Die Arbeiterkammer (AK)
stemmt sich gegen zu hohe Mieten und befristete Mietverträge.
Sie fordert eine klare Begrenzung für privat vermietete
Altbauwohnungen und die Abschaffung von Befristungen. Diese sollten
nur bei einem sachlich gerechtfertigten Grund, wie etwa Eigenbedarf des
Vermieters, zulässig sein. "Der Mietennepp gehört abgestellt",
forderte AK-Präsident Rudi Kaske am Montag.
Für junge Menschen und
Familien werde ein Dach über dem Kopf immer schwerer leistbar. Befristete
Mietverträge seien am teuersten, wie auch die jüngsten Zahlen der Statistik
Austria belegten. Die AK-Auswertungen von Inseraten und der AK-Mietzins-Check
belegten ebenfalls, dass unrechtmäßige Aufschläge auf den Hauptmietzins bei
befristeten Mietwohnungen an der Tagesordnung seien.
Die Aufschläge der Vermieter zum
Hauptmietzins von Altbauwohnungen in Wien seien "saftig" -
Altbaumietwohnungen seien bis zu mehr als drei Viertel teurer als erlaubt, geht
den Angaben zufolge aus einer Auswertung von 150 Inseraten von befristeten
Wiener Altbauwohnungen vom heurigen Frühjahr und einem Mietzins-Check vom
Sommer hervor.
Nahezu zwei von drei neu abgeschlossenen
privaten Mietverträgen sind laut AK befristet. "Eigentlich sollten
befristete Mietverhältnisse billiger sein", kritisiert die Kammer. Aber
den vom Mietrechtsgesetz vorgesehenen 25-Prozent-Abschlag für befristet
vermietete Wohnungen gebe es in der Praxis nicht, so die AK unter Verweis auf
eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo).
Wohnen hat sich in den vergangenen Jahren
wieder spürbar verteuert - um 13 Prozent alleine zwischen 2009 und 2013.
"Österreich ist ein Land der Mieter", sagte Statistik-Austria-Chef
Konrad Pesendorfer in einer Pressekonferenz. Der Mietanteil erreichte im
Vorjahr 43 Prozent - einen der höchsten Werte in der EU, wo der Schnitt bei nur
30 Prozent liegt.
Europaweit wird nur in Deutschland noch
mehr gemietet als in Österreich. Alle anderen EU-Staaten hätten eine deutlich
ausgeprägtere Eigentumsstruktur. Mietverhältnisse gibt es vor allem in großen
Städten. Während das Burgenland einen Eigentumsanteil von 76 Prozent hat, weise
Wien einen in etwa ebenso hohen Mietanteil von 78 Prozent aus. In der
Bundeshauptstadt leben nur 19 Prozent der Haushalte in Eigentumswohnungen oder
-häusern.
Hierzulande spiele der soziale Wohnbau
eine wesentliche Rolle, so Pesendorfer. "Der in Österreich hohe Anteil an
geförderten Mietwohnungen ist in jedem Fall einzigartig." Sechs von zehn
Österreichern wohnten in einer Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung. Diese
Struktur stärke die Kaufkraft der heimischen Haushalte.
Insgesamt lag die durchschnittliche
Hauptmiete inklusive Betriebskosten in Österreich 2013 bei 6,7 Euro je
Quadratmeter. "In den vergangenen fünf Jahren haben wir einen Anstieg der
Nettomieten von 3,4 Prozent gehabt, was doch deutlich über der Inflationsrate
liegt", betonte der Generaldirektor. Der durchschnittliche
Betriebskostenanteil liegt bei 29 Prozent, sagte die Hauptautorin der Wohnstudie,
Vlasta Zucha.
Am stärksten verteuerte sich seit 2009
das Wohnen in den nicht geförderten, privat vermieteten Wohnungen - mit einem
Plus von 17,2 Prozent auf 7,8 Euro je Quadratmeter. Wesentlich geringer, aber
immer noch stark spürbar, fiel der Anstieg bei Gemeindewohnungen (plus 8,3
Prozent auf 5,8 Euro) und Genossenschaftswohnungen (plus 10 Prozent auf 6 Euro)
aus.
Haushalte, die
langfristige Mietverträge mit mehr als 30-jähriger Vertragsdauer haben, wenden
im Durchschnitt 4,8 Euro inklusive Betriebskosten auf. Die Unterschiede
zwischen Neu- und Altverträgen bestehen in allen Teilsegmenten des Mietwohnungsmarktes,
jedoch zeigen die Mietpreise für private Mietwohnungen deutlich größere
Unterschiede nach Mietdauer als jene für Genossenschafts- oder
Gemeindewohnungen.
Die österreichischen Haushalte leben der
statistischen Erhebung zufolge durchschnittlich auf 100 m2 - bei
Eigentumswohnungen liegt der Schnitt bei 84 m2, bei Hauseigentum bei 140 m2 und
bei Gemeindewohnungen bei 61 m2.
Hohe Wohnkostenanteile
weisen vor allem Haushalte ohne Pension, d. h. überwiegend jüngere Haushalte
auf. Dabei sind vor allem alleinlebende Personen (Frauen 31%, Männer 28%) und
Ein-Eltern-Haushalte (31%) betroffen. Wesentlich für die Höhe des Wohnkostenanteils
ist nicht zuletzt, wie lange der Haushalt bereits in der Wohnung wohnt
Bei den Zusatzkosten
ergeben sich deutliche Unterschiede: Wer etwa das Glück hat, im Gemeindebau
über einen Garagen- oder Abstellplatz zu verfügen, bezahlt dafür im
Durchschnitt 43,2 Euro. Am freien Markt kostet ein Platz für das Auto um die 80
Euro.
Der Anteil der Wohnkosten am verfügbaren
Haushaltseinkommen lag 2013 im Median bei 25 Prozent: "Ein Viertel des
Haushaltseinkommens geben die Österreicher für das Wohnen aus - der Anteil ist
in den vergangenen fünf Jahren um 2 Prozentpunkte gestiegen", so
Pesendorfer. Mit einem Anteil von 28 Prozent am stärksten belastet sind die
Mieter von privaten, nicht geförderten Wohnungen.
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