Wohnungsnot verteuert Mieten
Wien. Vor allem für Geringverdiener und
junge Familien werden die steigenden Ausgaben fürs Wohnen zu einer immer
größeren Belastung. In Ballungsräumen wird dringend zusätzlicher Wohnraum
gebraucht, allerdings ist die Neubauaktivität seit Jahren gering. 10.000 mehr
neue Wohnungen pro Jahr brauche man in Österreich, sagt Udo Weinberger,
Präsident des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI):
"Genügend Neubauten sichern leistbaren Wohnraum, dann ist der Preisdruck
draußen." Laut Karl Wurm, Obmann des Österreichischen Verbandes
gemeinnütziger Bauvereinigungen, fehlen sogar bis zu 15.000 neue Wohnungen
jährlich. Derzeit werden rund 38.000 neue Einheiten pro Jahr fertiggestellt,
die Regierung hat sich in ihrem Arbeitsprogramm unter dem Schlagwort "Leistbares
Wohnen" 48.000 neue Wohneinheiten zum Ziel gesetzt.
Der Bund sollte nicht
bis zum nächsten Finanzausgleich 2017 warten, sondern Geld aufnehmen und den
Bauträgern zur Verfügung stellen, fordert Wurm. Aus Sicht von Weinberger
berücksichtigt das Programm der neuen Bundesregierung nur den gemeinnützigen
und sozialen Wohnbau, während sich für den freifinanzierten Wohnungsmarkt kaum
Anreize finden würden.
Kritik
an Treffsicherheit des sozialen Wohnbaus
"Das Problem ist, dass in den vergangenen Jahren günstige Wohnungen mit hoher Wohnbauförderung weniger geworden sind. Besonders Einkommensschwache sind abhängig vom geförderten Wohnbau", sagt Wurm.
"Das Problem ist, dass in den vergangenen Jahren günstige Wohnungen mit hoher Wohnbauförderung weniger geworden sind. Besonders Einkommensschwache sind abhängig vom geförderten Wohnbau", sagt Wurm.
Der Verband der
Immobilienwirtschaft kritisiert hingegen die mangelnde Treffsicherheit im
sozialen Wohnbau: Gerade Bevölkerungsgruppen mit besonders niedrigem Einkommen
würden nicht in entsprechendem Ausmaß vom sozialen Wohnbau profitieren. 32
Prozent der Geringverdiener (mit weniger als 1090 Euro Nettoeinkommen für einen
Einpersonenhaushalt) haben private oder gewerbliche Vermieter, wie eine
Sonderauswertung der Statistik Austria ergeben hat. 16 Prozent wohnen demnach
in einer Gemeindewohnung, elf Prozent in einer Genossenschaftswohnung.
"Der soziale
Wohnbau ist eine Förderung des Mittelstandes", sagt Weinberger. Er
vermutet, dass der Genossenschaftsanteil - ein Einmalbetrag von einigen tausend
Euro - Menschen mit geringem Einkommen oder wenigen Ersparnissen abschreckt.
Außerdem würden Vermieter bei mehreren Interessenten für ein Objekt
"potente" Mieter bevorzugen, bei denen das Risiko eines
Zahlungsausfalles geringer ist.
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