"Der Startpunkt liegt Jahre zurück. Als ich für eine andere Recherche vom Pressesprecher eines SPÖ-Stadtrates wissen wollte, wie viel Geld in Form von Anzeigen und Medienkooperationen von der Stadt Wien an Medien fließt, sagte er zu mir am Telefon: ,Wieso sollen wir Ihnen das sagen, Sie sagen uns ja auch nicht, was Sie mit Ihrem privaten Geld machen.‘ Da kommt durch, welchen Zugang diese Personen an den Machtstellen zu Informationen und Steuergeldverwendung haben", erzählt Florian Skrabal.
Er
ist der Chefredakteur der Investigativplattform "Dossier."
Vier Jahre lang hat er gemeinsam mit seinem Team recherchiert, mit
welchen medialen Mitteln die Wiener SPÖ ihre Macht in der Stadt
sichert. "Das Schwierigste war und ist das Schweigen der Stadt
und das Verweigern der Informationen", erklärt Skrabal.
Interviews waren schwer zu bekommen, einsilbige Antworten an der
Tagesordnung. Daher stützte sich die Plattform vor allem auf
Firmenbuchrecherchen, die eigenständige Analyse von Inseraten in
Tageszeitungen und Gespräche mit Oppositionspolitikern und SPÖlern,
"die mit der Parteilinie nicht ganz so zufrieden sind", so
Skrabal.
Ausgangspunkt
ihrer Recherche ist das immense Werbebudget der Stadt. Allein im Jahr
2014 standen ihr 51 Millionen Euro für Werbeausgaben zur Verfügung.
"In München dagegen gibt man pro Jahr 1,5 Millionen Euro für
Öffentlichkeitsarbeit aus - und davon 700.000 Euro für
Stellenanzeigen", vergleicht Skrabal. Oliver Stribl, Leiter des
städtischen Presse- und Informationsdienstes (PID) begründet das
hohe Inseratenbudget der Stadt damit, dass "die Anzahl und
Verschiedenheit der potenziellen Kommunikationskanäle seit Beginn
der Jahrtausendwende exponentiell gestiegen" sei. Auch das
Mediennutzungsverhalten der Bürger habe sich stark gewandelt. "Um
diesen im Vergleich zum letzten Jahrhundert stark veränderten und
exponentiell gestiegenen Anforderungen erfolgreich zu begegnen, sind
deutlich mehr Ressourcen erforderlich als noch im Jahr 2001",
betont Stribl auf Anfrage der "Wiener Zeitung."
Warum
haltet ihr mein Geld zurück?
Wenn der Stadt das geplante Werbebudget nicht reicht, nimmt sie immer wieder zusätzlich Millionenbeträge als "überplanmäßige Ausgaben" in die Hand, wie der grüne Klubobmann David Ellensohn gegenüber der Investigativplattform bestätigt. Zuletzt war das der Falle bei der "Wien will’s wissen"-Kampagne im Jahr 2014. Dafür ging bei den Grünen ein Antrag des PID um weitere 1,95 Millionen Euro ein. 150.000 Euro davon wären durch EU-Transferzahlungen finanziert worden, den Rest hätte man aus dem Steuergeldtopf geschöpft. Als der grüne Koalitionspartner den Antrag der SPÖ nicht unterstützen wollte, schaltete prompt der anzeigenfinanzierte Boulevard ein, wie die grüne Gemeinderatsabgeordnete Martina Wurzinger "Dossier" zu Protokoll gab. So hätten die Herausgeber von "Heute" und "Österreich" bei ihr interveniert. Es wurde angefragt, warum man denn "ihr" Geld zurückhalte, das bereits verplant war - und wie die Grünen sich denn vorstellen, durch den Wahlkampf zu kommen. Aussagen, die leicht als subtile Drohung aufgefasst werden können. Der PID bekam seine knapp 2 Millionen Euro.
Wenn der Stadt das geplante Werbebudget nicht reicht, nimmt sie immer wieder zusätzlich Millionenbeträge als "überplanmäßige Ausgaben" in die Hand, wie der grüne Klubobmann David Ellensohn gegenüber der Investigativplattform bestätigt. Zuletzt war das der Falle bei der "Wien will’s wissen"-Kampagne im Jahr 2014. Dafür ging bei den Grünen ein Antrag des PID um weitere 1,95 Millionen Euro ein. 150.000 Euro davon wären durch EU-Transferzahlungen finanziert worden, den Rest hätte man aus dem Steuergeldtopf geschöpft. Als der grüne Koalitionspartner den Antrag der SPÖ nicht unterstützen wollte, schaltete prompt der anzeigenfinanzierte Boulevard ein, wie die grüne Gemeinderatsabgeordnete Martina Wurzinger "Dossier" zu Protokoll gab. So hätten die Herausgeber von "Heute" und "Österreich" bei ihr interveniert. Es wurde angefragt, warum man denn "ihr" Geld zurückhalte, das bereits verplant war - und wie die Grünen sich denn vorstellen, durch den Wahlkampf zu kommen. Aussagen, die leicht als subtile Drohung aufgefasst werden können. Der PID bekam seine knapp 2 Millionen Euro.
Auch
auf "Dossier" wurde oftmals versucht, diesen Druck
auszuüben. "Vonseiten der ,Heute‘ wurde uns mehrmals mit
Klage gedroht, auch wenn nie rechtliche Schritte erfolgten",
erzählt Skrabal. "Da wir aus dem medialen, politischen und
wirtschaftlichen Kontext der Stadt losgelöst sind, kann man uns
vonseiten der Politik oder des Boulevards keinen Druck machen",
ergänzt er.
Die
drei Währungen der Partei
"Für die Stadt Wien sind die hohen Werbeausgaben für Schaltungen im Boulevard wohl mittlerweile Fluch und Segen zugleich", meint Florian Skrabal. Einerseits werden durch die Millionenbeträge für das Boulevard Abhängigkeiten geschaffen und man kann auf wohlwollende Berichterstattung hoffen. Nicht umsonst bemerkte David Ellensohn gegenüber "Dossier", dass es für die SPÖ in Wien drei Währungen gebe: "Krone, Österreich und Heute". Die drei großen Boulevardmedien bekamen im Jahr 2014 gemeinsam an die 10 Millionen Euro - 4.415.000 Euro davon alleine für die "Heute". Die auflagenstärkste Gratiszeitung Österreichs erhielt von ihrer Gründung im September 2004 bis zum Jahresende 2011 satte 29 Millionen Euro von der Stadt Wien und ihren Unternehmen für Inserate, wie "Dossier"-Recherchen ergaben. Gegenüber der Investigativplattform wird von politisch Verantwortlichen vor allem die hohe Reichweite der Zeitung als Grund genannt.
"Für die Stadt Wien sind die hohen Werbeausgaben für Schaltungen im Boulevard wohl mittlerweile Fluch und Segen zugleich", meint Florian Skrabal. Einerseits werden durch die Millionenbeträge für das Boulevard Abhängigkeiten geschaffen und man kann auf wohlwollende Berichterstattung hoffen. Nicht umsonst bemerkte David Ellensohn gegenüber "Dossier", dass es für die SPÖ in Wien drei Währungen gebe: "Krone, Österreich und Heute". Die drei großen Boulevardmedien bekamen im Jahr 2014 gemeinsam an die 10 Millionen Euro - 4.415.000 Euro davon alleine für die "Heute". Die auflagenstärkste Gratiszeitung Österreichs erhielt von ihrer Gründung im September 2004 bis zum Jahresende 2011 satte 29 Millionen Euro von der Stadt Wien und ihren Unternehmen für Inserate, wie "Dossier"-Recherchen ergaben. Gegenüber der Investigativplattform wird von politisch Verantwortlichen vor allem die hohe Reichweite der Zeitung als Grund genannt.
Zu
dem Gratisblatt hat die Partei eine ganz besondere Beziehung. Sein
Vorgänger, der "U-Express" - Österreichs erstes
Gratisblatt - entstand 2001 unter Mitwirkung der Stadt. Der
stellvertretende PID-Leiter Rudolf Mathias baute die Redaktion auf,
Geschäftsführer war der spätere SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef
Kalina. 2004 wurde sie trotz wirtschaftlichen Erfolgs eingestellt -
wie bereits bei Gründung vereinbart. Ein ehemaliger
U-Express-Mitarbeiter berichtete "Dossier", dass ihnen
angeraten wurde, sich keine neuen Jobs zu suchen, da es ohnehin bald
weiterginge - die "Heute" war bereits als Nachfolgerin
geplant.
Zielgruppenspezifische
Kommunikation
Hinter "Heute" stehen die Privatstiftungen Pluto und Periodika. Im Aufsichtsrat der Periodika sitzt unter anderem der SPÖ-nahe Treuhänder Günther Havranek, der bereits bei der Zeitungsgründung 2004 seine Finger im Spiel hatte, wie "Dossier" mit Bezug auf Firmenbucheinträge herausfand. Wolfgang Jansky, Eva Dichands Partner in der Geschäftsführung der Gratiszeitung, war zuvor ein Jahrzehnt lang Pressesprecher von Werner Faymann. Zudem war Josef Ostermayer von 2003 bis 2004 der Vorstand der Urbania Privatstiftung. Sie gab das mittlerweile eingestellte und unter Faymann als Wohnbaustadtrat Anfang 2004 initiierte Wohnmagazin "Die Stadt" heraus. Dieses war über die von der Urbania gegründete "Fidelis Medien- und Zeitschriftenverlags GmbH" ab Februar 2005 14 Monate lang mit "Heute" verbunden. Eva Dichand selbst trat in diesem Zeitraum aus Herausgeberin des Wohnbaumagazins auf. Auch dort wurde kräftig inseriert: In den ersten 14 Ausgaben seit Gründung flossen aus Faymann unterstellten Firmen eineinhalb Millionen Euro für Anzeigen in "Die Stadt". PID-Chef Stibl gibt zu bedenken, dass zielgruppenspezifische Kommunikation wichtig ist, um die Bevölkerung der Stadt Wien auf dem Laufenden zu halten. "Beispielsweise ist es notwendig, Anmeldezeiten für Kindergärten oder die Suche nach Pflegeeltern oder auch Informationen rund um das Thema "Wie und wo kann ich wählen gehen" breit zu kommunizieren, um möglichst viele Menschen zu erreichen", erklärt er.
Hinter "Heute" stehen die Privatstiftungen Pluto und Periodika. Im Aufsichtsrat der Periodika sitzt unter anderem der SPÖ-nahe Treuhänder Günther Havranek, der bereits bei der Zeitungsgründung 2004 seine Finger im Spiel hatte, wie "Dossier" mit Bezug auf Firmenbucheinträge herausfand. Wolfgang Jansky, Eva Dichands Partner in der Geschäftsführung der Gratiszeitung, war zuvor ein Jahrzehnt lang Pressesprecher von Werner Faymann. Zudem war Josef Ostermayer von 2003 bis 2004 der Vorstand der Urbania Privatstiftung. Sie gab das mittlerweile eingestellte und unter Faymann als Wohnbaustadtrat Anfang 2004 initiierte Wohnmagazin "Die Stadt" heraus. Dieses war über die von der Urbania gegründete "Fidelis Medien- und Zeitschriftenverlags GmbH" ab Februar 2005 14 Monate lang mit "Heute" verbunden. Eva Dichand selbst trat in diesem Zeitraum aus Herausgeberin des Wohnbaumagazins auf. Auch dort wurde kräftig inseriert: In den ersten 14 Ausgaben seit Gründung flossen aus Faymann unterstellten Firmen eineinhalb Millionen Euro für Anzeigen in "Die Stadt". PID-Chef Stibl gibt zu bedenken, dass zielgruppenspezifische Kommunikation wichtig ist, um die Bevölkerung der Stadt Wien auf dem Laufenden zu halten. "Beispielsweise ist es notwendig, Anmeldezeiten für Kindergärten oder die Suche nach Pflegeeltern oder auch Informationen rund um das Thema "Wie und wo kann ich wählen gehen" breit zu kommunizieren, um möglichst viele Menschen zu erreichen", erklärt er.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen