Aktionäre
wehren sich gegen Deutsche Wohnen
Für eine Milliarde Euro will die
Deutsche Wohnen den österreichischen Konkurrenten Conwert schlucken. Der
Konzern würde damit Boden auf die Deutsche Annington gutmachen – doch viele
Aktionäre sträuben sich.
Die Deutsche Wohnen will für gut eine Milliarde
Euro den kleineren österreichischen Konkurrenten Conwert schlucken. Der
zweitgrößte deutsche Wohnimmobilienkonzern biete 11,50 Euro je Conwert-Aktie in
bar und habe sich vorab bereits knapp 26 Prozent der Papiere gesichert, teilte
Deutsche Wohnen am Sonntagabend mit.
Eine
entsprechende Offerte werde das Unternehmen voraussichtlich Mitte März
veröffentlichen, sagte Finanzvorstand Andreas Segal zu Reuters. Die
Conwert-Aktie war nach der Ankündigung vom Handel ausgesetzt.
Reuters hatte bereits vorab über die Zukaufpläne
berichtet. Mit dem Zukauf will die Deutsche Wohnen Boden auf den Branchenprimus
Deutsche Annington gutmachen: Dieser hatte erst im
Dezember angekündigt, für 3,9 Milliarden Euro die Konkurrentin Gagfah zu kaufen.
Das
Übernahmeziel Conwert hat seinen Sitz zwar in Österreich – das Portfolio des
Unternehmens besteht jedoch großteils aus 25.000 deutschen Wohnungen mit einem
Immobilienvermögen von zuletzt 1,4 Milliarden Euro. Sie befinden sich vor allem
in Berlin, Potsdam, Dresden, Leipzig und Nordrhein-Westfalen.
Damit
würde die Deutsche Wohnen ihren Bestand auf 175.000 Wohnungen ausbauen – und
wäre damit in etwa halb so groß wie der aus Deutscher Annington und Gagfah
fusionierte Rivale mit 350.000 Wohnungen. Die Offerte steht unter der
Bedingung, dass der deutsche Konzern mindestens 50 Prozent plus eine Aktie
angedient bekommt. „Wir wollen so viele Aktien wie möglich einsammeln“, sagte
Segal zu Reuters.
Mit
den größten Conwert-Aktionären habe Deutsche Wohnen das Angebot abgestimmt: Der
ehemalige Chef des Baukonzerns Strabag, Hans-Peter Haselsteiner, habe dabei
zugesichert, 19 Prozent zu verkaufen und seinen Anteil damit auf gut fünf
Prozent zu verringern. Weitere 6,6 Prozent der Anteile habe sich die Deutsche
Wohnen von anderen Eigentümern gesichert.
Der
Angebotspreis von 11,50 Euro entspricht einer Prämie von fünf Prozent auf den
Schlusskurs von Freitag. Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn sprach von einem
fairen Angebot. „Conwert steht nach schwierigen Jahren vor großen
Herausforderungen. Wir wollen ein starker Partner sein und das Unternehmen
operativ und finanziell neu aufstellen“, sagte er.
Zahlreiche Aktionäre haben das Übernahmeangebot für
Conwert aber als zu niedrig kritisiert und fordern einen Nachschlag. „Der von Deutsche Wohnen gebotene Preis von 11,50
Euro/Aktie entspricht in keiner Weise dem fairen Wert und berücksichtigt weder
die erheblichen Bewertungsreserven noch eine strategische Prämie“, erklärte der
rebellische Conwert-Aktionär Alexander Proschofsky am Montag. Er hielt auf der
vergangenen Hauptversammlung über seine Firma Cube Invest rund 1,5 Prozent der
Aktien. Grundsätzlich sei der Einstieg eines professionellen und fachkundigen
Immobilieninvestors bei dem österreichischen Konzern jedoch positiv, erklärte
Proschofsky.
Auch
der Investor Petrus Advisers, der über 6,7 Prozent an Conwert hält, kann mit
der Offerte wenig anfangen. „Ich verstehe das Angebot einfach nicht; beim Preis
muss ein Fehler unterlaufen sein", sagte Petrus-Fondsmanager Klaus Umek.
Grundsätzlich stehe er der Deutschen Wohnen aber positiv gegenüber. "Ich
bin froh, dass sie da sind“, sagte Umek. Conwert sei eine „Perle“, die nur sehr
schlecht gemanagt" sei.
Conwert-Aktien
eröffneten am Montag nach einer Handelsaussetzung wegen dem Übernahmeangebot
9,4 Prozent höher bei 12,0 Euro.
Auch
der österreichische Fonds 3-Banken-Generali, der nach eigenen Angaben knapp
zwei Prozent der Papiere hält, fordert einen höheren Kaufpreis. „Aus heutiger
Sicht ist der Preis zu tief. Er entspricht nicht dem, was die Firma wert ist“,
sagte Geschäftsführer Alois Wögerbauer. Er könne sich nach derzeitigem Stand
nicht vorstellen, dass die Fondsgruppe das Angebot annehme.
Das
österreichische Unternehmen hatte in den ersten neun Monaten des vergangenen
Jahres wegen einer fehlgeschlagenen Zinswette einen Vorsteuerverlust von knapp
28 Millionen Euro verbucht. Zudem sieht sich die Führungsriege der Firma
zunehmend mit dem Widerstand einiger Aktionäre konfrontiert: Der Großaktionär
Petrus Advisers hatte den Firmenchefs Missmanagement vorgeworfen und eine neue
Strategie gefordert. Bereits zuvor hatte rebellische Aktionär Alexander
Proschofsky eine Neubesetzung des Verwaltungsrats gefordert.
Für die Deutsche Wohnen ist es nicht der erste
größere Zukauf: Im Sommer 2013 hatte sie ein 1,8 Milliarden Euro schweres
Übernahmeangebot für die kleinere Konkurrentin GSW angekündigt – die Fusion ist
mittlerweile über die Bühne.
Die
Conwert-Übernahme – die auch die Wandelanleihen der österreichischen Firma
umfasst – will die Deutsche Wohnen unter anderem mit einem rund 900 Millionen
Euro schweren Brückenkredit finanzieren.
Dieser soll noch im laufenden Jahr mit Hilfe einer
Kapitalerhöhung abgelöst werden. Details dazu nannte Deutsche Wohnen nicht. Sie
halte an dem Ziel fest, Ende 2015 einen Verschuldungsgrad von rund 50 Prozent
zu erreichen. Beraten wird das Unternehmen bei dem Deal von Goldman Sachs und UBS .
Österreich
conwert
ist auf die langfristig orientierte Bewirtschaftung und Weiterentwicklung von
Immobilien ausgerichtet. Die conwert Immobilien Invest SE verfügt über
Tochtergesellschaften, in deren unmittelbarem Eigentum die Immobilien stehen.
Diese Gesellschaften werden als lokale Objektgesellschaften geführt. Das Management
des Konzerns wird über die conwert Management GmbH durchgeführt, die auf
operativer Ebene auch das conwert-Portfolio in Österreich verwaltet. Sämtliche
Immobiliendienstleistungen werden in Österreich von der RESAG Property Management GmbH sowie
der RESAG Immobilienmakler GmbH
durchgeführt.
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