Wie Michael Häupl sich und seiner Partei
die Würde genommen hat.
Die Wiener SPÖ verspricht dem grünen
Gemeinderat Senol Akkilic ein sicheres Mandat (Monatsgehalt: 6523 Euro) und
bringt ihn damit zum Überlaufen. Frank Stronach kaufte sich vor zwei Jahren
wenigstens nur Oppositionsmandatare, Häupl shoppt sogar beim eigenen
Koalitionspartner und kommentiert das mit den Worten: „Die Grünen haben
geglaubt, wir lassen uns das (Initiativen für ein faires Wahlrecht in Wien,
Anm.) einfach so gefallen.“
Häupls Verhalten ist Folge seiner Hilflosigkeit
Was ist mit dem Wiener Bürgermeister
eigentlich los? Er pöbelt gegen den Finanzminister. Er pflanzt seine Bürger,
indem er ihnen den wahlkampfbedingten Verzicht auf Gebührenerhöhungen als
Wohltat verkauft. Er fällt der eigenen Bundespartei regelmäßig in den Rücken.
Häupl war schon immer eigensinnig. Im Alter wird er offenbar zum Starrkopf. Wie
viele Machtmänner versäumte er es, Abschied und Nachfolge beizeiten zu ordnen.
Und nun scheint Häupl in ansteigender Nervosität zu befürchten, seine Karriere
mit einer krachenden Niederlage gegen die Blauen zu beenden.
Häupls Verhalten ist Folge seiner
Hilflosigkeit. Und er richtet damit dreifachen Schaden an. Er diskreditiert
seine eigene und jede zukünftige rot-grüne Koalition. Er opfert ausgerechnet
die Integrationspolitik einer machiavellistischen Frivolität – unter
Mittäterschaft von Akkilic, ein bereits politisch Untoter, der mangels
Glaubwürdigkeit nichts mehr für Migranten bewirken kann. Und er hat den Ruf der
Bundeshauptstadt beschädigt. Was ihm wahrscheinlich wurscht ist: In der Not
handelt Michael Häupl instinktsicher als Vorsitzender der Wiener SPÖ und nicht
als Bürgermeister der Stadt Wien.
Grüne
Basis: "Arsch der SP aus unserem Gesicht nehmen"
Wiens Bürgermeister
Michael Häupl (SPÖ) bestreitet, den
Grünen Gemeinderat Senol Akkiliç abgeworben zu haben, um eine Wahlrechtsreform
gegen die SPÖ zu verhindern: "Akkiliç ist nicht gekauft worden",
erklärte der Stadtchef Montagabend in "Wien Heute". Auf ihn zu verzichten wäre aus Häupls
Sicht aber "vielleicht ein bissl zu viel des Altruismus" gewesen.
Es sei nicht so, dass
die SPÖ Mitglieder anderer Parteien abwerben, aber: "Wenn jemand zu uns
kommen will, nehmen wir ihn auf." Fix ist eine Kandidatur von Akkiliç für
seine neue Partei zwar noch nicht, der Bürgermeister würde sie aber für gut halten.
Denn Akkiliç könne bestimmte Qualitäten im Integrationsbereich, die bei der SPÖ
benötigt würden, ausfüllen.
Nach dem Wahlrechts- Stadt- Rathaus-
Trotz ihrer Niederlage beim Wahlrecht hält
Maria Vassilakou an der Koalition mit der SPÖ fest und möchte mit ihrem Team bis Herbst weiterarbeiten . Hinter den Kulissen spielen sich
währenddessen allerdings wilde Szenen im grünen Rathausklub ab. Ein
Klubmitglied spricht gar von Intrigen in den eigenen Reihen - mit dem Ziel, Vassilakou
"rauszubeißen".
Anstifter des
Komplotts soll niemand Geringerer als David Ellensohn sein. Der Klubobmann
verhandelte mit den Roten über ein neues Wahlrecht. Laut Insidern soll er
absichtlich Informationen zurückgehalten haben und schuld sein, dass ein
Kompromiss nicht zustande gekommen ist, um Vassilakou zu schwächen.
Grüne
Basis: "Arsch der SP aus unserem Gesicht nehmen"
Auch
in der Basis brodelt es: "Beenden wir diese Koalition", appelliert
etwa der Klubobmann der Grünen Ottakring, Joachim Kovacs, in
seinem Blog . "Lieber ein Ende mit
Schrecken als ein Schrecken ohne Ende." Kovacs nimmt sich weiters kein
Blatt vor den Mund: Unter anderem beschreibt er den jüngsten "Akt des
Machterhalts" der SP als "unwürdig" und "beschämend".
"Das Vertrauen ist längst zerbrochen. Was spricht denn noch für eine
Fortsetzung einer Koalition, wenn sich der Partner mit dem Arsch auf dein
Gesicht setzt? Was? (...) Nehmen wir den Arsch der SP aus unserem
Gesicht", schreibt Kovacs, "und zeigen ihnen, mit den Wiener_innen
gemeinsam, wo es langgeht."
Nach
den Osterferien soll es am Montag, dem 13. April, in der Landeskonferenz
schließlich zum Showdown kommen.
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