Mittwoch, 30. Juli 2014

Songcontest in Wien

In der Holding, dem wirtschaftlichen Machtzentrum der Stadt Wien, ist die Lage angespannt – auch wegen des Songcontests.
Wahnwitzige 21 bis 23 Millionen Euro soll die Austragung des Eurovision Song Contest 2015 der Stadt Wien kosten. Schon mitgerechnet ist die Adaption der Wiener Stadthalle samt Pönalen für die Absage bereits fixierter Veranstaltungen. Die Rathaus-SPÖ zeigt sich nun naturgemäß bemüht, diese Zahlen zu dementieren - besteht doch die Gefahr, dass der Song Contest zu einem Wahlkampf-Waterloo für die Stadtregierung werden könnte. Es ist klar, dass der Nutzen für die Bundeshauptstadt, den der Song Contest bringen würde, in keiner Relation zu den Kosten steht - wie auch Marketingexperten bereits bestätigten.
Sauer stößt allerdings auf, dass die Stadt Wien, in Gestalt der Wiener Linien, bei jeder Veranstaltung der Wiener Stadthalle, der Krieau oder des Ernst-Happel-Stadions ordentlich mitkassiert. Kaum einem ist bewusst, dass jedes Ticket,  beispielsweise für eine Stadthallen-Veranstaltung, das auch als Fahrschein zu und von der Veranstaltung genutzt werden kann, keinesfalls frei ist, sondern mit 70 Cent zu Buche schlägt. Das ist insofern eine Sauerei, da es zahlreiche Besucher gibt, die etwa mit dem Auto oder gar mit Bussen anreisen, da sie beispielsweise aus den Bundesländern kommen
Quasi doppelt zahlen jene, die ohnehin Jahres-, Monats-, Wochen- oder Studententickets besitzen. Was niemand weiß ist, wie viel Zusatzeinnahmen die Wiener Linien durch diese Hintertür jährlich lukrieren.
   (Die Presse)
Wien. Sie ist eine wirtschaftliche Großmacht – nicht nur in Wien. Ein Konzern, in dem rund 75 Unternehmen der Stadt zusammengefasst sind: Wohnbauträger, die Therme Wien, die Vereinigten Bühnen Wien, der Wiener Hafen, die Entsorgungsbetriebe etc. Und die Wiener Stadthalle, deren Turbulenzen rund um die Songcontest-Bewerbung in den vergangenen Tagen für Aufsehen sorgten.

Gesteuert wird dieser Konzern (Umsatz: rund 400 Millionen Euro) von einer Doppelspitze: Peter Hanke und Sigrid Oblak. Jeder der beiden hat seine Machtbasis, beide sind politisch gut verankert, beide haben dem Vernehmen nach aber ein etwas schwieriges Verhältnis, wie aus Holding-Kreisen zu hören ist – wo sogar von einem harten Machtkampf um die Führung des Konzerns die Rede ist. Und wo die jüngsten Turbulenzen rund um die Stadthalle direkt hineinspielen.

Der Reihe nach: Hanke ist seit 2002 Holding-Geschäftsführer – er wurde vom damaligen Finanzstadtrat, Sepp Rieder, berufen. Sein Job war seitdem nie in Gefahr – Bürgermeister Michael Häupl ist durchaus zufrieden mit Hankes Arbeit, er stehe hinter Hanke, war in der vergangenen Zeit immer wieder aus SPÖ-Kreisen zu hören.

Im Jahr 2009 wurde Sigrid Oblak zweite Geschäftsführerin. Und damit begannen die Reibereien. Ihren Aufstieg verdankte Oblak Finanzstadträtin Renate Brauner. Als ehemalige Frauenstadträtin versucht Brauner, die männerdominierten Bastionen (manche sagen: Männerseilschaften) in der Stadt aufzubrechen, kompetente Frauen zu fördern und sie in Spitzenpositionen zu bringen. Damit bestand die Holding-Spitze aus einem Häupl-Mann und einer Brauner-Frau, von der Häupl, so heißt es, nicht angetan ist. Beide sind gleichberechtigt – damit begannen die Reibereien, ist aus Holding-Kreisen zu hören: „Sowohl Hanke als auch Oblak wollen Generaldirektor sein und allein entscheiden.“

Songcontest als Auslöser


Mit Häupl im Rücken soll Hanke de facto den Führungsanspruch gestellt haben – mit Brauner im Rücken soll Oblak dasselbe getan haben. Sichtbar wurde das auch im Vorjahr: „Die Presse“ berichtete, dass der Holding-Aufsichtsrat eine geplante Umstrukturierung gestoppt hatte. Hintergrund: Oblak, die auch für Immobilien bei der Wien-Holding zuständig ist, hatte dem Vernehmen nach ihre Macht ausbauen wollen und Theater, Museen und den Hafen in ihren Immobilienbereich eingliedern wollen. Nur: Diese Themen gehören zu Hankes Bereich.

Schon längst hatte sich die Holding in eine Hanke- und in eine Oblak-Fraktion geteilt. Und hier kommt die Wiener Stadthalle ins Spiel: Im Jahr 2012 wurde Wolfgang Fischer Geschäftsführer der Stadthalle. Eingesetzt von Renate Brauner, war sein Chef Peter Hanke (die Stadthalle gehört zu dessen Kompetenzbereich). Fischer soll allerdings sehr gut mit Oblak kooperiert haben. In Holding-Kreisen wird sogar das Wort „verbünden“ in den Mund genommen. Vor einigen Wochen tauchten dann Gerüchte auf, Fischer könnte abgelöst werden. Im Rathaus ist zu hören: Hanke hätte Fischer gern als Geschäftsführer abgelöst – mit der Begründung von diversen Alleingängen. So hatte Fischer nur wenige Stunden nach dem Songcontest über die APA erklärt: Die Stadthalle sei bereit – ohne mit jemandem Rücksprache zu halten, heißt es in Holding-Kreisen. Hanke soll von der Bewerbung aus den Medien erfahren haben, sich über den (angeblich nicht ersten) Alleingang geärgert und Fischers Ablöse gefordert haben – „auch, weil Fischer zur Oblak-Fraktion zählt“, heißt es in Holding-Kreisen. Er sei an Brauner gescheitert – angeblich mit tatkräftiger Hilfe von Oblak. Damit ist Fischer nun einzementiert.

Seitens der Holding werden Differenzen in der Geschäftsführung dementiert: „Diese Gerüchte gibt es immer wieder – sie sind aber nicht wahr“, sagt die Holding-Sprecherin. Beide Geschäftsführer würden gute Arbeit leisten. Stadthallen-Geschäftsführer Wolfgang Fischer, der dem Vernehmen nach zwischen die Fronten geraten ist, ließ der „Presse“ ausrichten: An derartig unsinnigen, falschen Spekulationen werde er sich nicht beteiligen.

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