1993 übernahm Häupl das Amt des Wiener
Landesparteivorsitzenden, 1994 wurde er schließlich Bürgermeister. Seitdem
setzt er immer wieder Impulse in der Wiener SPÖ, sei es im Programm oder im
Wahlkampf
Wie „rot“ ist Wien wirklich noch? Ist es überhaupt
noch „rot“ oder ist es schon tief „schwarz“? Kann sich das „Rote Wien“ noch mit
dem messen, was einmal das „Rote Wien“ war? Es gibt einen Bürgermeister, der
von sich behauptet „rot“ zu sein, ist er das wirklich? Es gibt immer noch eine
Sozialistische Partei, sie existiert immer noch, aber wird sie diesen Namen
noch gerecht?
Gerade Wien eignet sich ganz besonders dazu diese
Fragen zu beantworten. Gerade jetzt, wo Wien vor der Wahl steht, wo alles
versprochen wird, wo alle Genossen aktiviert werden und der Kanzler, der
Bürgermeister auch von sich behauptet ein „Roter“ zu sein, die in allen Medien
zitiert werden, die multipräsent sind, die aber nach der Wahl wieder von der
Oberfläche verschwinden werden, wie es in den letzten fünf Jahren geschehen
ist. Sie werden zwar wie schon immer, in den Zeitungen abgelichtet werden,
Probleme werden sie aber, wie in den letzten Jahren auch schon, nicht lösen können,
dafür sind sie nicht gewählt worden. Alles wird wie immer beim alten bleiben,
ändern werden sich nur die Bezüge dieser Damen und Herren. Der Bürgermeister
selbst, hat in einem Fernsehinterview zugegeben, dass er sich die letzten 20
Jahre auf seinen Ruhestand vorbereitet. Jetzt ist es soweit, er wird seine
letzte Schlacht, seinen letzten Wahlkampf schlagen und wenn gewählt worden ist,
wird er sich in die Pension flüchten.
Wien ist anders – so steht und stand es auf diversen
Werbeplakaten. Ist Wien wirklich anders? Wien ist die
Stadt, in der ein Viertel aller Einwohner Österreichs lebt, zur Zeit 1,7 bis
1,9 Millionen Menschen. Danach kommt Graz mit gut 300.000 und Salzburg mit gut
200.000 Einwohnern.
Es steht auch geschrieben, dass Wien 1,7
Millionen Gehirne hat und dass diese genützt werden sollten. Werden sie
genützt? Wie wir wissen, ist der gesunde Verstand das, was in der Welt am
besten verteilt ist; denn Jedermann meint damit gut versehrt zu sein, dass
selbst Personen, die in allen anderen Dingen schwer zu befriedigen sind, doch
an Verstand nicht mehr, als sie haben, sich zu wünschen pflegen. Und unser
Bürgermeister macht daraus auch gar keinen Hehl, dass er damit weit besser
ausgestattet ist, als alle anderen. “Ihr könnt einen von diesen Blödeln wählen,
aber ihr müsst wissen, was ihr tut.” Gerade jetzt hat der Wahlkampf begonnen,
auch dazu hat er etwas zu sagen, allerdings hatte er das schon beim letzten
Wahlkampf von sich gegeben. “Wahlkampf ist Zeit fokussierter Unintelligenz.
Da passieren halt gelegentlich Dinge, die
nicht gescheit sind – leider auch in der eigenen Partei” oder “Wien darf nicht
verwechselbar mit dem Zentralfriedhof werden.” Wenn das Ideal der Demokratie kein Wahnbegriff sein soll, brauchen
genügend Leute einen funktionierenden Verstand. Wissen
hat nach wie vor wenig mit so etwas wie Wahrheit oder Vernunft zu tun, sondern
wie zu allen Zeiten weit mehr mit im Grunde ungerechtfertigter Macht. Um
Informationen für eine bestimmte Gruppe von Leuten nützlich zu machen, ist es
erforderlich, dass dieses Wissen bei einer anderen Gruppe von Menschen
Handlungen auslöst, die den Erfolg einer Ansage bestätigen. Es geht darum,
den Willen der großen Masse zu beherrschen. Die Vorspiegelung scheinbarer
Tatsachen trägt ganz besonders dazu bei, die ungebildeten Bevölkerungsschichten
in ihrer ethischen Orientierung zu verwirren.
Eine
Tyrannei der Verhältnisse, wie sie eine Politik der Sachzwänge vorgaukelt, hat
mit einem demokratischen Gemeinwesen nichts zu tun. Der Aberglaube der breiten
Bevölkerung an eine im Grunde rationale Weltordnung, die für alle Menschen
gleichermaßen gültig ist, zugunsten weniger Bestimmer – wie Häupl, Faymann,
Ludwig, Neumayer - ausgenutzt wird. Das gelingt nicht ohne die bewusste
Aufarbeitung vieler Widersprüche, von denen die Gesellschaften der westlichen
Industrieländer durchsetzt sind und von denen der wirkungsvollste in Form einer
logisch-formalen Allgemeingültigkeit kursiert, die aus dem Hut gezaubert ist.
Immerhin sei die SPÖ die “lustigere Partei, wenn
ich mir all die anderen mieselsüchtigen Koffer anschaue, die so herum rennen.”
– Diese Aussage Häupls 1999 sorgte für einiges an Aufsehen, von der Opposition
wird sie ihm ab und an gerne heute noch vorgeworfen.
“Wien darf nicht verwechselbar mit dem
Zentralfriedhof werden.”
Vielleicht ist es das aber schon.
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