Nur 16 Prozent der Wiener wünschen sich FPÖ-Chef als Bürgermeister – aber gut doppelt so viele würden seiner Partei die Stimme geben. Die SPÖ hat derzeit nur einen knappen Vorsprung vor der FPÖ, Bürgermeister Michael Häupl liegt aber deutlich vorne.
Linz/Wien
– Drei Monate vor der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien hat
sich die FPÖ auf
drei Prozentpunkte an die Bürgermeisterpartei SPÖherangearbeitet.
Das
geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage für
den STANDARD hervor.
Demnach
würde die SPÖ von zuletzt 44,34 Prozent bei der Landtagswahl 2010
auf 35 Prozent fallen. Bei der vorigen Umfragewelle im April dieses
Jahres hat die Market-Hochrechnung noch 37 Prozent für die SPÖ
ergeben. Die FPÖ war damals noch unter der vielfach als "magisch"
bezeichneten 30-Prozent-Marke gelegen.
"Duell" Strache vs. Häupl?
Läuft
also alles auf das vielzitierte "Duell" zwischen FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache und dem Bürgermeister Michael Häupl hinaus?
Market-Wahlforscher
David Pfarrhofer hält diese Sicht für falsch, für Strache sei sie
sogar gefährlich: "Wir stellen ja nicht nur die Sonntagsfrage –
und daher wissen wir, dass sich die Wiener Strache nur schwer als
Bürgermeister vorstellen können. In der Bürgermeisterfrage hat
Strache zwar einen harten Kern von Fans, die sagen, sie wünschen
sich Strache als Bürgermeister. Das sind aber nur 16 Prozent. Und
wenn man jene, die in der Bürgermeisterfrage unentschlossen sind,
fragt, wer denn am ehesten infrage käme, nennt kaum jemand Strache."
SP-Wähler hinter Häupl
Mehr
noch: Auch unter den erklärten FPÖ-Anhängern sind nicht alle
dafür, dass ihr Parteichef Bürgermeister wird. Pfarrhofer: "In
der Bürgermeisterfrage hat Michael Häupl als Einziger seine
Parteiwähler geschlossen hinter sich – dazu kommen dann noch
kleine Gruppen aus den Wählerschaften der Grünen, Schwarzen und
sogar der Blauen, die Häupl – wenn sie könnten – als
Bürgermeister wählen würden, obwohl sie einer anderen Partei ihre
Stimme geben wollen."
Die
SPÖ punktet bei Wählern, die sich selber als "alteingesessen"
bezeichnen etwa gleich stark wie bei jenen, deren Vorfahren zugezogen
sind. Die FPÖ zieht alteingesessene Wiener ähnlich stark an –
während Wahlberechtigte, die selbst zugezogen sind oder das von
ihren Vorfahren sagen, besonders zu den Grünen neigen.
Alte Rote
Was
die Rohdaten der Market-Umfrage deutlich zeigen, ist die Überalterung
der Anhänger der SPÖ: Sie bekommt überdurchschnittlich viele
Stimmen von Wahlberechtigten über 50 – und auffallend wenige von
jenen, die noch unter 30 sind. Bei den Grünen, dem Koalitionspartner
auf Landesebene, ist das umgekehrt. Bei den Jungwählern sind die
Grünen überhaupt die meistgenannte Partei.
Junge Grüne
Dasselbe
gilt in der Bürgermeister-Direktwahlfrage: Da ist
Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou die erste Wahl der Jungen, vor
Häupl und Strache. Junge Befragte nennen Vassilakou mehr als doppelt
so oft wie ältere Wahlberechtigte. Allerdings: "Die Grünen
kommen nicht weit vom Fleck. In unserer Hochrechnung kommen sie nur
auf 14 Prozent, das ist nur wenig über dem Ergebnis von 2010",
sagt Market-Studienleiter Pfarrhofer.
Manfred
Juraczka, der Spitzenkandidat der ÖVP,
wird nur von vier Prozent der Wahlberechtigten in der
Bürgermeisterfrage genannt – auf Nachfrage bei Unentschlossenen
kommen dann allerdings noch drei Prozentpunkte dazu. Seiner Partei
traut die Market-Hochrechnung zwölf Prozent zu – und damit einen
weiteren Abstieg in der Wählergunst: Von 2005 auf 2010 hatte die
Volkspartei 4,8 Prozentpunkte eingebüßt. Jetzt droht ihr ein
Verlust von weiteren zwei Prozentpunkten.
Intakte Chancen der Neos
Die
Neos dürften in Wien – anders als bei den Wahlen in den ländlich
geprägten Bundesländern Steiermark und Burgenland – doch eine
erhebliche Rolle spielen, rechnet Wahlforscher Pfarrhofer: "Man
darf nicht erwarten, dass da die Bäume in den Himmel wachsen –
aber im städtischen Bereich kann man durchaus davon ausgehen, dass
die Neos als attraktive Alternative gesehen werden. Und zwar auch von
Leuten, die sonst eher zu den Grünen tendieren. Auch wenn wir
aufgrund der Stichprobengröße nur wenige erklärte Neos-Wähler
haben, so fällt doch auf, dass von denen doch recht viele angeben,
dass sie zuletzt eine Stimme für die Grünen abgegeben hätten."
(Conrad Seidl, 13.7.2015)
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