Branchenradar. Das
KSV-Rating der Immobilienbranche hat sich im Vorjahr verbessert. Der Run auf
Wohnen hat der Branche geholfen, ließ aber Preise und Mieten steigen - damit
drohen politisch motivierte Maßnahmen.
Wien. Die Jahre 2008 bis
2013 werden bestimmt als die Glanzzeiten des Betongoldes in die österreichische
Wirtschaftsgeschichte eingehen: Die Immobilienbranche zog in den Jahren seit
dem Ausbruch der Finanzkrise Milliarden an privatem Kapital an und konnte mit
soliden Gewinnen, stetig steigenden Kennzahlen und Beschäftigungszuwächsen
punkten. "Die Branche profitierte auch im Vorjahr von den wirtschaftlich
volatilen Zeiten, in denen Wohnimmobilien nicht grundlos eine beliebte
Anlageform darstellen",sagt Johannes Nejedlik, Vorstand der KSV1870
Holding AG. "Immobilien stehen nach wie vor für Sicherheit und Stabilität.
Nicht zuletzt die steigende Nachfrage bei einem knapper werdenden Angebot hat
in diesem Segment in den vergangenen Jahren zu einem Anstieg der Preise und
damit zu einer Stabilisierung der gesamten Branche geführt. Vielleicht ist auch
das ein Grund, warum heuer bereits 1764 Unternehmen in diesem
Wirtschaftsbereich neu gegründet wurden. In Relation zur Gesamtanzahl der
Unternehmen in der Branche ist das ein Zuwachs von rund sechs Prozent."
Grundbuch statt
Sparbuch
Die Flucht "vom
Sparbuch ins Grundbuch" sorgte nicht nur bei Wohn-,sondern auch bei
Gewerbeimmobilien für steigende Preise. Nach fünf Krisenjahren ist inzwischen
jedoch langsam aber sicher auch der letzte Cent in Immobilien gebunkert, die
Transaktionen sind im Vorjahr erstmals gesunken. Der KSV ortet österreichweit
einen Rückgang der Immobilientransaktionen sowie des Transaktionsvolumens um
rund 15 Prozent. "Hierzu passt der Anstieg der Gesamtinsolvenzen um rund
neun Prozent im Vergleich zu 2012",sagt Nejedlik. Das durchschnittliche
KSV1870-Rating hat sich hingegen ähnlich wie die durchschnittliche
Eigenkapitalquote nur minimal verändert. Beim Eigenkapital konnte ein Anstieg
von nicht einmal einem Prozent beobachtet werden und das durchschnittliche
KSV1870-Rating hat sich von 319 auf 317 geringfügig verbessert. "Insgesamt
ist das Ausfallrisiko der Branche damit nach wie vor gering",so Nejedlik.
Damit das so bleibt,
stellt sich die Immobilienbranche geschlossen gegen die im Wahlkampf
thematisierte Umwälzung der Maklergebühr auf den Vermieter sowie eine Deckelung
der Mieten. "Künstliche Mietobergrenzen sind nicht sinnvoll und erhöhen
das Angebot an leistbarem Wohnraum nicht",sagt Michael Pisecky, Obmann der
Fachgruppe Immobilien in der Wirtschaftskammer (WKÖ) Wien. "Mehr
leistbares Wohnen schafft nur die Erhöhung des Angebotes." Die Forderung
der Arbeiterkammer (AK) nach einer Eindämmung der Mieten sei nicht
nachvollziehbar-die Mieten sind nur von 2007 bis 2012 gestiegen, im Vorjahr
haben sie bereits stagniert.
AK-Präsident Rudolf
Kaske fordert eine Obergrenze für Altbaumieten, die den Mietzins für eine
Wiener 90-Quadratmeter-Wohnung von 726 auf 557€ im Monat senken soll. Die
Realität des Marktes ist anders, sagen Experten: Im ersten Bezirk und im
topsanierten Zustand kann eine solche Wohnung auch 1000€ im Monat bringen,
während sie im 22. Bezirk abgewohnt auch für 500 €nicht vermietbar ist.
"Da würden schlechtere Lagen und Wohnungen zu Kosten der besseren
subventioniert",sagt Wolfgang Louzek, Präsident des Verbands der
institutionellen Immobilieninvestoren (VII), der die größten Vermieter
Österreichs wie Immofinanz, Conwert und die Versicherungen vertritt. Zudem
würde ein solches Regime nur den Schwarzmarkt fördern, warnt der Österreichische
Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI). In dieselbe Kerbe schlägt auch Helmut
Puchebner, Präsident des Mieterbundes ÖMB: "Eine Deckelung des Mietzinses
führt nur zu erzwungenen Schwarzzahlungen der Mieter und wäre damit eine
unsoziale Regelung."
Einig sind Vermieter,
Mieter und Experten hingegen in Sachen Wohnbauförderung: Die von der Politik
versprochene Wiedereinführung der Zweckbindung soll rasch kommen, heißt es von
WKÖ, AK, VII, dem Expertenforum Umwelt+Bauen und dem ÖVI. Denn die Wohnbauförderung
hat geholfen, die Neubautätigkeit auch in der Krise zu forcieren und erhöht das
Angebot an leistbarem Wohnraum.
Wohnen und
Einzelhandel
Wie gut der geförderte
bzw. soziale Wohnbau funktioniert, zeigt sich auch an der Auswertung im
Branchenmonitor (siehe Tabelle unten und Seite 10):In allen Bundesländern
finden sich gemeinnützige Wohnbaugesellschaften unter den Top fünf. Auch
Einzelhandelsimmobilien sind stark vertreten-verständlich, müssen sich doch die
auf firmeneigene Kunden spezialisierten Immo-Töchter von Kika oder der
deutschen Tengelmann-Gruppe anders als die Wohnungsvermieter nicht mit dem
Mietrecht plagen.
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