Mittwoch, 5. März 2014

Wiener Installateure vermissen öffentliche Aufträge

Überall wird gespart, nicht nur bei Wiener Wohnen. Die Wohnungen sind so teuer, dass sie sich niemand mehr leisten kann. Früher wurden die B- und C-Wohnungen auf A-Wohnungen gebracht, dass hat man jetzt gelassen, dass ist zu teuer. Wir haben sich auch eine Heizung einbauen lassen, damals, vor vielen Jahren. Ein E-Kamin, der wurde von Wiener Wohnen, bei unseren Auszug ganz einfach mir weggenommen. Mit einer zynischen Bemerkung: Sie hatten 14 Tage Zeit sich zu melden, jetzt gehört er uns. Bis heute steht die Wohnung leer. Zu teuer ist sie geworden und wer möchte heute noch eine E-Heizung? Die Gesetze bringen nichts, da es immer Institutionen gibt, die sich darüber hinwegsetzten können. Und Wiener Wohnen kann das und sie wissen das auch.

 

Das Geschäft größerer Installateurbetriebe hängt von Aufträgen der öffent­lichen Hand oder Firmen ab. Kleinere hoffen, dass der Handwerkerbonus zu­sätzliches Privatkunden­Geschäft bringt.

Wien. Wenn es um die aktuelle Geschäfts­lage geht, stöhnen die Wiener In­stallateure. Für Andreas Juda, In­haber und Geschäftsführer des In­stallateurbetriebs Juda in Favori­ten, sind 35 Prozent weniger öf­fentliche Aufträge als im Vorjahr „eine Katastrophe".
Thomas Krizsanits, Inhaber von Josef Bayer & Komp in Wieden, stellt ebenfalls „ein Drittel weni­ger Geschäft als im Vorjahr" fest. Und auch Claudia Kalcher, kauf­männische Geschäftsleiterin des Installateurbetriebs Karl Sonder­hof in Floridsdorf, spricht von einer „Lücke" bei öffentlichen Aufträgen in diesem Ausmaß.
Von insgesamt 5318 Installateuren Österreichweit klagen nicht alle. Eine Umfrage unter den Betrieben für den Verband der Installations­-Zulieferindustrie (VIZ) zeigt, dass die Geschäftslage vom Kunden­segment abhängig ist. 85 Prozent der befragten 614 Installateure er­warten, dass sich ihr Geschäft mit privaten Kunden 2014 besser ent­wickeln wird als im Vorjahr. Von jenen mit öffentlichen Kunden rechnen aber nur 56 Prozent mit einer Verbesserung, 44 Prozent mit einer Verschlechterung.
Der Bundesinnungsmeis­ter Michael Mattes schätzt die Auftragslage als dramatisch ein: „Ein oberösterreichischer Kollege hat mir erzählt: ,Wenn wir keine Aufträge in Wien hätten, könnten wir zusperren.‘ Die Bautätigkeit ist zwar auch hier schwach, aber außerhalb Wiens steht alles still." Tatsächlich entwickelt sich das Geschäft laut VIZ-Umfrage von Bundesland zu Bundesland unter­schiedlich: Während die Südbur­genländer, Steirer und Kärntner Betriebe im Schnitt eher in eine triste Zukunft blicken, hoffen die Installateure im Nordburgenland, in Tirol und Vorarlberg durchaus auf bessere Zeiten. Für Kersten Viehmann, Geschäftsführer des Verbands der Installations-Zulie­ferindustrie, erklären sich diese Unterschiede aus der konjunktu­rellen Entwicklung: „In Öster­reich gibt es ein starkes Nord ­Süd-Gefälle im Osten. Der Nor­den des Burgenlands profitiert so wie Niederösterreich, weil er zum Speckgürtel Wiens zählt."
Wiener Probleme
Aber auch dort wird gespart. Der Installateurbetrieb Karl Sonder­hof hat zum Beispiel Wiener Wohnen als Hauptauftraggeber, die Rahmenverträge bestehen nach wie vor. Claudia Kalcher sagt aber: „Seit eineinhalb Jahren wird nicht mehr jede Wohnung vor der Neuvermietung in Topqualität ausgestattet. Die werden durch den Installateur nur noch über­prüft, aber nur mit Kaltwasser oder überhaupt keiner Heizung weitervermietet." Im Betrieb musste folglich die Mitarbeiter­zahl im Juni 2013 um 20 auf 56 re­duziert werden. Wiener-Wohnen- Sprecherin Renate Billeth bestätigt diesen Trend. Bis Herbst 2012 hat Wiener Wohnen beinahe alle freiwerden­den B- und C-Wohnungen aufka­tegorisiert. Nun aber wird von den rund 3000Wohnungen dieser Kategorien bei insgesamt rund 12.500 Wohnungsrückgaben pro Jahr die Hälfte, also 1500, vor der Neuvermietung nicht mehr mit neuem Bad oder neuer Heizung ausgestattet.
Der Grund dafür: „Gerade in jüngerer Vergangen­heit ist eine verstärkte Nachfrage nach besonders günstigen Woh­nungen zu bemerken - von Allein­erziehern, nach Scheidungen oder von jungen Menschen", sagt Bil­leth. Für Installateure müsse das Geschäft aber nicht auf Dauer ausbleiben, meint er: „Im Laufe der Zeit lassen sich heute jüngere Mieter oft eine Heizung einbauen, die Installateure machen das Ge­schäft dann beim Privatkunden."
Da hat Andreas Juda seine Zweifel. Mit der öffentlichen Hand hätten zugleich auch Betrie­be und Privathaushalte begonnen zu sparen. Arbeitslosigkeit schmä­lert das Familieneinkommen: „Wenn die Leute am Ge­meindebaufenster lehnen und keine Arbeit haben, dann können sie auch nicht renovieren.“ Juda selbst hat den Fuhrpark seiner Fir­ma verkleinert, den Lagerstand re­duziert und seit September 2012 auch beim Personal „die Spreu vom Weizen getrennt“. Von 60 Mitarbeitern im Jahresschnitt arbeiten aktuell noch circa 45 bei Juda.
Handwerkerbonus
Die Regierung will nun den Hand­werkerbonus, für den auch die In­stallateurinnung gekämpft hat, einführen: Von 1. Juli 2014 an kann sich jeder Privatkunde, der Hand­werker engagiert, bei Arbeitsstun­den imWert von bis zu 3000 € pro Jahr die Mehrwertsteuer zurück­erstatten lassen. Das sind maximal 600 € pro Jahr. Materialkosten werden nicht berücksichtigt. Ins­gesamt hat der Staat 2014 zehn Millionen € vorgesehen, 2015 sol­len es zwanzig Millionen € sein.
Bundesinnungsmeister Mattes freut sich darüber: „Damit werden manche Kunden, die heute für kleinere Aufträge einen Nachbarn oder schwarz jemanden engagiert haben, eine Rechnung vom Profi haben wollen.“ Der Favoritner Juda hofft zwar ebenfalls auf diese Förderung. Ein Wermutstropfen sei aber, dass sie halb so hoch wie in Deutschland und insgesamt ge­deckelt ist: „Da sollte man noch­mals verfeinern.“ Für Betriebsin­haber Thomas Krizsanits bringt der Bonus dagegen wenig: „We­sentlich mehr Geschäft erwarte ich nicht, weil wir hauptsächlich Betriebe als Kunden haben.“ Auch einige seiner Kollegen aus ande­ren Bundesländern sind der Mei­nung, dass 600 € Förderung bei Investitionskosten von mehreren Tausend € bei einer Heizung oh­nehin kein großer Investitionsan­reizseien.
Wien als Hoffnungsmarkt
Großen Installateurbetrieben mit 50 Mitarbeitern und mehr hilft oh­nehin kein Bonus. Bis auf Vorarl­berger und Westtiroler suchen sie selbst aus 250 Kilometern Entfer­nung ihr Heil in Wien und Umge­bung. Dort allerdings ist der Kon­kurrenzkampf groß, der Druck auf die Preise enorm.

Betriebe aus anderen Bundes­ländern, die Aufträge in Wien übernehmen, sagen, dass sie vor allem mit Qualität punkten. An­dere unterstellen dagegen, dass oft jene mit billigeren Arbeitskräf­ten oder ausländischen Subfirmen zum Zug kämen. Bundesinnungs­meister Mattes sagt: „Mit diesen Preisen kommt man nicht mit, das ist ja eine Wettbewerbsverzer­rung, bei der die ehrlichen Firmen draufzahlen.“ Selbst wenn auslän­dische Arbeitskräfte korrekt nach Kollektivvertrag bezahlt werden, kommen sie den Betrieben man­gels Überzahlung oder als Berufs­einsteiger günstiger als österrei­chische Fachkräfte. Aber auch bei diesen ist das Lohnniveau unter­schiedlich: Ein Installateur, der in Kärnten lebt, kann mit einem Bruttomonatsgehalt von 2435 € rechnen, einer in Vorarlberg aber mit 2955 €.

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