Auf das Raumkonzept kommt es an
16. März 2015, 09:00
Bei Vorsorgewohnungen
heißt es aktuell: Je kompakter die Grundrisse, desto besser. Für Planer ist das
eine Herausforderung, spielen doch auch die späteren Betriebskosten in der
Projektentwicklung eine immer größere Rolle
Trotz zuletzt rasant gestiegener Immobilienpreise
werden Vorsorgewohnungen nach wie vor gekauft. Zwar sei die Nachfrage nicht
mehr ganz so stark wie noch vor zwei, drei Jahren, sagt Sonja Kaspar von Otto
Immobilien. "Aber es ist immer noch gut." Allerdings gehe die Tendenz
hin zu kleineren Wohnungen - nämlich "noch kleiner als vorher". Statt
50 oder 55 m² sind bei Anlegern heute so genannte "Mikrowohnungen"
mit 35 bis 45 m² gefragt.
"Raumkonzept
entscheidet"
Für Planer ist das eine Herausforderung. Doch
wenn es halbwegs gut klappt, profitieren alle davon, ist auch Markus Ritter,
Geschäftsführer des Grazer Vorsorgewohnungsanbieters C&P, überzeugt. Er
baut nach wie vor auch größere Einheiten, wenn die Grundrisse passen.
"Schafft man es, dasselbe Raumkonzept wie auf 65 m² auf nur noch 50 m²
umzusetzen, dann muss der Entwickler die restlichen 15 m² gar nicht bauen, und
der Anleger muss sie nicht kaufen. Aber die Miete ist dieselbe und damit auch
die Rendite."
Seinem Unternehmen werde oft nachgesagt, bei den
Quadratmetermieten "grenzwertig unterwegs zu sein", merkt Ritter
selbstkritisch an. "Aber so darf man das eben nicht mehr sehen." Denn
Mieter würden heute eben nicht mehr nach Nutzfläche, sondern nach
"Raumkonzept" suchen.
Dabei spielt auch eine Rolle, dass Mieter seiner
Ansicht nach heute "weniger Geld im Börsel haben als noch vor fünf Jahren.
Die Leistbarkeit spielt eine hochzentrale Rolle."
Drei bis fünf Wohnungen
auf einmal
Bei den Anlegern ist das offenbar ein wenig
anders. Typischerweise wolle ein Käufer heutzutage etwa 150.000 bis 200.000
Euro in einer Wohnung anlegen, sagt Otto-Expertin Kaspar. Erfahrene Vorsorgewohnungskäufer
würden aber oft auch gleich drei bis fünf Wohnungen erwerben, meint Richard
Buxbaum, Prokurist bei Otto Immobilien. Diese "Wiederholungstäter"
seien oft schon "amtsbekannt", hätten also den Vorteil, dass sie bei
neuen Projekten als Erstes angesprochen werden "und sich dann zuerst die
Wohnungen aussuchen können". Wer mehrere Wohnungen in einem Haus kauft,
könne außerdem das Risiko besser streuen, "andererseits lassen die
Wohnungen sich leichter verwalten, wenn man sie an einem Standort hat".
C&P-Chef Ritter sieht in einer solchen
Standortkonzentration allerdings eher kein Motiv seiner Anleger. Sein
Unternehmen bietet nämlich ein so genanntes Rundum-Service an. Für zehn Euro
netto pro Monat und Wohnung übernimmt C&P die gesamte "Sub-Verwaltung"
der Wohnung - also alle Tätigkeiten, die üblicherweise ein Vermieter erledigt:
Erstvermietung, gegebenenfalls Wohnungsrücknahme und Wiedervermietung,
Kautionsbetreuung etc. Der Anleger hat als grundbücherlicher Eigentümer der
Wohnung also keinen laufenden Aufwand mehr. "Deshalb investiert ein Käufer
aus Gründen der weiteren Risikostreuung bei uns lieber an zwei verschiedenen
Standorten als nur an einem."
Das Risiko, dass die Wohnung einmal für längere
Zeit leersteht (wodurch man Gefahr laufen kann, dass die Veranlagung beim
Finanzamt als "Liebhaberei" bewertet wird, wenn in 20 Jahren kein
Überschuss aus Mieteinnahmen minus Ankaufspreis erzielt wird), ist mit dem
Rundum-Service noch nicht beseitigt. Dafür hat Ritter ein Extra-Paket: Für eine
Einmalzahlung in Höhe von 2,5 Prozent des Kaufpreises garantiert C&P für
fünf Jahre die Vermietung (bzw. die entsprechenden Mieteinnahmen). Dieses Paket
lässt sich nach fünf Jahren verlängern. Ob es aber in Hinblick auf die erwähnte
Liebhaberei tatsächlich Sinn macht, ist meist eine Abwägungsfrage: Ist der
Betrag, den man für die Absicherung des Leerstands zahlt, höher als ein
drohender Einnahmenentgang wegen Leerstands?
Kaufpreis vs. Miete
Entscheidend ist letztlich das Verhältnis
zwischen Kaufpreis und erzielbarer Miete. Ritter entwickelt aus diesem Grund
derzeit nur in Graz, Wien und Berlin. Westösterreich - Salzburg oder Innsbruck
- kämen für ihn nicht infrage. "Tiroler kaufen bei uns in Graz Wohnungen.
Hier kriegt man nämlich ums selbe Geld gleich zwei Wohnungen statt nur einer.
Die zwei Euro mehr Miete, die man in Salzburg eventuell erzielen könnte, machen
das nicht wett." Dafür schielt man bei C&P schon in Richtung deutscher
B-Städte wie Leipzig oder Dresden. Ritter kündigt an, dort demnächst aktiv
werden zu wollen.
Anders als bei C&P stellt man bei Otto
Immobilien fest, dass sich die erzielbaren Mietpreise bei Wiener
Vorsorgewohnungen zuletzt leicht nach oben bewegten, von 650 Euro brutto
"in Richtung 700, 750 Euro". Als Mieter-Klientel spielen Studenten
nach wie vor eine große Rolle. "Die zahlen für ihr Einzelzimmer mit 25 m²
in irgendeinem modernen Studentenheim ja auch 600 Euro."
Projektentwicklern rät Kaspar, auf jeden Fall
eine Küche einzubauen, sei die Wohnung auch noch so klein. "Eine
Freifläche ist auch immer ein Asset: Wenn eine solche vorhanden ist, ist die
Wohnung besser zu vermieten."
Betriebskosten als Thema
Pkw-Stellplätze spielen in diesem Segment kaum
eine Rolle, "im Moment haben alle Projekte zu viele davon" - trotz
neuer Wiener Bauordnung. Dafür ist die Betriebskostenoptimierung ein riesiges
Thema. Denn ob ein Mieter 1,50 Euro oder 2,20 Euro je Quadratmeter und Monat an
Betriebskosten zahle, sei ein großer Unterschied, auch in der
Verkaufsargumentation, weiß Buxbaum. Ob etwa eine Lüftungsanlage eingebaut wird
oder nicht, sei eines der Dinge, die im Objektverkauf - wenn also ein
Vorsorgeprojekt en bloc an einen Investor verkauft wird, was gar nicht so
selten vorkommt - "sehr genau mit den Entwicklern zu diskutieren"
sei. Eine eher geringe Rolle spielt indes die Lage eines Projekts, sagt Kaspar.
"Wichtig ist, dass die Infrastruktur passt: U-Bahn, Einkaufsmöglichkeiten.
Darauf schauen die Leute jetzt wieder mehr als vor zwei Jahren." (Martin
Putschögl, DER STANDARD, 14.3.2015)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen