Dienstag, 25. März 2014, 16:40
Die ersten drei Monate der Regierung in
Österreich wurden überschattet vom Debakel um die Bank Hypo Alpe Adria. Es ist
aber nicht das einzige Problem für die große Koalition.
Diese Woche
sind es hundert Tage, die seit der Vereidigung des zweiten Kabinetts von
Bundeskanzler Werner Faymann vergangen sind. Und obwohl die große Koalition aus
Sozialdemokraten (SPÖ) und bürgerlicher Volkspartei (ÖVP) bereits in den fünf
Jahren zuvor in ähnlicher Konstellation regiert hatte, ist der Ablauf dieser
traditionellen Schonfrist hiesigen Medien breiten Raum wert. Das vermag
insofern kaum zu erstaunen, als die alte und neue Regierung seit der Wahl von
Ende September wahrlich keine gute Figur machte. Angesichts eines historisch
schlechten Ergebnisses für die beiden ehemaligen Großparteien, die gemeinsam
nur noch 50,8 Prozent der Stimmen erreichten, versprachen SPÖ und ÖVP große
Reformen und einen «neuen Stil». Doch stattdessen stolpert die Regierung von
Missgeschick zu Missgeschick.
Es fehlen Milliarden
Schon die so
genannte Angelobung in der Hofburg wurde überschattet von den heftigsten
Protesten seit der Vereidigung der schwarz-blauen Koalition von Wolfgang
Schüssel im Jahr 2000. Unmittelbarer Anlass war damals die der Personalpolitik
innerhalb der ÖVP geschuldete, inhaltlich aber kaum nachvollziehbare
Abschaffung des Wissenschaftsministeriums zugunsten eines personell und
finanziell schwach dotierten Familienministeriums. Zuvor hatte aber bereits das
Auftauchen eines Budgetlochs von offiziell rund 24 Milliarden Euro bis 2018 für
Unmut gesorgt. Davon war vor der Wahl keine Rede gewesen; es brauchte einen
«Kassensturz», um den Fehlbetrag zu entdecken.
Das Chaos
brachte der Regierung nicht nur vernichtende Kritik ein – selbst seriöse Medien
bezichtigten sie der Lüge –, sondern zwang sie auch, anstatt der versprochenen
Steuererleichterungen als erste Amtshandlung ein milliardenschweres
Belastungspaket zu schnüren. 500 Millionen Euro müssen zudem die Ministerien
einsparen, wobei offenbar doch noch Spielraum bestand für soziale Wohltaten wie
die Erhöhung der Familienbeihilfe und die Kostenerstattung für die Zahnspange
von Kindern. Dennoch soll das strukturelle Nulldefizit nach wie vor 2016
erreicht werden, wobei Spötter argwöhnen, dieses Ziel liege stets zwei Jahre
entfernt.
Die
Finanzplanung droht ohnehin zur Makulatur zu werden. Die Folgen des
Finanzskandals um die Kärntner Bank Hypo Alpe Adria mochte vor der Wahl niemand
wirklich thematisieren, nun holen sie die Republik aber mit voller Wucht ein.
Mit dem Entscheid für eine Abbaugesellschaft hat die Regierung kürzlich endlich
einen Schritt zur Klärung der Zukunft des maroden Instituts getan. Noch offen
ist allerdings, wie viel das Debakel den Staat tatsächlich kosten wird. Im
schlimmsten Fall sind es fast 18 Milliarden Euro, und die Zeitung «Die Presse»
schrieb letzte Woche in einem Kommentar, dass das Worst-Case-Szenario in diesem
Fall noch immer eingetreten sei.
Nun hat die
Regierung das Pech, ausbaden zu müssen, was der inzwischen verstorbene
freiheitliche Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider ursprünglich verursacht
hatte. Allerdings haben die dilettantische Notverstaatlichung 2009 und das
zögerliche Agieren seither massgeblich zum Schaden beigetragen, wofür Faymann
und der ÖVP-Chef Michael Spindelegger durchaus Verantwortung tragen. Dazu kommt
die Weigerung, die Ereignisse im Zusammenhang mit der Hypo im Rahmen eines
parlamentarischen Untersuchungsausschusses aufzuarbeiten. Stattdessen hat die
Regierung eine Untersuchungskommission eingesetzt – im Gegensatz zum
parlamentarischen Ausschuss bindet dieser die Opposition nicht ein, und
Kompetenzen und Ressourcen sind völlig offen. Die Zeitung «Der Standard» warf
der Regierung vor, mit diesem «Ballkomitee» ein wesentliches Mittel zur
Kontrolle zu unterbinden, was von mangelnder Souveränität zeuge. Sie ramponiere
damit nicht nur ihr eigenes, sondern das Ansehen der Politik allgemein.
Gravierendes Datenleck
Aufgrund
der Diskussionen über die Hypo geriet alles andere zur Nebensache, etwa auch
eine gravierende Panne im Bildungsministerium, die im Februar vorübergehend den
unbefugten Zugriff auf Testdaten von 400 000 Schülern ermöglichte. Doch auch
Positives ging in der Hysterie um die Hypo unter, etwa die Aufstockung der
österreichischen Blauhelmsoldaten in Kosovo und Bosnien, nachdem der
überstürzte Abzug vom Golan im vergangenen Frühling für Kritik gesorgt hatte.
Beobachter attestieren der Regierung zudem, dass sie zumindest nach aussen
geeinter auftritt als in der letzten Legislaturperiode, was Faymann gerne als
den versprochenen «neuen Stil» bezeichnet. So haben Mitte Februar SPÖ und ÖVP
erstmals seit fünfzig Jahren gemeinsam des kurzen Bürgerkriegs im Jahre 1934
gedacht, in dem sich Sozialdemokraten und Christlichsoziale bekämpft hatten.
Insgesamt ziehen Beobachter und Politologen aber eine negative Bilanz dieser
ersten hundert Tage und empfehlen der Regierung, nun endlich die in Aussicht
gestellten Reformen anzugehen. Es kann ohnehin fast nur besser werden.
"Man
muss das erfolgreiche Land Österreich nicht neu erfinden. Wir sind ein Vorbild
in Europa", leitete Bundeskanzler Werner Faymann am Ende langer
Koalitionsverhandlungen die Pressekonferenz zum neuen Koalitionspakt zwischen SPÖ und ÖVP im Dezember vergangenen
Jahres ein. Nach 100 Tagen des Kabinetts Faymann II ist in dieser Aussage
deutlich die inoffizielle Doktrin der Regierung zu erkennen: Anstelle von
großen Reformen steht die nüchterne Verwaltung des bereits Bestehenden im
Vordergrund.
Das Tempo der neuen Regierung ist dementsprechend gemächlich. Ein neues Steuerpaket, eine Gehaltserhöhung für Beamte, die Anhebung der Familienbeihilfe, sowie die Aufstockung der Bundesheerkontingente in Bosnien und im Kosovo, sind die nennenswerteren Leistungen der Regierung in den vergangenen Monaten. Größere Reformvorhaben - etwa in der Verwaltung - blieben aus. "Es fehlt der Mut zur größeren Entscheidungen - etwa, was den Parlamentarismus betrifft, der Mut zum koalitionsfreien Raum, die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen als Minderheitsrecht, sowie in der Bildungspolitik. Da blockiert weiterhin jeweils eine Partei die andere", so Anton Pelinka von der Central European University in Budapest.
Das Tempo der neuen Regierung ist dementsprechend gemächlich. Ein neues Steuerpaket, eine Gehaltserhöhung für Beamte, die Anhebung der Familienbeihilfe, sowie die Aufstockung der Bundesheerkontingente in Bosnien und im Kosovo, sind die nennenswerteren Leistungen der Regierung in den vergangenen Monaten. Größere Reformvorhaben - etwa in der Verwaltung - blieben aus. "Es fehlt der Mut zur größeren Entscheidungen - etwa, was den Parlamentarismus betrifft, der Mut zum koalitionsfreien Raum, die Einsetzung von Untersuchungsausschüssen als Minderheitsrecht, sowie in der Bildungspolitik. Da blockiert weiterhin jeweils eine Partei die andere", so Anton Pelinka von der Central European University in Budapest.
Faymann und Spindelegger aufeinander angewiesen
Die
harmonische Zusammenarbeit ist für die beiden Regierungsparteien ein
realpolitisches Muss, denn Neuwahlen würden laut jüngsten Umfragen katastrophal
für Rot und Schwarz enden. Dr. Peter Filzmaier vom Institut für
Strategieanalysen in Wien unterstreicht, dass das politische Überleben von
Michael Spindelegger und Werner Faymann primär von der Zusammenarbeit mit dem
jeweils Anderen abhängt: "Aufgrund der jahrzehntelangen Tradition eines
Dauerstreits zwischen SPÖ und ÖVP wird aus Sicht der breiten Öffentlichkeit und
auch vieler Medien jede öffentliche Diskussion als Regierungskonflikt
empfunden, obwohl Bundeskanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger in
Wahrheit inzwischen sorgsam um Gemeinsamkeiten bemüht sind. Beide wissen sehr
gut, dass sie beim Koalitionspartner keine Alternative hatten."
Die
neue Regierung ist nach 100 Tagen noch immer fragil. Kanzler und Vizekanzler
verzichten in der Öffentlichkeit auf gegenseitige Attacken, doch ist Letzterer
in der ÖVP mit so vielen internen Gegnern konfrontiert, dass sein Amt als
Parteichef fast permanent am seidenen Faden hängt. Laut Insidern muss der
Parteichef bei fast jedem Regierungsbeschluss zittern, ob nicht die eigenen
Teilorganisationen ihre Gefolgschaft verweigern.
"Die Bundesregierung ist mit ihrem ambitionierten
Programm bisher sehr gut unterwegs", unterstrich Sozialminister Rudolf Hundstorfer angesichts der ersten 100 Tage der
Bundesregierung Faymann II. Von was für ein ambitioniertes Programm
handelt es sich da? Insgesamt 550 Millionen Euro werden für Maßnahmen wie etwa
die Förderung älterer ArbeitnehmerInnen und eine Lohnnebenkostensenkung bereitgestellt.
"350 Millionen Euro davon sind in den nächsten drei
Jahren zur Beschäftigungsförderung für die Generation 50+ reserviert, um sie beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu unterstützen. 60.000 Personen werden davon profitieren", sagte Hundstorfer. Ganz zu schweigen von dem Hypo Desater, da werden 17 Milliarden bereitgestellt, von uns Steuerzahler, da werden wir wie die Gänse gerupft, und für die Arbeitslosen werden mickrige 350 Million bereitgestellt.
Um es kurz auf den Nenner zu bringen: Die Koalitionsregierung hat sich selbst ins Out geschossen. Sie hat uns gezeigt, dass sie nicht weiter weiß, wenn sie überhaupt etwas gewusst hat. Das Chaos was sie zu tragen hat, das geht nicht einfach so weg, da gehört schon Mut dazu und den besitzt diese Regierung nicht. Auch die FAZ hat es schon erkannt, sie hat doch wirklich gemeint, tu felix Austria, hast nicht nur einen Spindelegger, sondern auch einen Schwindelegger. Und das diese beiden, Kanzler und Vizekanzler, voneinander abhängig sind, dass dürfte wohl auch niemanden überraschen. Wenn Spindelegger geht, dann muss auch Faymann gehen. Die Koalitionsregierung wackelt, sie knirscht, sie ist kurz vor dem Untergehen. Und niemand weint ihr eine Träne nach.
Jahren zur Beschäftigungsförderung für die Generation 50+ reserviert, um sie beim Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu unterstützen. 60.000 Personen werden davon profitieren", sagte Hundstorfer. Ganz zu schweigen von dem Hypo Desater, da werden 17 Milliarden bereitgestellt, von uns Steuerzahler, da werden wir wie die Gänse gerupft, und für die Arbeitslosen werden mickrige 350 Million bereitgestellt.
Um es kurz auf den Nenner zu bringen: Die Koalitionsregierung hat sich selbst ins Out geschossen. Sie hat uns gezeigt, dass sie nicht weiter weiß, wenn sie überhaupt etwas gewusst hat. Das Chaos was sie zu tragen hat, das geht nicht einfach so weg, da gehört schon Mut dazu und den besitzt diese Regierung nicht. Auch die FAZ hat es schon erkannt, sie hat doch wirklich gemeint, tu felix Austria, hast nicht nur einen Spindelegger, sondern auch einen Schwindelegger. Und das diese beiden, Kanzler und Vizekanzler, voneinander abhängig sind, dass dürfte wohl auch niemanden überraschen. Wenn Spindelegger geht, dann muss auch Faymann gehen. Die Koalitionsregierung wackelt, sie knirscht, sie ist kurz vor dem Untergehen. Und niemand weint ihr eine Träne nach.
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