Die
Schlagzeilen der vergangenen Tage lassen einen nur noch staunen. Das
EU-Parlament belohnt arbeitslose Ex-Mitarbeiter mit einer monatlichen Gage bis
zu 4.600 Euro. Und im österreichischen Parlament wurden in der
Sommersitzung – vielleicht auch absichtlich während der Fußball-WM – das
Spesenkonto der Abgeordneten und die Gagen ihrer Mitarbeiter erhöht. Das alles
passiert in einer abgehobenen Selbstverständlichkeit und unbeeindruckt von
alarmierenden Arbeitslosenzahlen.
Das offizielle Journal des EU-Parlaments
beschreibt das unfassbar hohe Arbeitslosengeld für Ex-Mitarbeiter mit „big
benefits“. Big, also groß, ist wohl die richtige Bezeichnung für 4.600
Euro im Monat, die einer, der zuvor im EU-Parlament tätig war, fürs Nichtstun
bekommt. Unverschämt wird es, wenn noch weitere „benefis“ (also Begünstigungen)
ans Licht kommen: So sollen die Ex-Mitarbeiter im ersten Jahr der
Arbeitslosigkeit 60 Prozent des Gehalts erhalten, im zweiten 45 Prozent, im
dritten immerhin noch 30 Prozent. Bei Bezügen bis zu 7.802 Euro sind das im
ersten Jahr also bis zu 4.600 Euro. Die Zahl derer, die Anspruch auf diese
Regelung haben, ist gar nicht klein. Denn nach der EU-Wahl im Mai ist etwa die
Hälfte der Abgeordneten aus dem Parlament ausgeschieden, im Juni gab es 1.676
Assistenten der Abgeordneten.
Auffettung des Spesenkontos abgesichert
Was in der EU-Zentrale
offenbar gang und gäbe ist, nämlich die eigenen Leute mit überhöhten Gehältern
und „Benefits“ zu verwöhnen, wird nun auch im heimischen Parlament zum
Standard. Hier haben die Regierungsparteien beschlossen, das Spesenkonto der
Abgeordneten aufzufetten. Konkret können die Parlamentarier ab 1. August bis zu
514,9 Euro pro Monat gegen Beleg rückvergütet bekommen. Die derzeit 506 Euro
waren ihnen zu wenig. Und um nicht wieder für Aufmerksamkeit in der
Öffentlichkeit zu sorgen, wenn man mehr Spesen haben will, orientieren sich
diese prozentuell nicht mehr an den Abgeordneten-, sondern an den
Beamtengehältern. Heißt: Das Spesenkonto der Politiker wird nunmehr –
ohne viel Aufsehen – automatisch erhöht. Das haben Rot und Schwarz in ungewohnt
trauter Einigkeit beschlossen. Ursprünglich wollten die Regierungsparteien ihre
Aufwandsentschädigung um gut ein Viertel auf 643,67 Euro verbessern, doch der Widerstand der
Oppositionsparteien und die Aufregung in der Öffentlichkeit zwang sie, kleinere
Brötchen zu backen. Keinen Applaus in der Bevölkerung wird es auch dafür geben,
dass der Entfernungszuschlag für auswärtige Abgeordnete von 253 Euro pro halber
Stunde Fahrzeit auf 257 Euro hinaufgesetzt wurde. So gibt es künftig bei einer
Anreisezeit von zwei Stunden in Summe einen Spesenersatz von rund 1545 Euro für
diesen Abgeordneten.
Mitarbeiter-Gehalt um 30 Prozent erhöht
Die Abgeordneten werden
ab 1. August aber nicht nur mehr Geld für Spesen, sondern auch für ihre
persönlichen Mitarbeiter haben. Das sind 3.389 Euro brutto im Monat. Damit hat
der Nationalrat, ohne Stimmen der Oppositionsparteien, deren Gehalt gleich um
30 Prozent erhöht. Dafür fehlt vielen das Verständnis, auch der
FPÖ-Abgeordneten Dagmar Belakowitsch-Jenewein. Sie machte ihrem Ärger mit einer
Wortmeldung im Parlament Luft: „Wir schaffen es nicht einmal, einen Mindestlohn
einzuführen. Aber wir schaffen eine Lohnerhöhung für Parlamentsmitarbeiter um
30 Prozent. Das ist in Wahrheit ein Signal, das da vom Parlament ausgeht, und
das in einer Zeit mit Rekordarbeitslosigkeit, in einer Zeit, wo Menschen
draußen nicht mehr wissen, wie sie sich das Leben leisten können.“
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