Neos-Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger über Populismus, Koalitionsbedingungen, Strache und die Grünen.
Die
Presse: Die Neos plakatieren: „G'scheite Kinder statt g'stopfte
Politiker“. Ist es intelligent, Politiker zu beschimpfen, wenn man
selbst Politikerin ist?
Beate
Meinl-Reisinger: Es
geht um das politische System in Wien, das nicht genug hat mit der
höchsten Parteienförderung Europas, sondern sich noch aus allen
möglichen Töpfen bedient – sei es über Vereinskonstruktionen,
parteinahe Firmen, die von Aufträgen der Stadt profitieren, oder
über die Zwangsbeiträge bei den Kammern. Das sind die g'stopften
Politiker, um die es geht. Wir wollen dieses Geld in die Bildung der
Kinder investieren.
Droht
den Neos nicht wegen des Frühstarts im nun langen Wahlkampf die Luft
auszugehen?
Keine
Sorge, wir haben sehr viel Energie. Wir finanzieren den Wiener
Wahlkampf ausschließlich aus Spenden und Darlehen (und nicht aus der
Parteienförderung, Anm.). Es ist wichtig, den finanziellen Nachteil
mit hoher Geschwindigkeit und Pepp wettzumachen.
(Den
Neos kann schon die Luft ausgehen, nicht weil die Finanzen ausgehen,
sondern deshalb, weil die Neos, ein Ableger der ÖVP sind, weil sie
in der Vergangenheit einige Fehler gemacht haben. Einer dieser Fehler
war, dass sie auf die alte Schüssel-Linie eingebogen sind, dass hat
ihnen viel Sympathie gekostet.)
Kritik
gab es nicht an Inhalten, sondern der Tonalität. Den Neos wurde
vorgeworfen, so populistisch wie die FPÖ zu klingen.
Viele
Wiener halten es nicht aus, wie diese Stadt gegen die Wand gefahren
wird: steigende Arbeitslosigkeit, hohe Verschuldung, strukturelle
Korruption, Wien als Selbstbedienungsladen hauptsächlich für eine
Partei. Die Kosten steigen überproportional zu den Einnahmen. Hier
muss als Erstes eingespart werden. Wir agieren hier sachlich, alle
unsere Argumente sind mit Zahlen und Fakten hinterlegt. Aber wir
müssen in der Kommunikation zuspitzen, um auch gehört zu werden.
Sind
Kürzungen in der Verwaltung eine Koalitionsbedingung?
Das
ist sicher. Wir wollen eine Halbierung der Anzahl der Gemeinde- und
Bezirksräte, Senkungen beim Werbeetat der Stadt und eine Halbierung
der Parteienförderung.
Weitere
Koalitionsbedingungen?
Wien
hat einen Bildungsnotstand, SPÖ und Grüne haben in den letzten fünf
Jahren nichts dagegen getan. Wir brauchen eine Bildungswende – den
Plan dazu haben wir.
Bei
den Landtagswahlen im Burgenland und der Steiermark sind die Neos
gescheitert. Ist Wien nun die letzte Chance?
In
Wien geht es darum, wie stark wir sein werden. Die
Veränderungsstimmung ist da, die Mehrheit der Wiener hat es satt . .
.
(Wien
hat es wirklich satt)
.
. . aber die Leute gehen zur FPÖ.
Die
FPÖ steht nicht für ehrliche Veränderungen. Sie ist Teil des
Systems. Was soll an Strache neu sein? Ich war 13 Jahre alt, als
Strache erstmals in die Bezirksvertretung gewählt wurde. Das war vor
24 Jahren. Und: Die Korruptionsvorwürfe gegen die FPÖ unter
Schwarz-Blau beschäftigen noch immer die Justiz, jetzt auch wieder
aktuell. Es gibt viele, die Veränderung wollen, aber ohne
Strache.
(Die Chance besteht für Strache der neue Bürgermeister zu werden oder zumindest ein recht passables Ergebnis einzufahren. Für Häupl bedeutet das, dass er Schwierigkeiten haben wird eine Koalition zu binden, und das ist wieder gut für Reisinger, denn da hat sie eine Chance in die Regierung zu kommen. Es wird wohl so werden wie in Wr. Neustadt wo alle Parteien an einem Tisch sitzen, es keine Koalition mehr gibt.)
(Die Chance besteht für Strache der neue Bürgermeister zu werden oder zumindest ein recht passables Ergebnis einzufahren. Für Häupl bedeutet das, dass er Schwierigkeiten haben wird eine Koalition zu binden, und das ist wieder gut für Reisinger, denn da hat sie eine Chance in die Regierung zu kommen. Es wird wohl so werden wie in Wr. Neustadt wo alle Parteien an einem Tisch sitzen, es keine Koalition mehr gibt.)
Wieso
gehen unzufriedene Wiener zur FPÖ und nicht zu den Grünen und den
Neos?
Die
Grünen sind in der Regierung, haben aber nichts geändert. Man hätte
längst eine Modellregion mit autonomen Schulen machen können. Aber
man führt die Gratisnachhilfe ein, um marode rote Volkshochschulen
finanziell zu sanieren. Das ist die Politik der SPÖ, die Grüne für
ihren Machterhalt mittragen. Und Neos tritt erstmals in Wien an, wir
werden stark sein.
(Da kann man ihr nur Recht geben, denn es ist wirklich so, dass die Grünen kein Rückgrat haben, schon gar kein Politisches. Sie gehen unter dem Teppich hausieren, machen mit Maria Vassilakou sinnlose Werbung mit diesen riesigen Plakat. Die Grünen hätten viel verändern können, aber, so wie die Grünen immer behaupten, in einer Koalition mit der SPÖ müssen sie auf diese auch Rücksicht nehmen.)
(Da kann man ihr nur Recht geben, denn es ist wirklich so, dass die Grünen kein Rückgrat haben, schon gar kein Politisches. Sie gehen unter dem Teppich hausieren, machen mit Maria Vassilakou sinnlose Werbung mit diesen riesigen Plakat. Die Grünen hätten viel verändern können, aber, so wie die Grünen immer behaupten, in einer Koalition mit der SPÖ müssen sie auf diese auch Rücksicht nehmen.)
Die
Grünen machen mit bei jenem System, das Sie bekämpfen?
Ja.
Sie haben ihre Ideale zugunsten des Machterhalts verraten.
ZUR PERSON
Beate
Meinl-Reisinger (37)
ist Neos-Spitzenkandidatin für die Wien-Wahl am 11. Oktober. Bis
2012 war sie bei der ÖVP engagiert.
("Die
Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2015)
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