Der Grün-Politiker
präsentierte ein entsprechendes Maßnahmenbündel, wobei er den Begriff
„Enteignung“ konsequent vermied. Diese ist im Wiener Bodenbeschaffungsgesetz
als quasi letztmögliche Konsequenz vorgesehen. Chorherr selbst hatte zuletzt
auf die Möglichkeit verwiesen, Grundeigentümer zu enteignen - mehr dazu in Baugründe: Enteignungen für Grüne
denkbar. Heute betonte er jedoch, dass dies keine „konkrete Forderung“ der
Grünen sei.
„Keine Zustände wie in Paris oder London“
Er präsentierte andere
Lösungsansätze, wie die Schaffung von leistbaren Wohnraum auch künftig in der
Stadt noch möglich sein soll. Nötig, so versicherte er, sei dieser jedenfalls.
Denn Wien werde bis zum Jahr 2025 um die Größe von Graz wachsen. Zudem seien
Mieten und Kaufpreise zuletzt massiv gestiegen - die Altbaumieten im Zeitraum
2000 bis 2010 etwa um 66,6 Prozent.
„Wir wollen keine
Zustände wie in Paris, London oder München, wo Menschen mit einem durchschnittlichen
Einkommen nicht mehr in der Stadt wohnen können“, so Chorherr. Er plädierte
unter anderem dafür, das Bodenbeschaffungsgesetz zumindest dahingehend
anzuwenden, dass der Gemeinde Wien ein Vorkaufsrecht eingeräumt werden soll.
Falls ein Anbieter einen zu hohen Preis ansetzt, könnte gerichtlich zudem eine
Reduktion angestrebt werden.
Prinzip Baurecht statt Verkauf
Größere Liegenschaften
wie ehemalige Betriebsareale könnten so wieder für gemeinnützige Wohnbauträger
erschwinglich werden. Derzeit sei es so, dass die Grundstücke oft an private
Höchstbieter vergeben werden - die darauf hochpreisige Eigentumswohnungen
errichten würden, beklagte Chorherr.
Der Grüne
Planungssprecher sprach sich weiters dafür aus, auf Flächen, die bereits der
Stadt gehören, neue Wohnungen zu bauen. So könnten etwa Areale bei bestehenden
Gemeindebauten genutzt werden. Derartige „Nachverdichtungsflächen“ gebe es in
großer Zahl, zeigte er sich überzeugt. Wohnraum könnte etwa auf Garagen
errichtet werden.
Chorherr plädierte zudem
dafür, dass öffentlicher Grund bei einem geplanten Verkauf zunächst Firmen
angeboten werden muss, die dort sozialen Wohnbau errichten. Zusätzlich forderte
er, das Prinzip Baurecht statt Verkauf anzuwenden - Grundstücke würden damit im
Eigentum der Stadt bleiben.
Ludwig über grüne Ideen verwundert
Wiens Wohnbaustadtrat
Michael Ludwig (SPÖ) ist über die Ideen des Grünen Planungssprechers Christoph
Chorherr zum Thema „Bodenspekulation“ verwundert. „Die Vorschläge sind entweder
nicht praktikabel oder bereits gelebte Praxis“, versicherte ein Sprecher am
Montag. So würde etwa die Anwendung des Bodenbeschaffungsgesetzes keine
günstigeren Preise garantieren, hieß es.
„Das funktioniert so
nicht“, zeigte man sich im Stadtratsbüro überzeugt. Denn ein Vorkaufsrecht
würde nur dann zur Anwendung kommen, wenn es einen Fehlbestand im Bereich des
Wohnungsangebots gebe: „Davon ist Wien meilenweit entfernt.“ Doch nicht nur den
Bedarf müsse man nachweisen, die betreffenden Grundstücke müssten auch ihrem
Wert entsprechend angekauft werden. Die Regelung gelte zudem nur für Bauland.
Laut Ludwig-Büro
verfügt die Stadt über genug Reserven - konkret rund 2,2 Mio. Quadratmeter
Fläche, die für geförderten Wohnbau bereitgestellt werden. Die
Baurechtseinräumung sei zudem eine „alltägliche Praxis“. Das gilt nicht für die
von den Grünen empfohlenen Neu- oder Zubauten in bestehenden Gemeindebauten.
„Das kommt in dieser Form so sicher nicht“, hieß es im Büro des Ressortchefs.
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