Überall wird gespart, nicht nur bei Wiener Wohnen. Die Wohnungen sind so teuer, dass sie sich niemand mehr leisten kann. Früher wurden die B- und C-Wohnungen auf A-Wohnungen gebracht, dass hat man jetzt gelassen, dass ist zu teuer. Wir haben sich auch eine Heizung einbauen lassen, damals, vor vielen Jahren. Ein E-Kamin, der wurde von Wiener Wohnen, bei unseren Auszug ganz einfach mir weggenommen. Mit einer zynischen Bemerkung: Sie hatten 14 Tage Zeit sich zu melden, jetzt gehört er uns. Bis heute steht die Wohnung leer. Zu teuer ist sie geworden und wer möchte heute noch eine E-Heizung? Die Gesetze bringen nichts, da es immer Institutionen gibt, die sich darüber hinwegsetzten können. Und Wiener Wohnen kann das und sie wissen das auch.
Das Geschäft größerer Installateurbetriebe hängt von
Aufträgen der öffentlichen Hand oder Firmen ab. Kleinere hoffen, dass der
Handwerkerbonus zusätzliches PrivatkundenGeschäft bringt.
Wien. Wenn es um die
aktuelle Geschäftslage geht, stöhnen die Wiener Installateure. Für Andreas
Juda, Inhaber und Geschäftsführer des Installateurbetriebs Juda in Favoriten,
sind 35 Prozent weniger öffentliche Aufträge als im Vorjahr „eine Katastrophe".
Thomas Krizsanits,
Inhaber von Josef Bayer & Komp in Wieden, stellt ebenfalls „ein Drittel
weniger Geschäft als im Vorjahr" fest. Und auch Claudia Kalcher, kaufmännische
Geschäftsleiterin des Installateurbetriebs Karl Sonderhof in Floridsdorf,
spricht von einer „Lücke" bei öffentlichen Aufträgen in diesem Ausmaß.
Von insgesamt 5318
Installateuren Österreichweit klagen nicht alle. Eine Umfrage unter den
Betrieben für den Verband der Installations-Zulieferindustrie (VIZ) zeigt,
dass die Geschäftslage vom Kundensegment abhängig ist. 85 Prozent der
befragten 614 Installateure erwarten, dass sich ihr Geschäft mit privaten
Kunden 2014 besser entwickeln wird als im Vorjahr. Von jenen mit öffentlichen
Kunden rechnen aber nur 56 Prozent mit einer Verbesserung, 44 Prozent mit einer
Verschlechterung.
Der Bundesinnungsmeister
Michael Mattes schätzt die Auftragslage als dramatisch ein: „Ein
oberösterreichischer Kollege hat mir erzählt: ,Wenn wir keine Aufträge in Wien
hätten, könnten wir zusperren.‘ Die Bautätigkeit ist zwar auch hier schwach,
aber außerhalb Wiens steht alles still." Tatsächlich entwickelt sich das
Geschäft laut VIZ-Umfrage von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich:
Während die Südburgenländer, Steirer und Kärntner Betriebe im Schnitt eher in eine
triste Zukunft blicken, hoffen die Installateure im Nordburgenland, in Tirol
und Vorarlberg durchaus auf bessere Zeiten. Für Kersten Viehmann,
Geschäftsführer des Verbands der Installations-Zulieferindustrie, erklären
sich diese Unterschiede aus der konjunkturellen Entwicklung: „In Österreich
gibt es ein starkes Nord Süd-Gefälle im Osten. Der Norden des Burgenlands
profitiert so wie Niederösterreich, weil er zum Speckgürtel Wiens zählt."
Wiener Probleme
Aber auch dort wird
gespart. Der Installateurbetrieb Karl Sonderhof hat zum Beispiel Wiener Wohnen
als Hauptauftraggeber, die Rahmenverträge bestehen nach wie vor. Claudia
Kalcher sagt aber: „Seit eineinhalb Jahren wird nicht mehr jede Wohnung vor der
Neuvermietung in Topqualität ausgestattet. Die werden durch den Installateur
nur noch überprüft, aber nur mit Kaltwasser oder überhaupt keiner Heizung
weitervermietet." Im Betrieb musste folglich die Mitarbeiterzahl im Juni
2013 um 20 auf 56 reduziert werden. Wiener-Wohnen- Sprecherin Renate Billeth
bestätigt diesen Trend. Bis Herbst 2012 hat Wiener Wohnen beinahe alle
freiwerdenden B- und C-Wohnungen aufkategorisiert. Nun aber wird von den rund
3000Wohnungen dieser Kategorien bei insgesamt rund 12.500 Wohnungsrückgaben pro
Jahr die Hälfte, also 1500, vor der Neuvermietung nicht mehr mit neuem Bad oder
neuer Heizung ausgestattet.
Der Grund dafür:
„Gerade in jüngerer Vergangenheit ist eine verstärkte Nachfrage nach besonders
günstigen Wohnungen zu bemerken - von Alleinerziehern, nach Scheidungen oder
von jungen Menschen", sagt Billeth. Für Installateure müsse das Geschäft
aber nicht auf Dauer ausbleiben, meint er: „Im Laufe der Zeit lassen sich heute
jüngere Mieter oft eine Heizung einbauen, die Installateure machen das Geschäft
dann beim Privatkunden."
Da hat Andreas Juda
seine Zweifel. Mit der öffentlichen Hand hätten zugleich auch Betriebe und
Privathaushalte begonnen zu sparen. Arbeitslosigkeit schmälert das
Familieneinkommen: „Wenn die Leute am Gemeindebaufenster
lehnen und keine Arbeit haben, dann können sie auch nicht renovieren.“ Juda
selbst hat den Fuhrpark seiner Firma verkleinert, den Lagerstand reduziert
und seit September 2012 auch beim Personal „die Spreu vom Weizen getrennt“. Von
60 Mitarbeitern im Jahresschnitt arbeiten aktuell noch circa 45 bei Juda.
Handwerkerbonus
Die
Regierung will nun den Handwerkerbonus, für den auch die Installateurinnung
gekämpft hat, einführen: Von 1. Juli 2014 an kann sich jeder Privatkunde, der
Handwerker engagiert, bei Arbeitsstunden imWert von bis zu 3000 € pro Jahr
die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen. Das sind maximal 600 € pro Jahr.
Materialkosten werden nicht berücksichtigt. Insgesamt hat der Staat 2014 zehn
Millionen € vorgesehen, 2015 sollen es zwanzig Millionen € sein.
Bundesinnungsmeister
Mattes freut sich darüber: „Damit werden manche Kunden, die heute für kleinere
Aufträge einen Nachbarn oder schwarz jemanden engagiert haben, eine Rechnung
vom Profi haben wollen.“ Der Favoritner Juda hofft zwar ebenfalls auf diese
Förderung. Ein Wermutstropfen sei aber, dass sie halb so hoch wie in
Deutschland und insgesamt gedeckelt ist: „Da sollte man nochmals verfeinern.“ Für
Betriebsinhaber Thomas Krizsanits bringt der Bonus dagegen wenig: „Wesentlich
mehr Geschäft erwarte ich nicht, weil wir hauptsächlich Betriebe als Kunden
haben.“ Auch einige seiner Kollegen aus anderen Bundesländern sind der Meinung,
dass 600 € Förderung bei Investitionskosten von mehreren Tausend € bei einer
Heizung ohnehin kein großer Investitionsanreizseien.
Wien als
Hoffnungsmarkt
Großen
Installateurbetrieben mit 50 Mitarbeitern und mehr hilft ohnehin kein Bonus.
Bis auf Vorarlberger und Westtiroler suchen sie selbst aus 250 Kilometern
Entfernung ihr Heil in Wien und Umgebung. Dort allerdings ist der Konkurrenzkampf
groß, der Druck auf die Preise enorm.
Betriebe
aus anderen Bundesländern, die Aufträge in Wien übernehmen, sagen, dass sie
vor allem mit Qualität punkten. Andere unterstellen dagegen, dass oft jene mit
billigeren Arbeitskräften oder ausländischen Subfirmen zum Zug kämen.
Bundesinnungsmeister Mattes sagt: „Mit diesen Preisen kommt man nicht mit, das
ist ja eine Wettbewerbsverzerrung, bei der die ehrlichen Firmen draufzahlen.“
Selbst wenn ausländische Arbeitskräfte
korrekt nach Kollektivvertrag bezahlt werden, kommen sie den Betrieben mangels
Überzahlung oder als Berufseinsteiger günstiger als österreichische
Fachkräfte. Aber auch bei diesen ist das Lohnniveau unterschiedlich: Ein
Installateur, der in Kärnten lebt, kann mit einem Bruttomonatsgehalt von 2435 €
rechnen, einer in Vorarlberg aber mit 2955 €.
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