Die Nominierung
des 21-jährigen Jusstudenten Maximilian
Krauss als Wiener Vize-Stadtschulratspräsident durch die FPÖ schlägt weiter Wellen:
SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl möchte demnächst ein
"ergebnisoffenes" Gespräch mit den Freiheitlichen führen.
Als Landeshauptmann Wiens ist Häupl für die formelle Berufung derStadtschulratspräsidenten zuständig. Er will sich einmal selbst ein Bild des Kandidaten machen. "Befremdlich" findet der Bürgermeister vor allem auch die Art und Weise, wie die Nominierung über die Medien mitgeteilt worden ist. Auch darüber will er sich mit den Entscheidungsträgern in der FPÖ unterhalten.
Als Landeshauptmann Wiens ist Häupl für die formelle Berufung derStadtschulratspräsidenten zuständig. Er will sich einmal selbst ein Bild des Kandidaten machen. "Befremdlich" findet der Bürgermeister vor allem auch die Art und Weise, wie die Nominierung über die Medien mitgeteilt worden ist. Auch darüber will er sich mit den Entscheidungsträgern in der FPÖ unterhalten.
Von Krauss’ Nominierung habe Häupl über die Medien erfahren.
Das sei einigermaßen „befremdlich“, heißt es vom Bürgermeister gegenüber Radio
Wien. Zum Kandidaten selbst habe er aber keine Meinung, denn ihm sei Krauss
nicht bekannt.
In
einer Aussendung am Mittwochvormittag hält die amtierende
Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl fest, dass zum einen das
betreffende Amt nicht das eines „stellvertretenden Stadtschulratspräsidenten“,
sondern ausschließlich des „Vizepräsidenten“ sei. So stehe es im Paragrafen 8,
Absatz 12 des Bundesschulaufsichtsgesetzes.
Gemäß § 67 des Wiener Schulgesetzes ist der Präsident des
Stadtschulrates, Bürgermeister Michael
Häupl, für die Bestellung des Vizepräsidenten des Stadtschulrates zuständig.
"Wir rufen Bürgermeister Michael
Häupl dazu auf, die Bestellung
von Maximilian Krauss abzulehnen und auf einen qualifizierten Kandidaten zu
pochen. Ein Hieven von Krauss auf den Stadtschulratsposten wäre ein fatales
Signal, insbesondere für die Kinder und Jugendlichen in Österreich", so
Pollak.
Dieser Umstand habe zur Folge, dass dem Nominierten keine
„Vertretungsbefugnis für die amtsführende Präsidentin“ zukomme, er habe
lediglich das Recht auf Akteneinsicht und Beratung. Zum anderen müsse die
Bestellung von Maximilian Krauss (FPÖ), dessen Nominierung am Dienstag von
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bekanntgegeben wurde, erst durch Bürgermeister
Michael Häupl bestätigt werden.
Laut
einer Sprecherin der Stadtschulratspräsidentin sei dies jedoch „nur eine
Formsache“. Denn die Nominierung sei grundsätzlich hinzunehmen, heißt es aus
Brandsteidls Büro. Sie appelliere jedoch an die FPÖ den Kandidaten noch einmal
zu überdenken: „Im Amt des Vizepräsidenten kann keine Verhetzung und
Ausländerfeindlichkeit geduldet werden,“ sagte Brandsteidl in Bezug auf
fremdenfeindliche Aussagen des schlagenden Burschenschafters Krauss.
Der Nominierung des 21-jährigen Maximilian Krauss am Dienstag war
eine Welle des Unmuts gefolgt. Sowohl vonseiten der Opposition wie auch aus der
SPÖ kam Kritik an dem umstrittenen Jungpolitiker - mehr dazu in FPÖ schickt 21-Jährigen in
Stadtschulrat. Ein Vize-Stadtschulratspräsident verdient etwa 4.400 Euro brutto
im Monat, das Gehalt wird von der Stadt Wien bezahlt.
"Offenbar
hat die FPÖ-Führung aus der Affäre Mölzer nichts gelernt. Anders ist nicht zu
erklären, dass sie mit Maximilian Krauss jemanden für das Amt des
Vizepräsidenten des Wiener Stadtschulrates nominiert, der durch
Anti-Türken-Hetze von sich reden gemacht hat. Krauss ist aufgrund seiner
Aussagen mit Sicherheit kein Vorbild für SchülerInnen", kritisiert
Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch.
Unter anderem
hatte FPÖ-Bezirksobmann Krauss Anfang dieses Jahres via OTS-Aussendung eine aus
rechtsextremen Kreisen stammende Lügengeschichte über "straffreien
Kindesmissbrauch durch Türken" verbreitet. Erst nach einer
Verhetzungsanzeige von SOS Mitmensch wurde die Aussendung von der FPÖ wieder
gelöscht. Eine Distanzierung oder Entschuldigung erfolgte jedoch nicht. Das
Ermittlungsverfahren der Justiz gegen Krauss wurde ohne nähere Begründung
eingestellt -offenbar weil der FPÖ-Politiker die Anti-Türken-Lügengeschichte
"nur" verbreitet, nicht aber mit deftigen Kommentaren gewürzt hatte.
Der
Klubobmann der Wiener Grünen, David Ellensohn, kritisierte nicht nur Krauss,
seine Mitgliedschaft bei einer schlagenden Burschenschaft sowie
"unappetitliche und unqualifizierte Äußerungen", sondern auch das
Proporzsystem im Schulwesen, das die Nominierung der Stadtschulratspräsidenten
nach der Stärke der Parteien vorsehe. "Die proporzmäßige Aufteilung derart
wichtiger Zukunftsressorts in ehemals rote und schwarze Einflussbereiche in
Bund und Ländern muss der Vergangenheit angehören", so Ellensohn.
"Mit der Nominierung von Krauss
disqualifiziert sich die FPÖ endgültig im Bildungsbereich", befand Martina
Wurzer, Bildungssprecherin der Wiener Grünen, in einer Aussendung. Denn Krauss
sei bisher nur durch "krude Forderungen" aufgefallen. Sie forderte
eine Rücknahme der Entscheidung durch die FPÖ.
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