Salzburgs SPÖ fällt ein vernichtendes Urteil über die
Vorschläge der schwarz-grün-gelben Landesregierung zur neuen Wohnbauförderung.
Das neue Modell würde die Mieten stark verteuern, zudem würden weniger
Wohnungen gebaut.
Und auch die von der Landesregierung
vorgelegten Zahlen seien widersprüchlich, kritisiert SPÖ-Landesparteichef
Walter Steidl. Die Regierung aus ÖVP, Grünen und Team Stronach will die
Wohnbauförderung - wie ausführlich berichtet - neu gestalten. Vor gut einer
Woche hat die Regierung ihr Modell dazu präsentiert.
Eckpunkte:
Einmalzuschuss pro förderbarer Wohnung statt Annuitätenzuschuss. Dazu höhere
Einkommensgrenzen für jene, die Wohnbauförderung beantragen.
„Neue Regierung
schlampig gearbeitet“
SPÖ-Chef Walter Steidl
hat das Regierungsmodell mit Experten unter die Lupe genommen. Sein Resumee:
„Das neue
Zuschussmodell würde in keiner Weise die Mieten verbilligen, sondern im
Gegenteil, sie würden steigen. Das nun so oft gescholtene und schlechtgemachte
Wohnbaudarlehensmodell der Vorgängerregierung war wesentlich effektiver. Diese
Regierung hat bei ihrem Modell schlampig gearbeitet - zum Teil mit nicht-echten
und nicht-validen Zahlen. Sie versucht so, ein neues Modell gutzureden.“
Landesrat weist Kritik
zurück
Wohnbau-Landesrat Hans
Mayr (Team Stronach) weist die Kritik „auf das Schärfste“ zurück, wie er
wörtlich sagt. Die SPÖ fordere genau das, was sie in der Vergangenheit nie
getan habe - obwohl sie für den Wohnbau zuständig war. Das Mietmodell habe zwar
günstige Einstiegsmieten geboten, dann seien die Mieten stark gestiegen, so
Mayr.
Die Wohnbauförderung wurde massiv geändert
„Das Land wird für
Miet- und Eigentumsobjekte einen nicht rückzahlbaren Zuschuss leisten“,
erklärte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bei der Präsentation des neuen
Modells. Bisher hatte der Wohnbaufonds zinsgeschützte Darlehen an
Wohnbaugenossenschaften und Förderungsnehmer vergeben.
„Kein Perpetuum mobile “
Das alte System habe
sich nicht bewährt, waren sich Haslauer und seine Regierungspartner LHstv.
Astrid Rössler (Grüne) und Landesrat Hans Mayr (Team Stronach) einig. „Das
Perpetuum mobile hat nicht funktioniert, ein Systemwechsel war unumgänglich“,
sagt Rössler.
Was ist gemeint?
Unter Perpetuum mobile
verstehen zum Beispiel Physiker ein sich bewegendes System, das die Energie für
seine Bewegung dauernd selbst erzeugt und von außen dabei keine weitere
Energiezufuhr benötigt. Diesem theoretischen Idealbild stehen Reibungsverluste
vieler Arten entgegen.
Einmal mehr „Nachhaltigkeit“
Mit dem neuen Modell
könne eine „sozial nachhaltige Entwicklung der Mieten und eine stärkere
Eigentumsbildung“ erreicht werden, sagt LH Haslauer. Insgesamt stehen in
Salzburg künftig 140 Millionen Euro für die Wohnbauförderung zur Verfügung. Der
größte Teil - 114 Mio. Euro - kommen vom Bund. Der Rest wird aus dem
Landeshaushalt und über Rückflüsse aus früheren Wohnbaudarlehen finanziert.
Ziel des Landes ist
es, künftig 1.000 Mietwohnungen sowie 600 Eigentumswohnungen pro Jahr zu
fördern. Für die Errichtung einer Mietwohnung erhalten die
Wohnbaugenossenschaften einen Zuschuss von 750 Euro pro Quadratmeter. Für
Eigentumswohnungen gibt es 500 Euro pro Quadratmeter. Zusätzlich werden 200
geförderte Wohnheimplätze pro Jahr und 3.700 Wohnungssanierungen gefördert,
berichtete der für den Wohnbau ressortzuständige Landesrat Mayr. Die
Einkommensgrenzen für eine Förderung werden um 20 Prozent angehoben.
Kritik an bisherigem
System
Weil nach dem alten
System die Mieten für eine neue Wohnung zwar relativ günstig waren, die Kosten
aber sehr rasch anstiegen und für viele Mieter schließlich nicht mehr
finanzierbar waren, wird das Land auch Geld für Sanierung dieser Altlasten
locker machen.
Das Land lässt den
Genossenschaften 2015 Forderungen in der Höhe von 5,6 Mio. Euro nach. „Die
Mieten haben sich ungesund entwickelt“, betonte Mayr. Ziel sei es, von derzeit
rund 13 Euro pro Quadratmeter auf elf Euro herunterzukommen. Künftig soll pro
Jahr nur mehr eine Steigerung von maximal zwei Prozent im geförderten Wohnbau
möglich sein.
Ansetzen wollen die
Regierungspartner auch bei günstigem Bauland. Rund fünf Mio. Euro stellt das
Land für den Ankauf von Grundstücken für den sozialen Wohnbau zur Verfügung. Um
auch gute Architektur zu fördern, werden Gemeinden, die sich eines
Gestaltungsbeirats bedienen, einen Förderungszuschlag von 20 Prozent erhalten.
Regierungsparteien
loben eigenes Modell
Haslauer sprach von
einem „wirklich großen Reformschritt“. Seine Regierungskollegin Astrid Rössler
(Grüne) nannte das neue Modell „einen großen Wurf“ und sprach von einem sehr
konstruktiven Prozess innerhalb der Regierung. Mit dem neuen Modell sei noch
nicht entschieden, wie es mit den bisherigen Wohnbaudarlehen weitergeht,
betonten alle Partner. Das Land überlegt ja, die bestehenden Darlehen des Fonds
an Banken zu verkaufen, um damit Schulden zurückzahlen zu können. Man wolle
diese Frage noch vor dem Sommer entscheiden, sagte Mayr.
Nach der Einigung
durch die Koalitionspartner soll die Wohnbauförderung neu nun in einen
Gesetzestext gegossen und im Herbst im Landtag beschlossen werden. Geht alles
nach Plan, wird die Reform mit 1. Jänner 2015 in Kraft treten.
Heftige Kritik der
Arbeiterkammer
Massive Kritik kam
umgehend von der Salzburger Arbeiterkammer: „Das ist keine kluge Entscheidung.
Es wird insbesondere mit der Zukunft der Salzburger Mieter gespielt.“ Das
langfristige Zinsrisiko werde auf die Förderungsnehmer umgewälzt, Wohnen werde
noch teurer werden, erklärten AK-Direktor Gerhard Schmidt und AK-Präsident
Siegfried Pichler.
FPÖ auch dagegen
Das Modell werfe mehr
Fragen auf, als es Antworten gebe. Das sagt der freiheitliche Wohnbausprecher
Friedrich Wiedermann. Vor allem die Finanzierung hält Wiedermann für völlig
ungeklärt.
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