Was
ist ein angemessener Preis und was nicht? Das herauszufinden ist gar
nicht so einfach, die Quellenlage schwierig.
18.07.2015
| 18:08 | von Anna Thalhammer (Die Presse)
Wohnen
in Wien ist in den letzten Jahren erheblich teurer geworden – das
bestätigen etliche Studien und Erhebungen, die fast im
Wochenrhythmus von unterschiedlichsten Immobilienplattformen
publiziert werden. Auch subjektiv kann das jeder bestätigen, der
gerade auf dem privaten Wohnungsmarkt auf der Suche nach einem neuen
Zuhause ist. Um wie viel die Mieten in Wien nun aber in den letzten
Jahren wirklich gestiegen sind, was ein gerechtfertigter Preis für
eine Wohnung ist und wo die teuersten bzw. die billigsten
Wohngegenden sind, ist nicht so einfach zu ermitteln. Das hat mehrere
Gründe.
Der
erste ist, dass eine durchschnittlich errechnete Miete wenig
Orientierung dafür gibt, was marktüblich ist. Geschuldet ist das
dem großen Bestand an geförderten Wohnungen und Gemeindebauten der
Stadt Wien. Die Nettomiete pro Quadratmeter im Gemeindebau beträgt
5,39 Euro. Dazu kommen Betriebskosten und Steuern. Rund 500.000
Menschen wohnen in derartigen Wohnungen. Im geförderten Neubau
beträgt die durchschnittliche Miete 6,40 bis 6,80 Euro, bei
sogenannten Smart-Wohnungen liegt sie bei 7,50 Euro pro Quadratmeter,
allerdings inklusive. Zwei Drittel aller Wiener wohnt im geförderten
Wohnbau – und das drückt die Durchschnittsmiete. Diese beträgt
laut Statistik Austria 7,39 Euro inklusive Betriebskosten im 1.
Quartal 2015. Das ist ein Schnitt durch alle Bezirke und Wohnformen
von Gemeindebau bis Penthouse. Wie viel Miete nun in welchem Grätzel
und Bezirk aktuell angemessen und marktüblich ist, kann daraus nicht
abgelesen werden.
Die
andere Quelle, die meist herangezogen wird, wenn es um
Immobilienpreise geht, ist der Immobilienspiegel der WKO. Dieser
berichtet schon deutlich detaillierter. Es wird zwischen Miete und
Eigentum, Wohnwerten (gut, mittel, sehr gut) und Bezirken
unterschieden. Demnach ist der teuerste Bezirk wenig überraschend
die Innere Stadt. Der Quadratmeterpreis für eine
60-Quadratmeter-Wohnung mit „sehr gutem Wohnwert“ liegt bei 16,2
Euro netto. Der billigste Bezirk in dieser Kategorie ist
Rudolfsheim-Fünfhaus. Der Quadratmeterpreis wird mit 9,20 Euro
beziffert. So differenziert die Erhebung aufgeschlüsselt ist, so
wenig aussagekräftig ist sie. Grund: Erfasst sind hier nur
Wohnungen, bei denen laut §16 des Mietrechtsgesetzes keine
Mietobergrenzen gelten – und das sind in Wien nur wenige Prozent.
Für alle anderen gäbe es eigentlich einen gesetzlich
festgeschriebenen Richtmietzins – aber auch dieser gibt wenig
Orientierung. Grund dafür sind Zuschläge, die etwa für Ausstattung
oder Lage– teilweise willkürlich – draufgeschlagen werden. Die
Krux ist, dass diese nicht aufgeschlüsselt werden müssen. Demnach
ist es für den Mieter nicht nachvollziehbar, was nun verrechnet wird
und was nicht – und ob das überhaupt gerechtfertigt ist. Die
Forderung, eben jene Zuschläge gesetzlich zu fixieren und somit
transparent zu machen, wurde bisher vom Justizministerium abgewehrt.
Was
bleibt dem Wohnungssuchenden also? In erster Linie ein Bauchgefühl,
ob der Preis stimmt. Dazu gibt es einen Mietpreisrechner der Stadt,
der bei der groben Einschätzung hilft. Weicht der dort angegebene
Preis sehr vom tatsächlichen Mietpreis ab, bleibt die Möglichkeit,
bei zu hohen Preisen über die Schlichtungsstelle zu klagen. Wer eine
befristete Wohnung hat, wird von dieser Möglichkeit aber wohl auch
eher absehen.
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("Die
Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2015)
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