Dienstag, 21. Januar 2014

Mein Freund Freund! Oder wie gut es einem ORF-Mann wirklich geht.

Wer könnte uns wirklich vortrefflich in Brüssel vertreten, als unser aller Freund Freund. Ihm ist sein ganzes Leben nichts abgegangen, er hat alles bekommen. Was geht ihm der Gehalt eines Arbeiters an oder eines Angestellten? Wär ja noch schöner! Diese unnötigen Gfraster. Sie werden nur zur Wahl gebraucht, zur Wahl von Freund - unserem Freund. Freund passt ausgezeichnet zur SPÖ, denn auch die hat keine Ahnung, braucht sie auch nicht, denn sie denkt so wie Freund. 

Wien. "Auch Bruno Kreisky hat Millionen mit Milliarden verwechselt und war trotzdem der beste Kanzler", sagte SPÖ-Chef Werner Faymann. Man sei ja nicht bei "Wetten dass ..?". Er wollte bei der Tagung der SPÖ in der St.Martins Therme im Burgenland eigentlich seine Mannschaft für den roten Überraschungskandidaten für die EU-Wahl, Eugen Freund, erwärmen. Doch "Wellness" brauchte vor allem der Kandidat selbst. Der hatte sich am Wochenende mit einer etwas abgehobenen Gehaltsschätzung im ersten "Profil"-Interview ordentlich verkühlt. Auf 3000 Euro brutto schätzte er das durchschnittliche Gehalt eines Arbeiters. Tatsächlich lag es 2012 bei exakt 2138 Euro. Aber auch nur für ganzjährig Beschäftigte, die Vollzeit arbeiten. Inklusive Saisonniers und Teilzeitkräften verdienten die "Hackler" nur noch 1313 Euro.
Keine goldene Kinderstube im Hause Freund
Bei der Klausur gab sich Freund zerknirscht und bat, "nicht alles in die Waagschale zu legen". Der SPÖ-Spitzenkandidat bemühte sich, klarzumachen, dass auch er als Arztsohn nicht mit dem goldenen Löffel aufgewachsen sei. Als Kind in Kärnten habe er mit Eltern und Geschwistern zu fünft in einem Zimmer mit tausenden Medikamenten geschlafen, erzählte der frühere ORF-Journalist.


Doch es folgte der nächste Freund’sche Verrechner: "Bei Facharbeitern liege ich mit 3000 Euro nicht so daneben." Doch, tut er. Denn laut Statistik Austria verdienen Facharbeiter, die das ganze Jahr über Vollzeit arbeiten, 2295 Euro brutto. Am nächsten kommt dem Freund’schen 3000er unter den Arbeitern noch ein Meister oder Vorarbeiter mit 2892 Euro im Monat. Exakt 3000 Euro brutto (2010) verdiente man in akademischen Berufen. Beamte verdienen 3624 Euro.
Das typische Hacklerbild stimmt nicht mehr
Bei all diesen Zahlen handelt es sich um den "Median": 50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger. Das 13. und 14. Monatsgehalt ist bereits eingerechnet. Die genannten Zahlen sind aus Sicht der Statistik die für diese Art von Vergleichen am geeignetsten.

"Besonders bei den Arbeitern drückt eine große Gruppe, die sehr wenig verdienen, die Gehälter", heißt es aus der Statistik Austria zur "Wiener Zeitung". Denn unter die statistische Kategorie "Arbeiter" fällt nicht nur der typische "Hackler", also nicht nur der männliche Bauarbeiter (der im Durchschnitt nur auf 1800 Euro brutto kommt). Auch ein guter Teil der Beschäftigten in der Gastronomie oder im Handel wird den "Arbeitern" zugeschlagen. Allein im Handel gibt es 120.000 "Handelsarbeiter" und die sind nicht selten weiblich. Freund könnte also einem falschen "Arbeiter"-Bild aufgesessen sein. Nimmt man nur Arbeiterinnen, sinkt der mittlere Lohn auf 1571 bei Vollzeitbeschäftigten und 750 Euro bei allen Beschäftigten inklusive Teilzeit und Saisonniers. Das heißt, dass in dieser Gruppe die Löhne durch die staatliche Mindestsicherung auf 814 Euro aufgestockt werden müssen.
Beten hilft da auch nicht


"Nicht froh" äußerte sich FSG-Chef Wolfgang Katzian über die "unglückliche Aussage" des Spitzenkandidaten. Freund sei aber neu im Geschäft: "Am Anfang darf ein Fehler passieren."

Kurz und bündig die Aussage von Rainer Wimmer, als pro-ge-Vorsitzender Chef der größten Arbeitergewerkschaft, zu Freunds Unkenntnis über das durchschnittliche Gehalt eines Arbeiters: "Jetzt weiß er es."
Freund bemühte sich in Selbstverteidigung: "Man kann nicht alle Zahlen im Kopf haben."
"Kein goldener Löffel"
Ansonsten bemühte sich Arztsohn Freund klar zu machen, dass auch er nicht mit dem goldenen Löffel aufgewachsen ist. Als Kind in Kärnten haben er mit Eltern und Geschwistern zu fünft in einem Zimmer mit tausenden Medikamenten geschlafen, erzählte der frühere ORF-Journalist. Als politische Stoßrichtung gab der Spitzenkandidat aus, Wohlstand gleich zu verteilen. Denn obwohl Europa der reichste Kontinent sei, gehe die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander.
Dass Freund der richtige Mann für die Sozialdemokratie ist, wurde ihm und den Abgeordneten von allen Seiten versichert. Jörg Leichtfried, Delegationsleiter der SPÖ in Brüssel, bei der Kandidatenkür aber auf Platz drei verwiesen, meinte, im Namen Eugen Freund komme zwei Mal EU vor. Da könne gar nichts schief gehen.

Einen anderen Grund, warum Freund eine gute Wahl gewesen sei, nannte Kanzler Faymann. Denn bei Freund habe das Herz immer auf der richtigen Seite geschlagen, nämlich auf der der sozialen Anliegen. Wenn sich sein Spitzenkandidat dann einmal verschätzt, findet das der Parteichef nicht so tragisch. Auch Kreisky habe Millionen und Milliarden verwechselt und sei der beste Bundeskanzler und ein Arbeiterführer gewesen.

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