Die Sache mit dem Schweizer Franken, die den
Spekulations-Buchverlust der Gemeinde Wien aus ihren Franken-Finanzierungen
vorige Woche schlagartig auf fast 600 Mio. Euro verdoppelt hat, legt das
Schlaglicht wieder einmal grell auf die Bilanzierung der Länder: Ein
Unternehmen mit einem so hohen plötzlichen Abwertungsbedarf hätte ein mittleres
Problem.
Ein nach kameralistischen Methoden
bilanzierendes Bundesland wie Wien nicht: Man „rolliert“ einfach in alle
Ewigkeit, das heißt, man zahlt alte Franken-Kredite mit neuen Franken-Krediten
zurück und hofft, dass die Spekulation irgendwann aufgeht. Und wenn nicht, ist
auch nichts passiert. Zahlt ohnehin der Steuerzahler, wenn auch später – und
als Finanzreferent ist man dann längst in Pension und im Sinne des Khol'schen
Politiker-Unverantwortlichkeitsprinzips auch für nichts mehr verantwortlich.
Mit dieser Art von
Bilanzierung hätte es übrigens keinen Bawag-Skandal gegeben (man hätte den
Spekulationsverlust so lange weitergeschoben, bis man ihn zulasten des
Eigentümers „wegbilanziert“ gehabt hätte). Und der Hypo-Skandal wäre wohl auch
sehr viel später (dann allerdings umso heftiger) aufgebrochen.
Anders gesagt: Würde
Wien nach der modernen Doppik bilanzieren, hätte die Finanzstadträtin jetzt
Erklärungsbedarf. Nach der maria-theresianischen Kameralistik dagegen kann sie
lächelnd auf „nix passiert“ machen. Wenigstens macht Wien den „Buchverlust“
öffentlich, was ja auch nicht zwingend sein müsste.
Der Rechnungshof
verlangt von den Ländern schon lange, dass sie (auf ein beim Bund schon
verwirklichtes) modernes Rechnungswesen umstellen. Der Finanzminister könnte es
verordnen. Worauf wartet er eigentlich noch?
Ein Erratum steht auch an: Am 14.Jänner war an dieser Stelle im Zusammenhang mit Förderungen für Treibstoffe der Satz zu lesen: „Von der Rückvergütung für Agrardiesel reden wir da noch gar nicht.“ Das ist auch besser so, denn die steuerliche Begünstigung von Agrardiesel ist seit dem Abgabenänderungsgesetz 2012 Geschichte. Sorry für den Patzer.
Ein Erratum steht auch an: Am 14.Jänner war an dieser Stelle im Zusammenhang mit Förderungen für Treibstoffe der Satz zu lesen: „Von der Rückvergütung für Agrardiesel reden wir da noch gar nicht.“ Das ist auch besser so, denn die steuerliche Begünstigung von Agrardiesel ist seit dem Abgabenänderungsgesetz 2012 Geschichte. Sorry für den Patzer.
(Die
Presse)
Finanzexperte Werner Doralt hat scharf
kritisiert, dass die Bundesländer Wien und Niederösterreich die Folgen der
Franken-Aufwertung auf ihre Verbindlichkeiten nicht ausweisen. Gebietskörperschaften
dürften bei der Rechnungslegung nicht anders behandelt werden als Unternehmen,
dass sie den Schaden durch den stärkeren Franken nicht zeigten sei
"unverantwortlich" und "Scharlatanerie".
"Ich
kann nicht sagen, ich weise diese Verluste nicht aus, weil ich den Kredit
verlängern kann", rügte Doralt im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio. Unternehmer müssten die
Verbindlichkeiten jetzt in der neuen Höhe ausweisen, auch wenn der Kredit noch
30 Jahre laufe, und dies sollte auch für Gebietskörperschaften gelten, fordert
Doralt.
Konkret
ist der Schuldenstand der Gemeinde Wien durch den stärkeren Franken um 300 Mio.
Euro gestiegen, die Frankenschuld betrage jetzt fast zwei Mrd. Euro, das seien
rund 40 Prozent der Gesamtschuld der Bundeshauptstadt. Dass die Wiener
Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) darin kein Problem sehe und dies nicht
ausweisen werde, weil die Kredite verlängert werden könnten, ist laut Doralt
ebenso unverantwortlich wie das Vorgehen des niederösterreichischen
Finanzstadtrats Wolfgang Sobotka (ÖVP). Denn auch das Land Niederösterreich
sitze auf Frankenkrediten im Wert von 900 Mio. Euro, das seien 30 Prozent der
Gesamtschulden, und habe erst vor drei Monaten zwei Frankenanleihen über
zusammen 300 Mio. Euro begeben, heißt es im Mittagsjournal. In Niederösterreich
sei das Vorgehen noch dazu durch ein Landesgesetz legitimiert: "Wenn das
Landesgesetz das zulässt, sind wir in dieser verantwortungslosen Situation, wo
man Verluste, die eingetreten sind, nicht ausweisen muss - das ist
Scharlatanerie", empört sich Doralt.
Die Freigabe des Franken-Euro-Kurses durch die
Schweizer Notenbank (SNB) und die damit verbundene drastische Aufwertung des
Schweizer Franken hat in Österreich Frankenkredite deutlich verteuert.
Verhandlungen über einheitliche Finanzregeln in Bund und Ländern seien im
Laufen, heißt es im Finanzministerium. (APA, 20.1.2015)
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