Der FPÖ-Masterplan gegen Häupl
Wiens FPÖ hat ein
unangenehmes Jahr hinter sich. Mit Harald Vilimsky, der
Mariahilfer-Straßen-Befragung und dem Wahlkampf ab Herbst will sie zurückkommen
und Rot-Grün stürzen.
07.01.2014 | 18:26 | (Die Presse)
Wien. Die Position der Wiener Freiheitlichen innerhalb der FPÖ
wird weiter gestärkt. Harald Vilimsky, derzeit einflussreicher Generalsekretär
der Bundespartei, wird FP-Spitzenkandidat für die EU-Wahl – gemeinsam mit
Andreas Mölzer. Dieser bekommt zwar offiziell den ersten Listenplatz vor dem
Wiener Vilimsky, beide werden aber gleichberechtigt als Doppelspitze agieren.
Für die Wiener FP ist das nicht nur eine
Bestätigung ihrer Macht innerhalb der Bundespartei – immerhin hat Vilimsky ab
2004 die Wiener FP für einen jungen, aufstrebenden Politiker namens
Heinz-Christian Strache gemanagt, der sein Mentor wurde. Für die Wiener FP ist
der weitere Aufstieg Vilimskys eine Entscheidung, die perfekt in ihr taktisches
Konzept passt. Als Wiener kann er gerade in der Bundeshauptstadt bei der
EU-Wahl am 25.Mai besonders stark punkten. „Wir werden der Wiener SPÖ ein
Debakel bereiten“, sagt ein FP-Stratege zur „Presse“. „Damit wird der
Abwärtstrend der rot-grünen Koalition, die um ihr Überleben kämpft, verstärkt.“
Wiener SP stürzt in Umfrage ab
Der Grund dieser FPÖ-Hoffnung liegt in einer
repräsentativen Gallup-Umfrage, die Ende 2013 veröffentlicht wurde. Demnach hat
die rot-grüne Rathauskoalition ihre Mehrheit nach zahlreichen Turbulenzen
bereits verloren. Die Häupl-SPÖ stürzt demnach um zehn Prozentpunkte (im
Vergleich zur Wien-Wahl 2010) auf 34 Prozent ab, mit den Grünen erreichen sie
nur mehr 47 Prozent.
Was in der Wiener FPÖ nicht dazu gesagt wird:
Es gibt einen weiteren Grund, warum ein großer Erfolg bei der EU-Wahl im Mai
für die Partei wichtig ist. Die Negativserie des Vorjahres könnte damit
gestoppt werden. Denn 2013 war für die FPÖ ein „allgemein schwieriges Jahr“,
formuliert es ein FP-Politiker sehr vorsichtig. Denn es brachte der Wiener
Partei negative Schlagzeilen, Probleme und ein Ergebnis bei der
Nationalratswahl, das (für FPÖ-Verhältnisse) äußerst unerfreulich war.
Angefangen von der Affäre um die Privatstiftung der 91-jährigen Wienerin
Gertrud Meschar, die sich vom Vorstand ihrer Stiftung (bestehend aus
FPÖ-Vertretern) um ihr erspartes Geld betrogen gefühlt hatte, über Themen, die
völlig verschlafen wurden (Parkpickerl-Ausweitung, Mariahilfer-Straßen-Umbau)
bis zum schwächsten Länderergebnis bei der Nationalratswahl im Bereich der
Zuwächse – die FPÖ fuhr in der Hälfte der Wiener Bezirke ein Minus ein, am Ende
reichte es gerade noch für ein Plus von 0,1 Prozentpunkte.
Immer mehr Druck bis 2015
Aus diesem Grund haben die FP-Strategen einen
Masterplan entwickelt, um die SPÖ bis zur Wien-Wahl 2015 immer stärker unter
Druck zu bringen und damit die rot-grüne Mehrheit zu brechen.
Gestartet wird Ende Februar mit der Befragung
der Bezirksbevölkerung von Neubau und Mariahilf über die umstrittene
Neugestaltung der Mariahilfer Straße. Die FPÖ wird gegen den Umbau in den
betroffenen Bezirken massiv kampagnisieren, um der rot-grünen Stadtregierung
eine empfindliche Niederlage zu bereiten. Die nächste schwere Niederlage will
man der SPÖ am 25.Mai bei der EU-Wahl zufügen – unter der Führung des
FP-Spitzenkandidaten aus Wien, Harald Vilimsky, so der FP-Plan. Wenn Rot-Grün
dann endgültig taumeln sollte, beginnt nach der Sommerpause bereits der
Wahlkampf für die Wien-Wahl 2015, bei der die FPÖ dann die rot-grüne Mehrheit
brechen will, so das freiheitliche Kalkül.
Bis dahin müsse bei der Wiener Partei auch
optimiert werden, heißt es aus FPÖ-Kreisen. Die Kommunikation nach innen soll
verbessert werden, gleichzeitig „die gute Politik“, wie es Parteikreise
formulieren, besser verkauft, junge Leute gefördert werden. Interessantes
Detail: Dieselben Schwächen hat Häupl bei seiner Wiener SPÖ geortet.
("Die Presse", Print-Ausgabe,
08.01.2014)
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