Der private
Immobilienentwickler Wohninvest will jedes Jahr 20 bis 40 Millionen € in
Wohnprojekte stecken. Das wird immer schwieriger-der Zinshausmarkt ist in Wien
schon zu teuer.
15 Mitarbeiter, vier
bis acht Projekte pro Jahr mit 20 bis 40 Millionen € Volumen: Der private
Wohnimmobilienentwickler Wohninvest spielt als KMU in einer Nische, die für
Großkonzerne wie den Altbau-Player Conwert SE oder den
Bauherrenmodell-Marktführer IFA AG zu klein, für Einzelinvestoren aber schon zu
groß ist. Damit ist das Unternehmen in den vergangenen Jahren sehr gut
gefahren. Doch es werde immer schwieriger, geeignete Entwicklungsobjekte zu
finden, sagt Geschäftsführer Robert Fotter. "2013 haben wir von Jänner bis
September vier Häuser gesichert, im Vorjahr hingegen noch kein einziges, obwohl
uns jedes Jahr hunderte Objekte angeboten werden", sagt er. Erst zum
Jahresende kamen dann doch zwei Projekte rein - eines in der Christophgasse in
Wien Margareten, wo Wohninvest ein altes Haus abreißt und ein neues errichtet
und eines in der Heiligenstädter Straße in Wien Heiligenstadt, wo eine
Sanierung mit einem Zubau verbunden wird.
Der Grund für die
Schwierigkeiten im Einkauf: die enormen Preisanstiege. Doch billiger wird es
auch nicht. Fotter erwartet, dass die Preise für Wohnimmobilien in Wien
anhaltend hoch bleiben. "Die Flucht in Immobilien nimmt zu",sagt er.
"Die erste Welle nach 2008 ist zwar schon vorbei, doch die Unsicherheit
ist bei Anlegern nach wie vor hoch, und unerwartete Ereignisse wie ein Austritt
Griechenlands aus der Eurozone könnten sofort eine zweite Welle auslösen."
Oft würden Verkäufer
ihre Preise im Lauf der Verkaufsverhandlungen sogar noch einmal anheben, weil
ein Makler das empfehle, erzählt Fotter. "Die meisten Zinshäuser in Wien
sind zu teuer. Die kaufen wahrscheinlich nur vermögende Privatpersonen als
Geldparkplatz. Für einen Entwickler, der Zubauten errichtet oder den Dachboden
ausbaut, ist das kein Geschäft." Allenfalls Investoren, die die Häuser
parifizieren und die Wohnungen einzeln verkaufen, könnten bei hohen Preisen
noch mithalten-das sei aber nicht das Geschäftsmodell von Wohninvest. "Wir
sind und bleiben ein Entwickler", sagt der Geschäftsführer: Die Wohnungen
in den sanierten Häusern werden nicht verkauft, sondern entsprechend dem starren
Korsett des Mietrechts günstig - zwischen 6,50 und 8,50 € pro Quadratmeter im
Monat-vermietet. Das garantiere eine stabile Nachfrage der Mieter und einen
ruhigen Schlaf der Investoren auch bei eventuellen Änderungen des Mietrechts.
Attraktiver als das
Sparbuch
Mehr als drei bis vier
Prozent Rendite gehen sich so zwar nicht aus, im Vergleich zum Sparbuch sei das
aber noch immer ansprechend, meint Fotter. Und Investoren, die höhere Erträge
sehen wollen, können bei Wohninvest derzeit in ein anderes Projekt investieren:
Das Unternehmen hat das riesige Zinshaus Kaiserstraße 41 in Wien Neubau
erworben und baut es in Kooperation mit dem Architekturbüro BEHF, das dort
seinen Firmensitz hat, hochwertig aus. Weil die Investoren dort von Anfang an
dabei sind, tragen sie zwar ein höheres Risiko, aber auch die Renditen sind mit
sechs bis acht Prozent attraktiver. Das Projektvolumen: 16 Millionen €.
Deckelung der Mieten
macht Wohnen auch nicht billiger
Die privaten
Immobilieninvestoren warnen vor negativen Folgen der von den Koalitionsparteien
geplanten Mietrechtsreform. Die geplante Deckelung von Mieten führe nicht zu
mehr leistbarem Wohnen, sondern zu einer Verknappung des Wohnangebotes, weil
sich viele Vermieter aus dem Markt zurückziehen werden. Nur mehr Wohnraum führe
zu günstigeren Mieten.
"Sozialpolitik
ist und bleibt eine Aufgabe der öffentlichen Hand", sagt Wolfgang Louzek,
Präsident des Verbands der Institutionellen Immobilieninvestoren (VII),zu dem
große Zinshausbesitzer wie Conwert, Immofinanz, Grawe und Uniqa gehören. Die
Politik soll "ihre Hände vom privaten Sektor und dessen Regulierung
lassen". Sozialpolitik sei keine Aufgabe der privaten Wohnungseigentümer.
Wenn private Investoren durch Mietpreisregulierungen keine angemessene Rendite
mehr erwirtschaften, werden sie sich anders orientieren, und das
Wohnungsangebot wird zurückgehen, warnt Louzek. Er fordert eine intelligente
Wohnpolitik, die die Schaffung von Wohnraum in den Mittelpunkt rückt und die
soziale Komponente für jene in den Mittelpunkt rückt, die auch wirklich sozial
bedürftig sind-Stichwort Gemeindewohnungen.
Verfassungsrechtlich
bedenklich
Das österreichische
Mietrecht enthält laut Rechtsanwalt Stefan Eder bereits heute einige
Bestimmungen, die verfassungsund europarechtlich bedenklich sind und daher
geändert gehörten. Dabei handle es sich unter anderem um die Themenkreise
Verbot der Anpassung von Altverträgen an aktuelle Marktpreise, die
wirtschaftliche Ungleichbehandlung von befristeten und unbefristeten
Mietverträgen, die zunehmende Schlechterstellung von privaten Vermietern
gegenüber gemeinnützigen Bauträgern und die rechtliche Ungleichbehandlung von
Miet-und Pachtverträgen.
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