Papst Franziskus sorgt mit einem neuen Projekt
für Aufsehen in Rom. Obdachlose können sich in einer Einrichtung am Petersplatz
kostenlos duschen und die Haare schneiden lassen. Jeden Montag arbeiten dort
Friseure an ihrem eigentlich freien Tag.
Unter den Kolonnaden des
Petersplatzes hat Papst Franziskus nicht
nur Duschen für Obdachlose einrichten lassen, sondern auch einen Friseur. Ein
Polizist passt bei der Eröffnung am Montag auf, dass Journalisten nicht in die
Räume gehen. Der Respekt der Hilfsbedürftigen soll gewahrt werden.
"Es ist wunderbar,
hier arbeiten Menschen mit Herz, es gibt alles, Spiegel, einen richtigen
Friseur-Stuhl", schwärmt Barbara, eine der ersten, die sich die Haare
schneiden ließ. Umringt von Journalisten beschreibt sie, wie gut es ihr getan
habe, sich pflegen zu lassen und etwas für die Schönheit zu tun. Die Anlagen
seien neu und sauber - also eine Welt von dem entfernt, was in Rom sonst
so an öffentlichen WCs oder Duschen geboten wird. In den Papst-Duschen bekommen
die Obdachlosen einen Hygienebeutel mit Handtuch, Seife und Deo.
Friseure arbeiten alle auf
Freiwilligenbasis
Für den Friseur wurden
Shampoo, Bürsten und alle anderen Utensilien gespendet. Immer montags, wenn die
anderen Friseure in Rom geschlossen haben, arbeiten hier ausgebildete Coiffeure
auf Freiwilligenbasis. Und es gibt nicht nur den Billighaarschnitt. „Sie sollen
sich fühlen, als würden sie zum Friseur mit allem Drum und Dran gehen. Wenn sie
eine Tolle haben wollen oder einen modischen Spitzbart, wollen wir das
erfüllen“, sagt die Friseurin Arianna Corsi der Zeitung "Il
Messaggero".
Franziskus will Kirche für die
Bedürftigen
Am Petersplatz - Roms Sehenswürdigkeit schlechthin
- haben seit langem zahlreiche Obdachlose ihr Quartier aufgeschlagen. Um ihnen
ihre Würde zurückzugeben, hat der Almosenpfleger des Papstes, der polnische
Erzbischof Konrad Krajewski, die Duschen und den Friseur einrichten lassen.
Franziskus hat sich seit
seinem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren vorgenommen, dass sich die Kirche
wieder den Bedürftigen nähert. So lässt er gern Regenschirme oder Schlafsäcke an
Obdachlose verteilen oder besucht schon mal überraschend ein römisches
Armenviertel.
Kunsthistoriker kritisieren soziales
Projekt
Doch das Projekt mitten
auf dem Petersplatz hat nicht nur Freunde. Kunsthistoriker hatten sich daran
gestoßen, dass die Einrichtung unter den Kolonnaden das Werk des
Barock-Architekten Gian Lorenzo Bernini störe. „Diese Initiative beleidigt
Bernini“, sagte der Kunstkritiker Gianluca Marziani dem „Messagero“. „Ich würde
nicht wollen, dass nach den Duschen und dem Friseur auch Betten unter den
Kolonnaden ausgebreitet werden.“
Andere machen sich
Sorgen, dass das Projekt weitere Obdachlose anziehe. Der Vatikan kann dies
nicht nachvollziehen. „Wir Christen sollten das akzeptieren“, sagt
Vize-Vatikansprecher Ciro Benedettini.
Touristen befürworten Einrichtung
Auch Touristen am
Petersplatz stören sich nicht an der unauffälligen Einrichtung. „Ich finde das
Projekt gut, und das entspricht doch ganz Franziskus' Linie“, sagt Antje
Strothe aus Bonn, die mit Mann und KindernUrlaub inRom macht und sich den Petersdom
ansehen will. Und ihr Mann fügt hinzu: „Auf den Dienst-Mercedes, den das
Projekt kostet, kann der Vatikan sicher gut verzichten.“
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