über die Regierungsarbeit. Engagement in der
Programmdebatte könnte die Wogen glätten.
Sektion 8 legt Vorschlag vor
Am Donnerstag warten auf
Faymann allerdings Forderungen vonseiten des Parteinachwuchses, der die
Angelegenheit per Antrag auf einem früheren Parteitag in Gang gebracht hatte.
Weil bei den ersten Treffen "Zug zum Tor" gefehlt habe und "eine
Diskussion ins Blaue" sinnlos sei, wird die kritische Sektion acht einen konkreten Prozessvorschlag vorlegen. Nicht jede Idee in dem Papier dürfte auf
Begeisterung stoßen.
Für einen entscheidenden Indikator, ob die
Partei ihre Nabelschau ernst nimmt, hält Niki Kowall die Geldfrage. Dass die
Programmarbeit, wie die SP-Zentrale anfangs signalisiert habe, "keinen
Cent" verschlingen dürfe, hält der Wortführer der Sektion acht für
illusorisch: "Die SPÖ muss sich den Prozess etwas kosten lassen, sonst lässt
sie es besser gleich bleiben."
Gegenüber ursprünglichen Vorstellungen, die
Entscheidungsträger in der SPÖ als unleistbar abschmetterten (der Standard
berichtete), haben die Jungaktivisten ihren Voranschlag beinahe halbiert. Auf
250.000 Euro für zweieinhalb Jahre kommt das Papier dennoch. Ohne eine
Extra-Vollzeitkraft, die für 1600 Euro netto im Monat ohnehin Projektmanager,
Administrator und Pressesprecher in Personalunion sein müsse, sei die Arbeit
nicht zu machen, erläutert Kowall. Weitere Kosten verursachten Konvente,
Zukunftsforen sowie Treffen eines wissenschaftlichen Beirats - die SPÖ solle ja
nicht im eigenen Saft schmoren, sondern Wohlgesinnte ohne
"sozialdemokratischen Stallgeruch" einbinden.
Das letzte Wort hätten
laut Konzept dann aber doch die Parteimitglieder, die das Programm per
Urabstimmung im Herbst 2016 absegnen sollen. (Gerald
John, DER STANDARD, 13.5.2014)
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