Mit dem Slogan, er wolle "mehr Gerechtigkeit", hat Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) die Nationalratswahlen 2013 - noch einmal - als stärkste Partei gewonnen. Abgesehen davon, dass die SPÖ Jahrzehnte Zeit hatte, mehr Gerechtigkeit zu schaffen, zeigt nun der Sozialbericht, dass die Ungleichheit immer mehr zunimmt und dass es sich nicht mehr lohnt, sein Einkommen aus Arbeit zu erwirtschaften.
Der am Dienstag vorgelegte Sozialbericht 2013-2014 ist das beste Argument, Faymann und seine SPÖ sofort abzuwählen. Vernichtend für die einstige Arbeiterpartei zeigt der Bericht auf, dass das oberste Fünftel der Bevölkerung in Österreich fast die Hälfte des "Lohnkuchens" bekommt, das unterste Fünftel dagegen nur zwei Prozent. In dem alle zwei Jahre erscheinenden Kompendium erfährt man auch, dass der Rückgang der Lohnquote, also der Anteil der Löhne am Volkseinkommen, in Österreich "stärker als in den meisten europäischen Ländern" war.
Zu viele Teilzeitjobs
Ein Grund für die steigende Ungleichheit zwischen niedrigen und höheren Einkommen ist laut Sozialbericht die "Zunahme atypischer Beschäftigungsverhältnisse, vor allem der Anstieg der Teilzeitarbeitsplätze". Deren Anteil betrug 2013 insgesamt 29 Prozent. Fast die Hälfte (47 Prozent) aller unselbstständig erwerbstätigen Frauen arbeiten nur Teilzeit. Das schlägt sich natürlich im Gehalt nieder, denn im Durchschnitt kann mit Teilzeitarbeit nicht einmal ein Drittel (30 Prozent) des Lohnniveaus von Vollzeitjobs erreicht werden. Dazu kommt, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen am stärksten durch Ausgaben fürs Wohnen belastet werden. 39 Prozent aus dieser Gruppe geben mehr als 40 Prozent für Wohnen und Energie aus. Jede und jeder Zweite mit niedrigem Einkommen gibt an, bei unerwarteten Ausgaben, die 1.050 Euro übersteigen, "größere finanzielle Einschränkungen" zu erleben.
Sozialbericht 2013 - 2014
erschienen
21.01.2015 Sozialbericht
beschreibt Maßnahmen, Entwicklungen und Analysen zu aktuellen Themen der
Sozialpolitik.
Sozialminister Rudolf
Hundstorfer hat heute den alle zwei Jahre erscheinenden Sozialbericht
veröffentlicht. Im Berichtszeitraum 2013 - 2014 werden die wichtigsten
umgesetzten und geplanten Maßnahmen und Entwicklungen sowie politische Ziele
und gesetzliche Änderungen in den Arbeitsbereichen des Sozialministeriums
beschrieben.
Darüber hinaus werden in
einem eigenen Abschnitt Analysen zu aktuellen Themen der Sozialpolitik
veröffentlicht, die detaillierte Einblicke in die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen und die soziale Situation der österreichischen Bevölkerung
liefern. Anhand der Analysen werden die Auswirkungen der Arbeitsmarkt- und
Sozialpolitik ebenso sichtbar wie der weitere politische Handlungsbedarf.
"Im Vergleich zu
anderen EU-Staaten
haben sich in
Österreich die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise bislang relativ moderat
ausgewirkt. Dies ist sowohl auf wirtschafts-, fiskal- und
beschäftigungspolitische Maßnahmen als auch wohlfahrtsstaatliche Strukturen und
die Sozialausgaben als konjunkturstabilisierende Faktoren zurückzuführen",
analysiert Sozialminister Rudolf Hundstorfer . „Die Studien zeigen
jedoch auch viele Herausforderungen auf".
Österreich die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise bislang relativ moderat
ausgewirkt. Dies ist sowohl auf wirtschafts-, fiskal- und
beschäftigungspolitische Maßnahmen als auch wohlfahrtsstaatliche Strukturen und
die Sozialausgaben als konjunkturstabilisierende Faktoren zurückzuführen",
analysiert Sozialminister Rudolf Hundstorfer . „Die Studien zeigen
jedoch auch viele Herausforderungen auf".
Die Ressortaktivitäten
auf einen Blick
über eine Milliarde EUR für die aktive Arbeitsmarktpolitik
370 Mio. EUR für die Beschäftigung der über 50-Jährigen
11.300 Ausbildungsplätze für Lehrstellen suchende Jugendliche
Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention durch eine Vielzahl
an Maßnahmen
Arbeitsinspektionen in rund 60.000 Arbeitsstätten und Baustellen
2,3 Mio. gesetzliche Pensionen ausbezahlt, der Staat schießt als
Ausfallhaftung 7,39 Mrd. EUR dafür zu flächendeckende Einführung von
Invalidität-Neu mit dem Grundsatz Rehabilitation vor Pension
450.000 PflegegeldbezieherInnen, 2,5 Mrd. EUR Pflegegeld
16.600 Pflegebedürftige in 24-Stunden-Betreuung - Förderung pro
Monat
20.000 Hausbesuche in der häuslichen Pflege pro Jahr
238.000 MindestsicherungsbezieherInnen (BMS) im Jahr 2013, davon
80.000 wieder in Arbeit
Verbesserungen bei Konsumentenverträgen im Internet und im
Telekommunikationsbereich
Beschluss der Umsetzung eines Rechts auf ein Basiskonto
bis 2016
bis 2016
Mitgestaltung der europäischen Sozialpolitik, insbesondere bei der
Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
Gender Mainstreaming und Förderung gleichberechtigter
Partnerschaften
Förderung der alternsgerechten Arbeitswelt und Verbesserung der
Lebensqualität von SeniorInnen
neue Leistungen: Bildungsteilzeitgeld, Umschulungsgeld,
Pflegekarenz und Pflegeteilzeit, Pflegefreistellung auch für Patchwork- und
Regenbogen-Kinder
Die sozialpolitischen
Analysen auf einen Blick
Sozialausgaben in
Österreich
Knapp 30% des BIP werden für Sozialausgaben aufgewendet, der
Großteil davon für Alter und Gesundheit.
Die Ausgaben für Früh- und Invaliditätspensionen konnten deutlich
verringert werden.
Unter der Annahme, dass die BIP-Entwicklung mittelfristig über den
demografisch bedingten Zusatzkosten für die Sozialsysteme liegt, bleibt der
Sozialstaat nachhaltig finanzierbar.
Entwicklung und
Verteilung der Einkommen in Österreich
Im Langfristvergleich bekommen unselbstständig Beschäftigte einen
laufend geringeren Anteil vom Bruttoinlandsprodukt (sinkende Lohnquote).
Die Einkommensverteilung zwischen den unselbstständig
Beschäftigten wird zunehmend ungleicher: Die obersten 20% der
LohneinkommensbezieherInnen bekommen fast die Hälfte des „Kuchens", die
untersten 20% gerade einmal 2%. Diese Ungleichheit wird durch Steuern und
Transfers etwas abgemildert.
Lebensbedingungen in
Österreich
Personen in Haushalten mit geringem Einkommen haben eine geringere
Erwerbsintensität, wohnen in schlechteren Verhältnissen und haben häufiger Zahlungsrückstände.
Geringes Einkommen geht noch dazu vermehrt mit schlechterem
gesundheitlichem Zustand einher.
Personen in Haushalten mit weniger Einkommen haben weniger soziale Kontakte und ihre gesamte Lebenszufriedenheit ist niedriger als beim Durchschnitt der Bevölkerung.
Personen in Haushalten mit weniger Einkommen haben weniger soziale Kontakte und ihre gesamte Lebenszufriedenheit ist niedriger als beim Durchschnitt der Bevölkerung.
Armuts- und
Ausgrenzungsgefährdung in Österreich
In Österreich sind über 1,5 Mio. Menschen armuts- oder
ausgrenzungsgefährdet. Österreich ist eines der wenigen Länder in Europa, wo
diese Zahl derzeit leicht rückläufig ist.
Ein besonders hohes Risiko der Armutsgefährdung haben
AlleinerzieherInnen, MigrantInnen, Personen mit Behinderungen und Personen mit
niedriger Bildung.
Österreich sechs Jahre
nach Krisenbeginn: Soziale Entwicklungen
Die soziale Situation in Österreich hat sich seit Beginn der
Finanzkrise 2009 verschärft: Auch wenn Österreich zu den EU-Ländern mit der niedrigsten
Arbeitslosigkeit zählt, ist auch hierzulande die Arbeitslosigkeit deutlich
angestiegen.
Zwar steigt auch die Beschäftigung, dies ist aber vor allem auf
die Zunahme von Teilzeitarbeit, atypischer und flexibler Beschäftigung
zurückzuführen.
Zunahme von massiven Zahlungsstörungen bei Privatkrediten seit
2009
Eine der Folgen der Krise ist ein Rückgang bei den direkten
Steuern gewesen. Erst 2012 konnte bei Einkommensteuer, Lohnsteuer und
Körperschaftsteuer wieder das Niveau von 2008 erreicht werden; bei der
Kapitalertragsteuer sind die Einnahmen nach wie vor rückläufig.
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