Mittwoch, 8. Januar 2014

Kritik an Treffsicherheit des sozialen Wohnbaus

Wohnungsnot verteuert Mieten

Wien. Vor allem für Geringverdiener und junge Familien werden die steigenden Ausgaben fürs Wohnen zu einer immer größeren Belastung. In Ballungsräumen wird dringend zusätzlicher Wohnraum gebraucht, allerdings ist die Neubauaktivität seit Jahren gering. 10.000 mehr neue Wohnungen pro Jahr brauche man in Österreich, sagt Udo Weinberger, Präsident des Österreichischen Verbands der Immobilienwirtschaft (ÖVI): "Genügend Neubauten sichern leistbaren Wohnraum, dann ist der Preisdruck draußen." Laut Karl Wurm, Obmann des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen, fehlen sogar bis zu 15.000 neue Wohnungen jährlich. Derzeit werden rund 38.000 neue Einheiten pro Jahr fertiggestellt, die Regierung hat sich in ihrem Arbeitsprogramm unter dem Schlagwort "Leistbares Wohnen" 48.000 neue Wohneinheiten zum Ziel gesetzt.
Der Bund sollte nicht bis zum nächsten Finanzausgleich 2017 warten, sondern Geld aufnehmen und den Bauträgern zur Verfügung stellen, fordert Wurm. Aus Sicht von Weinberger berücksichtigt das Programm der neuen Bundesregierung nur den gemeinnützigen und sozialen Wohnbau, während sich für den freifinanzierten Wohnungsmarkt kaum Anreize finden würden.
Kritik an Treffsicherheit des sozialen Wohnbaus
"Das Problem ist, dass in den vergangenen Jahren günstige Wohnungen mit hoher Wohnbauförderung weniger geworden sind. Besonders Einkommensschwache sind abhängig vom geförderten Wohnbau", sagt Wurm.
Der Verband der Immobilienwirtschaft kritisiert hingegen die mangelnde Treffsicherheit im sozialen Wohnbau: Gerade Bevölkerungsgruppen mit besonders niedrigem Einkommen würden nicht in entsprechendem Ausmaß vom sozialen Wohnbau profitieren. 32 Prozent der Geringverdiener (mit weniger als 1090 Euro Nettoeinkommen für einen Einpersonenhaushalt) haben private oder gewerbliche Vermieter, wie eine Sonderauswertung der Statistik Austria ergeben hat. 16 Prozent wohnen demnach in einer Gemeindewohnung, elf Prozent in einer Genossenschaftswohnung.

"Der soziale Wohnbau ist eine Förderung des Mittelstandes", sagt Weinberger. Er vermutet, dass der Genossenschaftsanteil - ein Einmalbetrag von einigen tausend Euro - Menschen mit geringem Einkommen oder wenigen Ersparnissen abschreckt. Außerdem würden Vermieter bei mehreren Interessenten für ein Objekt "potente" Mieter bevorzugen, bei denen das Risiko eines Zahlungsausfalles geringer ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen