Studie:
Armutsgefahr ist in Österreich seit Ausbruch der Krise 2008 gesunken
In Österreich ist die Zahl der
armutsgefährdeten Menschen entgegen dem EU-Trend zwischen 2008 und 2013
gesunken. In einer aktuellen Studie der Statistik Austria werden 1,572
Millionen Landsleute als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet ausgewiesen (siehe
Grafik). Das entspricht 18,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Seit 2008, jenem
Jahr, in dem die internationale Finanzkrise ausgebrochen ist, ist damit die
Zahl um 127.000 Personen in Österreich gesunken. Im EU-Schnitt ist die Quote
gleichzeitig um 1,1 Punkte auf 24,8 Prozent gestiegen.
Sozialminister
Rudolf Hundstorfer (SP) lobte die umverteilende Wirkung des Sozialstaates, dank
der man "trotz Krise eine Reduktion" geschafft habe. Ziel sei es, bis
2020 weitere 108.000 Menschen aus der Gefahrenzone zu bringen.
Seitens der
Statistiker werden aber auch Unschärfen eingeräumt. Dass es in Österreich im
Gegensatz zu vielen EU-Ländern eine signifikant positive Entwicklung gegeben
hat, führt Studienmitautorin Nadja Lamei auf eines der drei europaweit abgestimmten
Kriterien zurück: Bei der Messung der "erheblichen materiellen
Deprivation", also Entbehrung, habe es gegenüber 2008 "die stärksten
Verbesserungen" gegeben. Dabei wird gefragt, ob man etwa regelmäßig seine
Miete bezahlen und die Wohnung ausreichend heizen könne, ein Auto oder ein
Handy besitze. Werden mindestens vier von neun Fragen mit Nein beantwortet,
gilt man als ausgrenzungsgefährdet. Das traf auf 355.000 Personen zu, um
130.000 weniger als 2008. Eine eindeutige Erklärung für diese subjektiv positivere
Sicht auf die Erfüllung der Mindestlebensstandards habe man noch nicht, sagte
Lamei im Gespräch mit den OÖNachrichten.
Für die beiden
weiteren Kriterien, bei denen wenig Veränderung gemessen wurde, gibt es statt
Umfragen harte Verwaltungsdaten: Armutsgefährdet ist, wer weniger als 60
Prozent des Medianwerts aller Einkommen netto pro Monat zur Verfügung hat. 2013
waren das 1104 Euro für Alleinlebende. Für jeden Erwachsenen im Haushalt kommen
545 Euro hinzu, für jedes Kind 331 Euro. Im Vorjahr fielen 1,2 Millionen
Menschen in Österreich unter diese Grenze, um 50.000 weniger als 2008. Faktoren
wie das Verhältnis allenfalls sinkender Reallöhne zu steigenden
Lebenshaltungskosten werden dabei nicht berücksichtigt.
Beim dritten von der
EU-Statistik vorgegebenen Kriterium geht es um "nahezu erwerbslose
Haushalte". Das trifft zu, wenn das Erwerbspotenzial maximal zu 20 Prozent
ausgeschöpft wird. Diese Gruppe umfasste in Österreich 496.000 Personen.
Im Gegensatz zur
Regierung sieht die Armutskonferenz in der aktuellen Studie "keine
Entspannung". Die Entwicklung seit 2004 zeige "konstant hohe
Armutslagen". Sorge bereite, dass trotz stabiler Haushaltseinkommen die
Ausgaben ständig steigen.
Die vollständige Studie zu Armut und sozialer Eingliederung finden
Sie unterwww.statistik.at
Grafik: Armutsgefährdung in Österreich
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