Samstag, 15. November 2014

Wien ist super!

Im April 1954 erfolgte die Gründung der gemeinnützigen Wohnbauvereinigung Sozialbau AG. Zum 60-Jahr-Jubiläum der Sozialbau, das mit einem Festakt kürzlich begangen wurde.
"Der soziale Wohnbau in Wien ist eine Erfolgsgeschichte, die weltweit anerkannt ist. Sechzig Prozent der Wienerinnen und Wiener leben in einer geförderten Wohnung. Das ist ein unbestrittener Erfolg". betonte Bürgermeister Michael Häupl.
Auch die Moon-Bewegung wurde 1954 vom Koreaner Sun Myung Moon gegründet. Weltweit vermutet man rund 200.000 Mitglieder, davon nur einige hundert aus Österreich. Die Sekte, die die unter anderem für ihre Massenhochzeiten bekannt ist, ist auch politisch einflussreich und gilt als milliardenschweres Wirtschaftsunternehmen.
Und ausgerechnet dafür ließ Wien nun 3.000 Euro springen. Immerhin 3.000 Euro hat ein beamteter Maecenas an die Veranstalter, an den Verein ABRASA und an die "Föderation für den Weltfrieden" überwiesen. Wer hinter der "Föderation für den Weltfrieden" steht, konnte – wegen akuten Personalmangels? – im hiesigen Magistrat nicht festgestellt werden: Die drei Tausender gingen direkt an eine Teilorganisation der bekannten Moon-Sekte. Diese "Vereinigungs-Kirche" ist bereits seit Jahrzehnten ein Milliardenunternehmen – inklusive Autokonzern, Banken, Zeitungen und Druckereien.
"Die Geschichte der Sozialbau ist auch eine der langjährigen, engen Kooperation mit der Stadt Wien. Der kommunale Wohnbau der Stadt braucht verlässliche Partner und das sind die gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen. Dennoch müssen wir uns auch weiter mit Vehemenz dafür einsetzen, dass es auf Bundesebene zu einer Reform des Mietrechts kommt. Denn die Hälfte des privaten Wohnungsbestandes fallen in den Vollanwendungsbereich des MRG. Hier brauchen wir Transparenz, Fairness und vor allem eine Begrenzung der Zuschläge", unterstrich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.
Zahlreiche Wohnbauprojekte veranschaulichen an vielen Standorten Wiens das Wirken der Sozialbau, wie etwa in Eurogate, Europas größter Passivhaussiedlung, das in Massivholz-Bauweise errichtete Projekt in der Floridsdorfer Spöttlgasse oder das Wohnmodell interethnische Nachbarschaft in der Anton-Baumgartner-Straße in Liesing, das mit dem 1. Wiener Wohnbaupreis 2009 ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus zählt die Sozialbau mit ihrem Projekt in der Simmeringer Lorenz-Reiter-Straße zu den ersten gemeinnützigen Bauvereinigungen, die SMART-Wohnungen errichten. Die Sozialbau AG verwaltet derzeit rund 45.000 Wohneinheiten.
Neben dem Firmenjubiläum beging Herbert Ludl, Vorstandsvorsitzender der Sozialbau AG, sein 30-jähriges Dienstjubiläum. KR Prof. Dr. Herbert Ludl wurde 1944 in Wien geboren. Er absolvierte nach der Berufsschule für Dreher und der Matura in der damaligen Arbeitermittelschule ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach seinem Eintritt in die Sozialbau AG wurde Herbert Ludl bald mit Führungsaufgaben betraut, bis er schließlich im Jahr 1984 zum Vorsitzenden des Vorstands berufen wurde. 2011 wurde Herbert Ludl mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet.
Ganz wunderbar, sollte man meinen, aber es ganz und gar nicht wunderbar. Denn nun bestätigt auch die Caritas, dass in Wien die Armut rasant wächst. Unglaubliche 393.000 Wienerinnen und Wiener leben an bzw. unter der Armutsgrenze. Das ist statistisch gesehen fast jeder Vierte. Schlimmer geht es nicht mehr. "In Anbetracht dieser Zahlen könnte man fast meinen, es handle sich um ein 'Dritte-Welt-Land' und nicht um die Bundeshauptstadt eines der reichsten Länder der Welt". Es müsse in Wien endlich ein Umdenken passieren. Anstatt grüner Jubelfeste mit Subventionsanspruch, soll lieber der dringend benötigte Heizkostenzuschuss wieder eingeführt werden. Zudem sollten endlich Investitionsmaßnahmen gesetzt werden, um einen weiteren Anstieg der Armut dauerhaft zu verhindern. Konkret verwies Sozialminister Hudstorfer auf jene Indikatoren, die in Österreich auch von offizieller Seite am häufigsten herangezogen werden, nämlich die Zahl jener, die unter der Armutsgrenze leben. Demnach sind in Österreich derzeit 1.203.000 Menschen armutsgefährdet. Diese Zahl ist in etwa ident mit den Zahlen aus dem Jahr davor.
Und wie sieht es in Österreich aus? Kurz gesagt: ganz einfach grausam. Mehr als 1,2 Millionen Menschen in Österreich sind armutsgefährdet. "434.000 Personen oder fünf Prozent der Bevölkerung gelten dabei als manifest arm", sagte Caritas-Präsident Michael Landau bei einer Pressekonferenz anlässlich des Starts der Caritas-Inlandskampagne für Mütter und Kinder in Not. Diesen Menschen fehlt das Geld für Essen, Kleidung, Arztbesuche oder Heizkosten.
Die Schulden der Stadt sind auf horrende 8 Milliarden Euro explodiert. Die gesalzenen Tariferhöhungen haben unter anderem auch dazu geführt, dass 30% der Kinder in Wien von Armut betroffen sind. "Armut und Ausgrenzung sind Realität in Österreich. Für Entwarnung besteht kein Anlass, gerade Mütter und Kinder geraten oft unbemerkt in Not", sagte Landau. "Ein wesentlicher Teil von Armut hat mit Arbeitslosigkeit zu tun", ergänzte Caritas-Direktor Franz Küberl. Beschäftigungslosigkeit der Eltern wirkt auf die ganze Familie. Im vergangenen Jahr lebten "über 100.000 Kinder in Familien, in denen Mutter und oder Vater arbeitslos waren", sagte Küberl. Diese Eltern erleben sich oft als "scheiternde Eltern". "Wenn wir Kindern und Jugendlichen Chancengleichheit und Perspektiven ermöglichen wollen, müssen wir die steigende Armut ernst nehmen. In Armut aufzuwachsen bedeutet, Ausgrenzung zu erleben und eine erhebliche Beschneidung von Lebenschancen zu erfahren.“  In Wien lebt jedes vierte Kind in Armut oder ist armutsgefährdet. Mit der Kindermindestsicherung wird in Wien jedes Kind mit 800 Euro mehr pro Jahr unterstützt. Inzwischen betrifft das 60.000 Kinder in Wien. Gleichzeitig beziehen mittlerweile 19.000 Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren eine Ergänzungs- bzw. Vollbezugsleistung aus der Mindestsicherung. Viele von ihnen haben keine Ausbildung. Der Zusammenhang zwischen Bildung, Erwerbsleben und Armutsgefährdung ist deutlich. Der sozioökonomische Background der Eltern beeinflusst die Bildungskarrieren von Kindern massiv. So besuchen beispielsweise 71 % der Kinder aus armutsgefährdeten Haushalten die Hauptschule, nur 29 % hingegen ein Gymnasium. Auch die Quote frühzeitiger Ausbildungsabbrüche von Kindern, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss haben, ist mit 25 % sieben Mal höher als jene von Kindern, deren Eltern maturiert haben. Wien bemüht sich, Kinderarmut ernst zu nehmen. Die höchste Kindermindestsicherung Österreichs wird auch 2015 fortgeführt. Maßnahmen wie der Gratiskindergarten, der Ausbau der Kinderbetreuung, das 365-Euro-Öffiticket, das Jugendticket oder die Energieunterstützung bringen gezielt Entlastungen. Gratiskindergarten gibt es nicht, denn es muss immer noch bezahlt werden, wenn auch „nur“ das Essen der Kinder, aber realistisch betrachtet ist das ein Affront gegen die Familie, die mit 365.- Euro auskommen muss.
Zwar steht Österreich bezüglich Arbeitslosigkeit im europäischen Vergleich nach wie vor sehr gut da. Ende August lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote bei 4,7 Prozent, der Anstieg zum Vorjahr betrug aber 11,8 Prozent. Küberl kritisierte "das fast vollkommene Schweigen der österreichischen Elite". "Wie man das hinnimmt, ist einem Land wie diesem nicht gerecht werdend", so der Caritas-Direktor.
Zwei Schlüsselthemen bei Armut sind laut Landau Wohnen und Energie. "Gesicherter Wohnraum ist von zentraler Bedeutung", sagte Landau. Armutsbetroffene Familien stehen etwa vor der Frage, "ob sie Miete zahlen, die Wohnung heizen oder etwas zu Essen kaufen sollen", schilderte der Caritas-Präsident. 229.000 Menschen in Österreich können ihre Wohnungen nicht angemessen heizen. "Wie sollen Kinder lernen, wenn die Wohnung eiskalt ist?", fragte Landau. Es brauche daher die Einführung einer Abschaltprävention bei Zahlungsproblemen in allen Bundesländern sowie ein Abschaltverbot während der Wintermonate. Zudem forderte Landau die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbaufördermittel, die Umsetzung der bereits angekündigten Mietrechtsnovelle, die Erhöhung der Sanierungsquote und auch die Einführung eines bundesweiten Energiehilfefonds.
Keine Entspannung sieht auch die Armutskonferenz. Einige Armutsindikatoren sinken seit 2008, hieß es in einer Aussendung, aber nur auf das hohe Niveau von vor der Krise. Die langfristige Entwicklung seit 2004 zeige konstant hohe Armutslagen, und auch im Vergleich mit dem letzten Jahr bleibe die Höhe von Armut und Deprivation konstant.
Aufgrund einer gewissen Wurschtigkeit im Kulturressort unterstützen jetzt also Wiens Mindestpensionisten und Alleinerzieherinnen mit ihren Steuer- und Gebühren-Euros die megareiche Familie des 2012 verblichenen Sektengründers Sun Myung Moon.
Wer jammert da bitte noch über die Streichung des Heiz-Hunderters, wenn dafür das städtische Kulturressort milliardenschwere Guru-Erben noch glücklicher machen kann? Und vielleicht demnächst auch noch Bill Gates, Carlos Slim, Warren Buffet und Mark Zuckerberg mit ein paar Tausendern fördert? Eine Lesung zugunsten der Herren Milliardäre wird sich ja organisieren lassen.
Wiens Schulden wachsen und wachsen. Auch 2015 soll es nicht viel besser werden: Geplanten 12,52 Milliarden Euro an Einnahmen stehen geplante Ausgaben in der Höhe von 12,74 Milliarden Euro gegenüber. Trotz dieser Zahlen fand die Stadt Wien noch ein paar Tausender, um eine Veranstaltung einer Teilorganisation der milliardenschweren Moon-Sekte finanziell zu unterstützen...

Also, wie sich hier gezeigt hat – alles paletti. Was sonst? Schließlich wreden wir vom Bürgermeister Häupl regiert, ein mann der SPÖ, so wie Brauner, Wehsely, Frauen der SPÖ sind. Sie leben gut auf unsere Kosten.

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